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Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Magen aus dem Schlummer getrieben wurde. Raschkralle, noch immer schlafend, trat ihn weich mit den Pfoten, während er zusammengerollt an Fritti geschmiegt lag. Das Kätzchen, erst kürzlich entwöhnt, träumte wahrscheinlich von seiner Mutter und seinem Nest. Erneut überkam ihn die quälende Sorge, dass er seinen jungen Gefährten den Gefahren der Reise aussetzte. Waren die Katzen des Volkes einmal dem Kätzchenalter entwachsen, so waren sie in der Regel selbständige Jäger und Abenteurer, und sein Verantwortungsgefühl war vielleicht ein wenig unnatürlich. Aber in der letzten Zeit, dachte er, waren ja auch viele unnatürliche Dinge vorgefallen.
    Während Raschkralle seinen schläfrigen Milchtritt fortsetzte, fühlte sich Fritti an seine eigene Mutter erinnert … und war plötzlich froh über die Sicherheit eines zweiten warmen, pelzigen Körpers, mit dem er sich in dieser fremden Umgebung zusammenrollen konnte. Er leckte die weichen Härchen im Inneren von Raschkralles Ohr, und das schlafende Kätzchen schnurrte glücklich. Fritti sank gerade in den Schlaf zurück, als er eine Stimme hörte.
    Grillenfänger war wach, trabte umher und sprach mit sich selbst. Seine Augen hatten den entrückten Ausdruck, den Fritti schon kannte. Sein schlottriger, schmutzbefleckter Körper war aufgerichtet und gestrafft.
    » … geschlagen und erschöpft und gefangen … hier sind wir … in der Falle! Festgenagelt unter dieser Mauer, dieser Rappel-Wackel-Mauer und …« Grillenfänger murmelte ungestüm vor sich hin, während er vor Frittis gebanntem Blick auf und ab marschierte.
    » …Die Vögel und schrillenden, schreienden, gallertäugigen Roten … lachend und tanzend – kommen nicht raus! … Es kratzt an der Tür, wer ist es? … Ich muss es rauskriegen …«
    Plötzlich sträubten sich der alten Katze die Haare, als sei sie von einem Klang oder Geruch überrascht worden. Fritti spürte nichts. Fauchend und spuckend und mit ausgestreckten Krallen warf sich Grillenfänger flach zu Boden und zischte zwischen gefletschten Zähnen hervor: »Sie sind hier! Ich spür’s! Warum wollen sie mich? Warum?«
    Er jaulte und blickte wild von einer Seite zur anderen, als wähnte er sich von Feinden umgeben. »Sie brauchen mich, und es … tut weh … Ach … der
Vaka’az’me
… vergebt mir … Ach, da ist ein Riss! Ein Riss im Himmel!«
    Grillenfänger wand sich, zitterte am ganzen Leib, dann sprang er fort in das Unterholz. Das Geräusch seiner Flucht verlor sich in der Ferne.
    An Traumjägers Seite war sein junger Gefährte wach geworden. »Was war das?«, gähnte er verschlafen. »Es war mir, als hörte ich die schrecklichsten
Ruhus.
«
    »Es war Grillenfänger«, gab Traumjäger zur Antwort. »Ich glaube, er ist fortgelaufen. Er hatte einen seiner Anfälle – er schien zu glauben, etwas verfolge ihn.« Fritti warf seinen Kopf hin und her und versuchte, das unheimliche Bild Grillenfängers zu verscheuchen.
    »Ich habe damit gerechnet, dass es so kommen würde«, sagte Raschkralle sachlich.
    »Vielleicht kommt er zurück«, beharrte Fritti.
    »Oh, er ist wirklich nicht übel, nur verrückt wie eine Spottdrossel.Erzählt jedenfalls gute Geschichten. Besonders mochte ich die von Rotbein. Wer war Rotbein eigentlich, Traumjäger? Ich habe Borstenmaul nie von ihm singen hören. Und auch nicht von Königin Springwolke.«
    »Ich weiß es wirklich nicht, Raschkralle«, sagte Fritti und wollte gerade eine Jagd nach einem Frühstück vorschlagen, als er endlich bemerkte, dass die Vögel zu singen aufgehört hatten. Im Wald war es totenstill, kein Lüftchen regte sich. Plötzlich tauchten, unmerklich wie wachsendes Gras, aus dem Grün der Umgebung einige große Katzen auf. Fremd-Katzen, jede so stumm wie ein Schatten. Bevor der erschreckte Fritti oder der kleine Raschkralle etwas sagen oder sich rühren konnten, hatten die sonderbaren Katzen das Paar in einem weiten Kreis eingeschlossen.
    Raschkralle begann ängstlich zu wimmern. Die fremden Katzen starrten sie mit kalten, kalten Augen an.

8. KAPITEL
    Mein Körper gibt mühelos Geheimes wieder.
    Mein Körper ist das Buch, das die Lösung enthält.
    Meine Welt reicht tiefer als der Ozean nieder.
     
    Eine Botschaft ist mein Buckel, dich zu erreichen,
    Doch mehr als ich zeige, verberg ich der Welt.
    Ich heb meine Pfote zum geheimen Zeichen.
     
    Philip Dacey
     
    E in lebendiger Ring umgab nun Fritti und seinen Gefährten. Die Fremden umkreisten sie, strichen einer nach dem anderen mit

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