Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
Vom Netzwerk:
plötzlich auf, und an seine Stelle trat die Empfindung einer sanften Bewegung. Traumjäger hörte, wie der Große schwerfällig über den Rand kletterte, und dann eine gleichmäßige Abfolge von Knarren und Spritzen.
    Nach einiger Zeit fasste Fritti sich ein Herz und streckte seine rosige Nase zwischen den Falten des Tuchs hervor, das ihn einhüllte. Der mächtige Rücken des
M’an
war ihm zugewandt, der Große bewegte die Äste im Wasser hin und her. Die Nussschale war ringsum von Wasser umgeben.
    Mutter Rhebus hat gesagt, ich solle auf »Dinge achten, die sich im Wasser bewegen«, dachte Fritti. Wenn also alles gutgeht – und ich nicht mit dieser seltsamen Nussschale untergehe –, werde ich ihr zu danken haben.
    Er rollte sich in seinem Versteck zusammen, legte den Schwanz über die Nase und schlief weiter.
     
    Er wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als die Schale mit einem Ruck zum Halten kam. Fritti hörte den
M’an
herumfuhrwerken, doch sein Versteck blieb unentdeckt. Endlich stieg der
M’an
aus der Schale und ging mit schwerem Schritt davon. Traumjäger blieb noch eine Weile still liegen, dann sprang er heraus, streckte sich und blickte sich um. Vor ihm stieg die Insel auf. Die Nussschale war an einem hölzernen Gehweg zur Ruhe gekommen, der eine kurze Strecke über dem Wasser verlief und dann in einem schmutzigen Pfad endete, der sich den grasigen Hang hinaufschlängelte. Am oberen Ende des Pfades konnte Fritti die
M’an
-Behausung sehen und – darüber aufragend wie ein weißer, astloser
Vaka’az’me
– den hohen
M’
an-Hügel.Die Sonne stand noch am Himmel, und der weiße Hügel war dunkel.
    Fritti ging den unebenen Pfad hinauf. Das Gras unter seinen Pfoten federte. Leichten Herzens schritt er aus. Der Wind, der fern der Breitwasser wehte und seine Nase und Barthaare streichelte, gab ihm ein Gefühl, als habe er die Spitze der Welt erklommen.
    Aus dem größeren Teil des
M’an
-Nestes löste sich eine dunkle Gestalt und kam mit schleppenden, lässigen Schritten ein Stück den Hang herunter. Es war ein großer Hund mit einer breiten Brust und kräftigen Beinen.
    In einem sonderbaren Gefühl der Leichtigkeit und Vertrauensseligkeit schritt Traumjäger gelassen weiter. Verblüfft legte der
Fik’az
seinen Kopf zur Seite und starrte. Nach einer langen neugierigen Prüfung des Fremdlings sagte der Hund: »Du da! Wer bist du? Was treibst du hier?« Die grollende Stimme der Bulldogge war tief und gemessen und hörte sich an wie ferner Donner.
    »Ich bin Traumjäger, Meister
Fik’az
. Ich wünsche Guten Tanz. Und mit wem habe ich das Vergnügen zu sprechen?«
    Der Hund schielte auf Fritti herunter. »Bin Rauhmaul. Hast meine Frage nicht beantwortet. Was treibst du hier?«
    »Oh, ich schau mich nur ein bisschen um«, erwiderte Fritti und wedelte in entwaffnender Weise mit dem Schwanz. »Ich bin gerade von der anderen Seite des Wassers rübergeflogen und habe gedacht, ich werfe mal einen Blick auf die Insel. Recht hübsches Plätzchen hier, findest du nicht?«
    »Ja«, knurrte Rauhmaul. »Solltest aber nicht hier sein. Verschwindest besser.« Der Hund ließ den Unterkiefer sinken und machte ein finsteres Gesicht. Dann legte er abermals den Kopf zur Seite. »Sagtest du … ›geflogen‹?«, fragte er langsam. »Katzen fliegen nicht.«
    Während sie sich unterhielten, war Traumjäger vorsichtig vorgerückt.Nun setzte er sich kaum fünf Sprünge von dem
Fik’az
entfernt nieder und begann sich gleichmütig zu putzen.
    »Oh, einige schon«, sagte er. »Um die Wahrheit zu sagen, meine ganze Sippe von fliegenden Katzen denkt daran, diesen Fleck hier zu ihrem neuen Nistplatz zu machen. Wir brauchen einen Ort, wo wir unsere Eier legen können, weißt du.«
    Traumjäger stand auf und begann sich in gehöriger Entfernung an dem Hund vorbeizudrücken. »Ja, stell dir das vor«, sagte er, von der einen Seite zur anderen blickend, »Hunderte von fliegenden Katzen … große, kleine … ist doch eine reizende Vorstellung, oder?«
    Er war fast unversehrt an dem Hund vorbei, als ein tiefes Knurren ertönte. Rauhmaul fauchte: »Katzen können nicht fliegen. Ich will’s nicht!«
    Mit dumpfem Gebell sprang die Bulldogge vor. Fritti drehte sich um und schoss pfeilschnell den Hügel hinauf. Nach ein paar Sprüngen wurde ihm klar, dass es dort oben weder Bäume zum Hinaufklettern noch Zäune als Deckung gab; bis zur Hügelkuppe gab es nichts als offenes Grasland.
    Warum eigentlich, schoss es ihm plötzlich durch den

Weitere Kostenlose Bücher