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Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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einem anderen Bekannten zu. »Wie geht’s, Leisetritt? Gut, wunderbar!«, rief er fröhlich. Dann wandte er sich wieder seinen Gästen zu. »Schluckschlund macht den Tanz des Einverständnisses mit der allerunglücklichsten kleinen schwarz-weißen
Fela
… Wo war ich stehengeblieben? O ja, natürlich, bei der Feier. Ich nehme an, so etwas kennt ihr bei euch zu Hause nicht, oder? Nun, sie heißt eigentlich ›Feier des Liedes von Windweiß‹. Wir machen sie immer, wenn sich Tiefklars Auge der Winterzeit zum ersten Mal öffnet.«
    »Was geschieht dabei?«, fragte Fritti. »Ich will niemanden kränken, doch ich habe noch nie davon gehört.«
    »Nun, ihr wisst selbstverständlich, wer Windweiß ist, oder irre ich mich?« Als Fritti nickte, fuhr Heulsang fort. »Ich bin nicht sicher, ob ich die tiefere Bedeutung verstehe, aber Prinz Taupfote – Zaungängers Vater, müsst ihr wissen – nimmt die ganze Sache schrecklich ernst. Er erzählt eine Geschichte oder etwas Ähnliches, und wir singen Lieder. Alles hat etwas mit dem Tod zu tun und den Feldern im Jenseits, aber, was mich angeht, ich achte kaum darauf. Eigentlich ist es ziemlich langweilig. Die meisten von uns kommen wegen der Gelegenheit, jedermannvom Hof zu sehen, besonders die Familie der Königin. Und wegen der Katzenminze, natürlich. Alle mögen Katzenminze.«
    »Wird die Königin dort sein?«, keuchte Raschkralle, der sich abmühen musste, um mit den zwei größeren Katzen Schritt zu halten.
    »Nein, sie nimmt nie an der Feier teil, aus irgendeinem Grund, der mir entfallen ist. Bin schon arm dran, muss so schrecklich viele Dinge im Kopf behalten. Ein Meister Alt-Sänger zu sein, ist nicht so leicht, wie in ein Rattenloch zu fallen, sag ich euch. Ist ein hartes Stück Arbeit! Ach, hallo! Da bist du ja, Biegehalm! Ich bin’s, Heulsang!«
     
    Die Versammlungslichtung lag in der Mitte einer ausgedehnten Waldschneise. Oben, so hoch, dass ihre Spitzen kaum noch zu erkennen waren, kreuzten und verschlangen sich die gewaltigen Äste der alten Bäume zu einem gewölbten Dach.
    Die Lichtung selbst war ein weiträumiges, flaches Becken, dessen Boden mit kurzem Gras und Blättern bedeckt war. Am entfernten Ende, wo das Gelände anstieg, befand sich eine Art vorspringende Zunge mit einer breiten, flachen Oberfläche. Fritti sah, wie zwei oder drei Katzen diesen höher gelegenen Ort bereits erkletterten.
    Das Becken füllte sich rasch mit schnurrenden, mauzenden, nasereibenden Katzen, die von allen Seiten aus dem Wald auf die Lichtung strömten.
    Sie streiften in Gruppen umher, Knäuel, die sich bildeten und auflösten. Quer über die Lichtung rief und winkte man Freunden und Verwandten zu.
    Raschkralle, angesichts dieser riesigen Menge von Katzen wie betäubt, saß da und genoss das Schauspiel, und seine Augen glänzten vor Staunen. Fritti jedoch fühlte sich ein wenig unbehaglich. Sein Fell juckte und prickelte, als wollte es sich sträuben– versuchen, ihm mehr Platz zu verschaffen. Es war unnatürlich, auf unerklärliche Weise falsch, dass sich das Volk in so großer Zahl versammelte. Dass man gelegentlich beim Treffen zusammenkam, war eine gute Sache. Fast jede Katze liebte von Zeit zu Zeit ein wenig Gesellschaft. Aber auf diese Weise zusammenzuleben, tagaus, tagein – wo man die Pfote hinsetzte, trat man auf einen Schwanz … nein, so freundlich die Katzen von Erstheim ihn auch behandelt hatten, er würde trotzdem nicht viel länger bleiben, als er musste.
    Als die drei ein Plätzchen fast in der Mitte des Beckens gefunden hatten, begab sich eine fette, rundköpfige Katze zur Vorderseite der Erhöhung, die die Lichtung überblickte. Ihr Fell war schwarz und weiß, und seine Zottigkeit ließ sie noch fülliger erscheinen, als sie war – und sie war in der Tat sehr beleibt. Sie schaute über die versammelte Menge, und der Lärm verebbte ein wenig. »Das ist Schnurrmurr, der Großkämmerer des Hofes«, flüsterte Heulsang aufgeregt. »Macht sich immer so wichtig. Ist ein bisschen zu sehr auf fette Mäuse und Mittagsschläfchen versessen, aber lasst euch nicht täuschen. Er ist alt, jedoch flink wie ein Laufkäfer.«
    Schnurrmurr räusperte sich gedämpft. Dann sagte er mit einer Stimme, die so volltönend war wie der Wind, der über einen Gebirgspass bläst: »Guten Tanz, gutes Volk. Im Namen Ihrer Hochbärtigen Majestät, der Königin Mirmirsor Sonnenfell – unmittelbare Nachfahrin von Fela Himmeltanz und rechtmäßige Herrscherin des Volkes – und im Namen des

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