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Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Fritti seine Aufmerksamkeit wieder dem Hügel zuwandte, sah er, dass Taupfote seine Ansprache beendet hatte. Die Zuhörer begannen sogleich mit der allgemeinen Unterhaltung. Fritti fragte seinen Gefährten: »Was hältst du von alledem, Raschkralle?«
    Dieser, aus einem Tagtraum gerissen, starrte ihn einen Augenblick verständnislos an und sagte: »Oh, ich weiß es nicht, wirklich nicht. Es ist alles so überwältigend. Ich dachte gerade über das nach, was Taupfote sagte, und mir war, als gebe es darin eine Art von Licht, das ich brauche, um weiter vorwärts zu kommen. Es war eigentlich nicht das, was er mit Worten sagte, sondern irgendetwas, das er sagte, brachte es in Gang … Es war ein ganz sonderbares Gefühl, doch ich fürchte, ich kann’s nicht gut erklären …«
    »Mich hat es eher geärgert«, sagte Fritti, »aber ich kann den Grund mit meinen Tatzen nicht greifen. Nun, ich schätze, für Ausländer wie uns ist es zu schwierig, doch Taupfotes Volk schien es auch nicht sehr ernst zu nehmen.«
    Die Pause dauerte immer noch an, und die kleinen Gruppen schwatzten und unterhielten sich angeregt. Zaungänger war an den Rand des Vorsprunges getreten und sprach mit seinen Freunden, die vorn saßen.
    »Sieht nicht so aus, als würde sich in der nächsten Zeit etwas ereignen. Ich werde gehen und
Me’mre
machen. Willst du hier bleiben und auf mich warten?«
    »Ich glaube, ich werde hier eine Weile liegen bleiben und aufpassen, Traumjäger.«
    Fritti schlängelte sich durch die Menge und lief in den Wald, bis er den Rand der Schneise überschritten hatte. Als er sein Geschäft beendet und das Loch mit Erde bedeckt hatte, strolchte eram Rand des Beckens entlang und genoss den Geruch der vom Regen gereinigten Luft.
    Während er mit erhobenem Kopf dahintrottete, stieg ihm ein fremdartiger Duft in die Nase. Fritti blieb stehen und atmete ihn ein. Der Duft war berauschend und erregend. Er folgte ihm.
    Gleich hinter dem Vorsprung, auf dem die Familie der Königin saß, entdeckte er eine kleine Gruppe von Pflanzen mit winzigen weißen Blüten. Von dort kam der unwiderstehliche Duft, und Traumjäger stand eine Weile bloß da und sog ihn ein. Er wurde schwach in den Knien, und in seinem ganzen Körper breitete sich Wärme aus. Der Duft brachte ihn in Wallung und besänftigte ihn wieder, überlief ihn juckend und prickelnd. Er trat näher und riss mit den Zähnen ein Blatt ab. Er rollte es im Maul hin und her, bis er einen Bissen daraus geformt hatte, und schluckte ihn herunter. Der Geschmack war ein wenig bitter, doch es lag etwas darin, das ihn nach mehr verlangen ließ. Wie im Traum riss er ein zweites grünes Blatt ab und verschlang es hastig … dann ein drittes …
    »Das ist doch …! Was hast du da zu schaffen?« Die Stimme war laut und erschreckend. Fritti sprang von den blühenden Pflanzen zurück. Hinter ihm stand eine große Katze.
    »Du hast hier noch gar nichts zu suchen«, sagte die fremde Katze missbilligend. »Und warum frisst du so viel davon?«
    Fritti fühlte sich benommen und stumpfsinnig. Er merkte, dass er hin- und herschwankte.
    »Tut mir leid … ich wusste nicht … was sind das für Pflanzen?«
    Die fremde Katze starrte ihn argwöhnisch an. »Willst du mir etwa weismachen, dass du noch nie Katzenminze gesehen hast? Hör mal zu, du Katzenknirps, ich bin nicht erst gestern aus dem Nest gekrochen! Verstanden? Jetzt aber fort mit dir, auf der Stelle. Beweg dich! Setz deine Pfoten in Marsch!« Die große Katze machte drohende Gesten, und Traumjäger rannte. Er fühlte sich sonderbar.
    Katzenminze, dachte er. Das ist also Katzenminze.
    Über ihm die Bäume schienen sich zu biegen, als er vorbeikam, und der Boden unter seinen Sohlen schien uneben, obgleich er für seine Augen glatt war.
    Vielleicht sind meine Beine verschieden lang geworden, schoss ihm durch den Kopf.
    Während er sich wieder auf die Lichtung zubewegte – an Fremden vorübertaumelnd, wobei haarige Gesichter vor ihm auftauchten und sich wieder auflösten –, begann sich entsetzliche Angst in ihm auszubreiten. Wo war Raschkralle? Er musste ihn finden.
    Schließlich entdeckte er ihn. Obgleich er eine furchtbar lange Zeit zu brauchen schien, um die Entfernung, die zwischen ihnen lag, zu überwinden, kam er endlich an der Seite seines Freundes an. Er versuchte zu sprechen, doch eine Woge von Übelkeit stieg in ihm auf. Verschwommen sah er einen Ausdruck von Besorgnis auf Raschkralles Gesicht. Die Stimme seines jungen Freundes schien aus

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