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Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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auf Instinkte, die er nicht kannte und die er in seiner rasenden Eile, die Freunde zu erreichen, plötzlich besaß. Als er um eine Windung des schmalen Pfades schlitterte und nach einem Halt über den dröhnenden, dampfenden Wassern suchte, sah er seine beiden Gefährten vor sich. Dachschatten stand über einem blutenden Raschkralle und kämpfte erbittert mit einer großen, dunklen Kreatur, die doppelt so groß war wie sie: Kratzkralle.
    Das schwarze Untier, über und über mit Blut bedeckt, drehte sich mit seinen irren Augen um, als Traumjäger näher kam. Ein wirres Grinsen verzerrte sein breites Gesicht.
    »Sterngesicht. Sterngesicht, der Traumjäger! Ich werde ihn eines Tages töten! Ich werde es tun!« Kratzkralle stieß ein lautes bellendes Lachen aus, und Dachschatten sank keuchend und verwundet zurück. Traumjäger sprang grimmig vor, während Kratzkralle in die Hocke ging und mit seinem dicken Schwanz die Luft peitschte. Ein Grollen, das von den Steinen der Höhlendecke auszugehen schien, lief durch den Raum.
    Fritti bremste seinen Lauf im breiten Teil des Pfades und ließ sich einige Sprünge vom Krallenwächter entfernt mit gekrümmtem Rücken nieder. Das unheilvolle Grollen erhob sich abermals über das Toben des Wasserfalls.
    »Komm her, wenn du etwas von mir willst, Kratzkralle«, sagte Traumjäger und legte so viel Verachtung in seine Stimme, wie er aufbringen konnte. Das Krallenbiest grinste wieder, und sein Schwanz schlug hin und her.
    »Komm her – falls du damit fertig bist, gegen Kätzchen zu kämpfen, du hohlköpfiger
Garrin
.« Kratzkralle knurrte und stand auf. Das kurze Fell auf seinem Rücken stellte sich auf wie schwarzes Gras.
    »Dachschatten!«, schrie Traumjäger über den zunehmenden Tumult unter und über ihnen hinweg. »Nimm Raschkralle und verschwinde!«
    »Er ist schwer verletzt, Traumjäger«, rief die
Fela
zurück. Der Krallenwächter bewegte sich geschmeidig den Pfad hinunter auf Fritti zu, und der Tod leuchtete aus jeder seiner purpurnen Krallen.
    »Ein Grund mehr, ihn nach oben zu bringen!«, rief Fritti. »Dies ist mein Kampf. Du hast getan, was du konntest. Jetzt geh!«
    Fritti sah, wie Dachschatten und Raschkralle, der mühsam vorwärtsstolperte, den Pfad hinaufzugehen begannen. Er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Kreatur vor ihm. Sie standen sich gegenüber – die kleine orangefarbene Katze mit dem weißen Stern; das dunkle, rotkrallige Untier aus der Erde. Sie rollten die Leiber und wippten mit den Schwänzen und blickten einander lange Zeit starr an. Der Krallenwächter sprang, und zugleich ertönte wiederum das Geräusch von oben. Kurz bevor sie aufeinanderprallten, sah Fritti Hagel von kleinen Steinen herabprasseln – dann war Kratzkralle bei ihm.
    Sie bissen und traten, sie rollten über den schmalen Felsgrat, und das leise Fauchen des dunklen Untiers war ebenso intensiv wie Frittis rasendes Geheul. Sie hieben und schnappten, dann ließen sie voneinander ab, um sich auf dem winzigen Grat auf engstem Raum zu umkreisen. Die Gier zu töten trieb sie langsam zueinander, bis sie lossprangen und sich ineinander verbissen.
    Dieses Ritual wurde immer aufs Neue wiederholt. Die überlegene Größe Kratzkralles sorgte dafür, dass Frittis schwächere Kräfte sich verbrauchten, doch die kleinere Katze ließ nichtnach. Sie kämpften und bissen, trennten sich und fielen aufs Neue übereinander her. Beide Katzen bewegten sich mit der qualvollen Langsamkeit dunkler, blinder Kreaturen am Grunde der Breitwasser, blinde Wesen, die sich im Schlamm balgten.
    Schließlich wurde Frittis Widerstand gebrochen und er am Rand des Pfades auf den Boden gepresst. Sein Kopf hing schlaff in schwindelnder Höhe über den brausenden Wassern. Das Höhlengewölbe erzitterte nun von einem unaufhörlichen Donnern, als ob auf dem Dach über ihren Köpfen riesige Gestalten auf den Steinen tanzten.
    Fritti lag reglos. Ein gebogener Strahl brennend heißer Flüssigkeit schoss an seinem Gesicht vorbei. Kratzkralle grub dicht neben Frittis Rückgrat seine Zähne in Traumjägers Hals. Fritti spürte, wie die mächtigen Kiefer sich zu schließen begannen … immer mehr … und dann hörte der Druck plötzlich auf.
    Der Krallenwächter hatte seinen Griff gelockert. Seine breiten Tatzen auf die Brust der kleinen Katze gestemmt, starrte er auf Fritti hinunter. Es veränderte sich etwas in Kratzkralles Augen, und dann wurden sie blicklos.
    »Sterngesicht?«, sagte er fragend. Der Ausdruck rasenden Hasses

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