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Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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hochgezogenen Schultern an ihnen vorbei.
    Sie schnüffelten und schnüffelten, ohne einen Ton von sich zu geben. Der Ring zog sich immer enger zusammen, bis die Fremden schließlich Traumjäger und Raschkralle mit ihren Nasen berührten.
    Fritti fühlte, wie die Angst der kleinen Katze immer größer wurde. Auch die anderen Katzen konnten es spüren. Zwischen dem äußeren Kreis und den beiden in seinem Inneren summte die Spannung wie statische Elektrizität.
    Schließlich hielt Fritti es nicht mehr aus. Als einer der Fremden ihn beim Beschnüffeln Raschkralles streifte, fauchte Fritti und schlug mit der Innenseite seiner Tatze nach ihm. Doch anstatt ihn anzugreifen oder überrascht wegzuspringen, neigte die fremde Katze bloß den Kopf und trat einen Schritt zurück.
    Diese Katze war vollkommen schwarz. Prächtig spielten die Muskeln unter dem kurzen Fell. Ihre Augen waren enge Schlitze von der Farbe schwelenden Feuers, doch sie schien nicht wütend zu sein. Diese Katze war überhaupt nicht wütend, sondern von furchteinflößender Ruhe. »So«, sagte die schwarze Katze. Ihre Stimme war wie gleitender Kies. »Nun wissen wir, wo wir stehen. Gut.« Sie ließ sich vor Traumjäger auf der Erde nieder. Ihre Ohren waren zurückgelegt und ihre Augen wie mattglühende Kohlen. Traumjäger – wie unter dem Zwang, ihr nachzueifern – fand sich auf dem Bauch liegend wieder.
    Der fremde Schwarze sprach abermals. »Ich fragte mich, wie lange ein
Mela-mre’az
wie du brauchen würde, mir auf ehrenhafte Weise zu antworten.« Nach dieser Bemerkung machte die schwarze Katze eine Pause und blickte Fritti an, als erwartete sie, dass er etwas sagte. Traumjäger – bereits eingeschüchtert – hatte keine Ahnung, was sie von ihm wollte.
    »Verlangst du, dass … dass ich mich ergebe?«, fragte er zögernd.
    Die schwarze Katze sah ihn abschätzig an. Kurze Zeit verging. »Nun? Fang an, Nest-Maus!«, sagte die fremde Katze.
    »Ich werde mich dir nicht unterwerfen!«, platzte Traumjäger in qualvoller Furcht und Verwirrung heraus.
    »Ausgezeichnet!«, sagte die schwarze Katze mit dröhnender Stimme. »Wir machen Fortschritte!« Darauf zogen sich die vier Gefährten des Schwarzen von dem Fleck zurück, wo dieser und Fritti lagen.
    »Ich bin Zitterkralle, Lehnsmann der Erst-Geher«, verkündete die schwarze Katze. Traumjäger blickte wie hypnotisiert auf ihren hin- und herschlagenden Schwanz. »Offenbare deinen Gesichtsnamen, Ruhestörer!«
    »Ich bin Traumjäger vom Mauertreff-Stamm, und ich bin kein Ruhestörer!«, erwiderte Fritti, der nun wütend war. Zitterkralle schien darüber erfreut, denn er nickte, doch sein Gesicht zeigtenichts als Kampfbereitschaft. Er presste sich noch dichter an die Erde, seine Hinterbacken fielen in eine langsame wiegende Bewegung, und sein Schwanz schlug wild. Unbewusst machte Traumjäger es ihm nach. Ihre Blicke trafen sich und hielten einander fest. Fritti wurde plötzlich bewusst, dass Zitterkralle beinahe anderthalbmal so groß war wie er selbst. Als er indes in die Augen des Fremden starrte, schien dies nicht wichtig. Wichtig war dieser aufreizende schwarze Schwanz, der hin- und herpeitschte.
    »Gut gesprochen, Traumjäger«, fauchte Zitterkralle. »Ich vertraue dein
Ka
der Urmutter an.«
    »Traumjäger!«, schrie Raschkralle, panisches Entsetzen in der Stimme. Fritti fuhr herum und stieß das Kätzchen von sich weg und aus der Gefahrenzone.
    »Sei ruhig, Raschkralle.« Er wandte sich wieder seinem Gegner zu und sah ihm fest in die mandelförmigen Augen. »Sorge lieber für dein eigenes
Ka
, Lehnsmann der Raufbolde.« Fritti sprang auf ihn los. Die anderen Katzen stießen einen Schrei der Begeisterung aus, der Raschkralles Angstwinseln übertönte. Alles schien in derselben Sekunde zu geschehen. Fritti spürte die Erschütterung des Aufpralls, als Zitterkralle sprang. Dann lag er auf dem Boden, schlug um sich und versuchte den Krallen der größeren Katze zu entgehen. Er rollte auf den Rücken und zog seine Hinterbeine hoch, um gegen den Bauch seines Widersachers zu trommeln.
    Zitterkralle wich ein wenig zurück, und Traumjäger konnte zur Seite wegschlüpfen und wieder auf die Pfoten kommen. Doch die Atempause war nur kurz, dann ging die schwarze Katze abermals auf ihn los.
    Immer wieder wälzten sie sich herum – ineinander verkrallt, mit misstönendem an- und abschwellendem Geheul. In den ersten Sekunden wehrte sich Traumjäger kräftig – er trat Zitterkralle in den Magen, zerbiss und zerkratzte

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