Traumjaeger und Goldpfote
Es war ein ständiges Kommen und Gehen von Katzen, die an ihm vorbeiströmten. Wenn eine seinen Blick erwiderte, stieß sie ein kurzes merkwürdiges Trillern aus und drehte ihren Kopf.Dieser Gruß mochte ihnen ausreichend erscheinen, und Fritti nahm an, dass es sich um eine Art Begrüßung handelte, die Erstheim eigentümlich war. Einige der Katzen, die ihm begegneten, stießen ihn ungeduldig beiseite, als sie an ihm vorbeikamen. Weil niemand sonst sich dadurch herausgefordert fühlte – und weil er noch immer so schwach und seiner selbst nicht sicher war –, schenkte Fritti, nachdem es ihm mehrere Male widerfahren war, diesem Benehmen nicht mehr Aufmerksamkeit, als alle anderen es taten. Doch immer wieder musste er über die ungeheure Zahl und Vielfalt der Katzen staunen.
Wie stellten sie es nur an, fragte er sich, auf die Dauer miteinander auszukommen?
Es war unnatürlich. Erstheim kam ihm eher wie ein Ameisenhaufen vor, beinahe jedenfalls. Oder wie ein Wohnort der
M’an
. »Traumjäger! Bleib stehen! Traumjäger!«
Fritti drehte sich um und sah Spindelbein über den Pfad auf ihn zugerannt kommen. Zumindest sah diese Katze wie Spindelbein aus … doch als sie näher kam, erkannte Fritti, dass dieser Bursche größer war als sein Freund vom Mauertreff und sein Fell stärker glänzte, obwohl es dieselbe Farbe zu haben schien. Er stellte mit ironischer Belustigung fest, dass es ihm für einen Augenblick vollkommen selbstverständlich vorgekommen war, Spindelbein hier in Erstheim zu sehen, mehr Meilen vom Grenzwäldchen entfernt, als Fritti zählen konnte.
Im Laufe meiner Reise habe ich mich an seltsame Überraschungen gewöhnt, dachte er.
Die grau und gelb gefleckte Katze kam herangesprungen, blieb einen Augenblick stehen, um Atem zu schöpfen.
»Nre’fa-o«,
sagte Fritti. »Haben wir uns schon mal beschnüffelt?«
»… N … ur … nur … nur einen Augenblick«, keuchte der Ankömmling und schnitt ein komisches Gesicht, während er weiter nach Luft rang.
»Verzeihung«, sagte er nach einer Weile, »aber ich war gerade auf einem schrecklich hohen Baum, als du vom Heil-Platz fortgingst, und ich musste rennen wie der tote Onkel Windweiß, um dich einzuholen. Oh!«, sagte er, sich umblickend. »Ich hoffe, niemand von Prinz Taupfotes Freunden oder Verwandten hat mich das sagen hören. Es war furchtbar respektlos.« Er sah Traumjäger mit einem solchen verschmitzten, lustigen Lächeln der Befriedigung an, dass Fritti – der den Ankömmling überhaupt nicht verstand – einfach zurücklächeln musste.
»Hm, hm, du sagtest, dein Name sei …?«, bohrte Fritti nach einer Weile. Der Fremde nieste einmal prustend und strich zierlich mit der Pfote über seine Nase.
»Verzeihung«, sagte er. »Manchmal vergesse ich mich. Ich bin Heulsang. Prinz Zaungänger hat mich gebeten, dich nicht … nicht … ohne Aufsicht zu lassen, genauer gesagt, du solltest einen … einen …« Heulsang kräuselte grübelnd seine Nase.
»Einen Führer?«, schlug Fritti vor.
»Einen Führer! Ausgezeichnet! Genau das sagte er! Ja, also … da bin ich.«
»Das war freundlich von Prinz Zaungänger, an mich zu denken.«
»Er ist ein prächtiger Bursche, genau richtig. Ein bisschen zu sehr darauf aus, Leute niederzuboxen, wenn du verstehst, was ich meine, aber eine Katze durch und durch. Hat die Krallen fest in der Rinde, sagen wir immer. Aber der
Prinzregent
…« Heulsang verstummte bedeutungsvoll. Fritti, unsicher, was er sagen sollte, neigte höflich den Kopf.
»Also dann«, sagte Heulsang plötzlich, streckte sich, dass seine Knochen knackten, und wiederholte: »Also dann, lass uns gehen und einen Blick auf Erstheim werfen. Auf das Übrige, meine ich. Ich höre, dies ist dein erster Besuch? Es ist schrecklich, schrecklich groß und eindrucksvoll – besonders der Hof. Damit musstdu warten, bis Zaungänger es einrichten kann. Bist du wirklich über die Sonnen-Nest-Ebene gekommen?«
»Ich bin aus der Gegend jenseits der Alten Wälder gekommen«, antwortete Traumjäger.
»Unglaublich! Geradezu verblüffend!«, sagte Heulsang. »Gibt es da auch Bäume, wo du wohnst? Ich nehme an, es gibt dort Bäume, es muss sie geben, oder?«
Sie waren erst ein paar Schritte gegangen, als Fritti sich mit einem Mal an Raschkralle erinnerte. Voll Sorge um seinen kleinen Gefährten fragte er Heulsang.
»Oh, sie haben ihn zum wärmsten Heil-Platz gebracht, weil er kränker war als du, und sie haben ihm süße Gräser und ein bisschen Mäusefleisch
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