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Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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ihm Brust und Beine.Doch er war jung und unerfahren. Die schwarze Katze war groß und offensichtlich ein Veteran vieler Kämpfe.
    Die beiden Streiter lösten sich kurz voneinander und umkreisten sich fauchend. Beide spürten sie die Anstrengung, jedoch auch das Bedürfnis nach einer Entscheidung. Und eine Sekunde später gingen sie aufs Neue aufeinander los.
    Unter Zitterkralle eingeklemmt, raffte sich Fritti zu einer letzten Anstrengung auf. Er wand und drehte sich im Griff der größeren Katze und kam so weit frei, dass er so kraftvoll in das Ohr der schwarzen Katze beißen konnte, dass es blutete. Dann waren seine Kräfte erschöpft, und er wurde abermals von dem Gewicht Zitterkralles begraben. Er spürte, wie dessen Kiefer sich um sein Genick schlossen.
    »Hast du ›genug‹ gesagt?«, hörte er die grollende Stimme des Lehnsmannes in seinem Nackenfell. Fritti versuchte Atem zu sparen und durchzuhalten, als plötzlich die Kiefer von seinem Genick verschwunden waren und die Lichtung von einem ohrenbetäubenden Geheul widerhallte.
    Traumjäger rollte sich erschöpft auf den Rücken, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie Zitterkralle – wie eine Dämonenkatze hüpfend und springend – mit seinen Tatzen auf Raschkralle einschlug. Erbittert klammerte sich das Kätzchen fest, und seine nadelspitzen Zähne gruben sich in das Fleisch von Zitterkralles schimmerndem schwarzen Schwanz.
    Als es ihm schließlich gelungen war, die junge Katze wegzuscheuchen, glitt der Lehnsmann vor Schmerz und Erschöpfung zu Boden, weniger als einen Sprung von Traumjäger entfernt. Zitterkralle leckte seinen verwundeten Schwanz und starrte Raschkralle vorwurfsvoll an, der den Blick hochnäsig erwiderte.
    Die anderen Katzen umringten Raschkralle und fauchten wütend, doch der schwer atmende Zitterkralle gebot ihnen Einhalt und sagte: »Nein, nein, lasst ihn zufrieden. Sein Beschützer hat tapfer gekämpft – und er selbst ist ebenfalls mutig für sein Alter.Vielleicht nicht sehr klug in der Wahl seiner Gegner … aber das macht nichts. Tut ihm nichts.«
    Als Traumjäger sah, dass Raschkralle außer Gefahr war, rollte er sich auf den Rücken und streckte die Pfoten in die Luft. Zuerst sah er Myriaden winziger Pünktchen vor seinen Augen flimmern, und dann sah er eine Zeitlang überhaupt nichts mehr …
     
    Als er aufwachte, stellte Fritti fest, dass Raschkralle in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt war. Die Schar der fremden Katzen hatte sich um ihn zusammengedrängt, und in ihren Gesichtern drückten sich Überraschung und Erheiterung aus. Raschkralle erzählte ihnen offenbar von Grillenfänger. Traumjäger sah Zitterkralle lachen, als Raschkralle versuchte, einen der tollen Luftsprünge Grillenfängers nachzumachen.
    Unauffällig nahm Fritti eine sitzende Stellung ein und betrachtete die Gruppe fremder Katzen. Nun schienen sie recht freundlich zu sein – ohne Zweifel hatten sie Raschkralle seine Befangenheit genommen. Traumjäger freilich schenkte sein Vertrauen nicht so rasch. Wer waren sie? Es war nicht zu übersehen, dass Zitterkralle der Anführer war. Selbst wenn er sich lachend auf der Erde räkelte, bot er den Anblick einer befehlsgewohnten Katze voll beherrschter Kraft. Neben ihm saß ein fetter, grauhaariger alter Kater, seinen Bauch zwischen den stämmigen Beinen flach an den Boden gedrückt. Sein Fell war orangefarben und schwarz gestreift.
    In einiger Entfernung vom Anführer saßen zwei weitere Katzen: eine grau, die andere schwarz und weiß getigert, doch mager und muskulös und mit der selbstgewissen Haltung erfolgreicher Jäger.
    Die fünfte Katze, die sich außerhalb des Kreises von Raschkralles Zuhörern zusammengekauert hatte, war ganz anders. Als Fritti sie erblickte, überlief es ihn kalt. Sie war weiß wie Eis und ebenfalls mager, so schlank wie eine Birke – doch das war es nicht, was Traumjäger verstörte.
    Diese Katze hatte sonderbare, furchterregende Augen: milchig-blau und größer als die jeder anderen Katze, die Fritti je gesehen hatte. Er erinnerte sich an Raschkralles Geschichte. Einen Augenblick fragte er sich, ob sie in eine solche grausame, schleichende Falle getappt waren.
    Doch nein … zwar hatte Raschkralle ihm von schreckerregenden Augen erzählt, doch diese weiße Katze hatte er schließlich auch gesehen.
    Sieh ihn dir an, dachte Fritti. Wenn dies die Augen wären, die ihn in Angst versetzt hatten, würde er dann vor ihnen Luftsprünge machen? Und es war nicht eine rote Kralle zu sehen

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