Traumjaeger und Goldpfote
Teile, doch als er versuchte, seinen Kopf wegzudrehen, war der Schmerz schlimmer. Er fand sich damit ab, blieb auf dem Rücken liegen, und nach einer Weile begannen kleine Lichtflecken vor seinen Augen aufzutauchen. Er konnte sich diese wirbelnden, hüpfenden Punkte nicht erklären, doch schließlich witterte seine Nase einen bekannten Geruch. Die flirrenden Flecken begannen zusammenzufließen. Wie hohe Grashalme, die von einer Pfote beiseite gedrückt werden, glitt die Dunkelheit weg. Dachschatten, einen Ausdruck grimmiger Konzentration auf dem Gesicht, wusch mit ihrer rauhen, rosigen Zunge sein Gesicht. Fritti konnte seine Augen nicht scharf stellen – sie war sehr dicht vor ihm und die Anstrengung tat weh –, aber ihr Geruch bestätigte seinen Eindruck. Er sprach ihren Namen aus und war überrascht, als sie nicht reagierte. Er versuchte es noch einmal, und jetzt fuhr sie zurück und starrte ihn an. Dann rief sie jemandem, den er nicht sehen konnte, zu: »Er ist aufgewacht!«
Fritti wollte sie begrüßen, ihr sagen, wie glücklich er sei, sie in den Feldern der Lebenden zu sehen – falls er sich dort befand –, doch ehe er mehr als einen Laut hervorbringen konnte, glitt er wieder in Dunkelheit zurück.
Als er später erwachte, hatte sich ein großer, zottelhaariger roter Kater zu ihr gesellt. Er brauchte lange, bevor er erkannte, dass es Prinz Zaungänger war.
»Was … was …« Seine Stimme war schwach. Er schluckte. »Was ist geschehen? Sind wir … oben auf der Erde?«
Dachschatten beugte sich vor und sah ihn aus ihren warmen, grünen Augen an. »Versuch nicht zu sprechen«, sagte sie besänftigend. »Du bist in Sicherheit. Zaungänger hat dich rausgebracht.«
Fritti spürte einen dünnen, unerklärlichen Stich von Eifersucht. »Wo ist Raschkralle?«, fragte er.
»Du wirst ihn bald sehen«, sagte sie und blickte zum Prinzen auf. Zaungänger strahlte ihn an, derb und gutgelaunt wie immer.
»Haben uns Sorgen um dich gemacht. Haben nicht geglaubt … haben uns einfach Sorgen gemacht! Was für eine Schlägerei, was für ein Spektakel! Sagenhafter Kampf!« Der Prinz war drauf und dran, wie es schien, Fritti einen gutmütigen Hieb zu versetzen. Dachschatten schob sich zwischen ihn und sein angepeiltes Opfer, das bereits müde war.
»Du solltest jetzt bloß schlafen und Tiefklar für dich sorgen lassen«, sagte sie. Traumjäger ließ sich nur widerstrebend in den Schlaf sinken. So viele Fragen …
In den Traumfeldern genas Fritti. Bald konnte er sich aufrecht hinsetzen, obgleich ihm schwindelig wurde. Eine energische Selbstuntersuchung förderte keine ernsthaften Verletzungen zutage. Seine zahlreichen Wunden hatten zu bluten aufgehört, und dank Dachschattens geduldiger Bemühungen war der größte Teil des eingetrockneten Blutes aus seinem kurzen Fell entfernt. Seine Augen waren geschwollen – er hatte Schwierigkeiten, sie ganz zu öffnen –, doch im Großen und Ganzen war er in guter Verfassung.
Dachschatten wollte ihm seine Fragen noch nicht beantworten und saß geduldig schweigend neben ihm, während er sie um Auskünfte bestürmte. Zaungänger kam häufig vorbei, um Fritti zu sehen, während dieser sich erholte, doch sein stürmisches Temperament machte es ihm schwer, ruhig zu sitzen und ausführlich zu erzählen. Seine Besuche waren herzlich, aber kurz.
Frittis Träume waren nicht gänzlich falsch gewesen. Die Erde war tatsächlich warm. Die entfernten Bezirke des Rattblatt-Waldes waren schneebedeckt, trugen einen weißen Überwurf, der sich bis zum nebligen Horizont hinzog, doch der Waldrand, an dem Fritti erwacht war, leuchtete grün und feucht. Der dünne Grasteppich war grün und nass, als sei der Schnee plötzlich unter einer heißen Sonne weggeschmolzen. Dachschatten sagte, das gelte für die ganze Gegend rund um den Hügel, sie glaubte jedoch, der Schnee werde am Ende zurückkehren. Immerhin war es noch Winter.
Tage vergingen, und binnen kurzer Zeit war Fritti wieder auf den Beinen und lief herum. Er und Dachschatten erkundeten den vorzeitig ergrünten Wald, stapften gemeinsam durch den aufgedunsenen falschen Frühling. Hier und dort ließ sich ein einsamer
Fla-fa’az
hören, der tapfer in den Baumwipfeln sang.
Fritti hatte Raschkralle noch nicht gesehen, doch Dachschatten versprach, ihn bald zu ihm zu führen. Auch er, sagte sie, sei dabei, sich zu erholen, und dürfe nicht aufgeregt werden.
In dem unzeitigen Grün tauchten gelegentlich die mageren, starräugigen Gesichter
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