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Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Freund zu. Raschkralle sah in der Tat besser aus, wenngleich immer noch ein bisschen abgemagert. Während seiner Krankheit hatte er sehr wenig gefressen.
    Der Gedanke an Nahrung machte Frittis Mäulchen wässrig. Plötzlich fiel ihm ein, dass er seit dem vorigen Tag nichts zu sich genommen hatte.
    Er war hungrig! Kaum vorstellbar, dass er den ganzen Vormittag herumgelaufen war, ohne an Fressen zu denken. Er hatte sich wirklich verändert, seit er die Heimat verlassen hatte.
    »Ah, Raschkralle, Heulsang sagte mir, sie hätten dir ein paar Mäuse gebracht …«, fing er an.
    »O ja, einen ganzen Haufen. Sie liegen da drüben. Sind frisch, erst heute Morgen gefangen. Bedien dich.«
    Traumjäger begann sich dem Haufen zu nähern, dann zögerte er und warf einen Blick auf Heulsang und Dachschatten. Heulsang lachte. »Iss sie schon auf,
Cu’nre
. Tu so, als sei ich nicht da.«
    »Ich denke, ich muss jetzt gehen«, sagte Dachschatten. »Vielleicht könntest du mich begleiten, Heulsang?«
    »Ich bin überwältigt von der Ehre. Euch beide sehe ich später«, sagte er zu Fritti und Raschkralle. »Ich hole euch gegen Ende der Steigenden Dämmerung ab und bringe euch zum Fest.«
    »Und ich werde dich bald wieder besuchen, Raschkralle«, setzte Dachschatten hinzu. Die beiden Katzen gingen fort, ihre Schwänze schwangen durch die Luft, und Heulsang erläuterte der jungen grauen
Fela
aufgeregt irgendeine kaum glaubliche Hof-Intrige.
    Traumjäger hatte nicht einmal gewartet, bis sie verschwunden waren, sondern sich bereits über die Mäuse hergemacht, während Raschkralle sich quietschend über den Lärm belustigte, den er dabei verursachte.
    Der Nachmittag verging, es wurde Abend, und noch immer saßen die Freunde schnurrend beisammen. Raschkralle hatte bis jetzt noch keine Gelegenheit gehabt, mehr als die Umgebung des Heil-Platzes zu sehen, und fragte neugierig nach Einzelheiten. Während Traumjäger ihm die vielen Dinge beschrieb, die Heulsang ihm gezeigt oder von denen er ihm erzählt hatte, setzte der Regen wieder ein. Sie konnten auf den Blättern über ihren Köpfen das leise pochende Geräusch hören, und hin und wieder schlüpfte ein Tropfen hindurch und fiel ins Gras oder Fell. Der größte Teil des Regens wurde freilich von den verschlungenen Zweigen und hängenden Flechten aufgefangen, und so konnten sie geschützt und heimelig dasitzen. Schließlich legten sie sich nebeneinander nieder, machten ein Nickerchen, und das Pochen der Regentropfen ging als Hintergrund in ihre Träume ein.

12. KAPITEL
    Die Guten sterben zuerst,
    Und jene, deren Herzen Wüsten sind,
    erstrahlen hell.
     
    William Wordsworth
     
    G egen Ende der Steigenden Dämmerung kehrte Heulsang wie versprochen zu Fritti und Raschkralle zurück.
    »Auf, auf, ihr albernen schnarchenden Katzen!«, rief er. »Wo es so viel zu tun und zu sehen gibt! Wir müssen zum Fest gehen!«
    Voll von Mäusen und Verschlafenheit rappelte sich Fritti langsam auf. »Ist Raschkralle kräftig genug, mit uns zu kommen?«, fragte er den angehenden
Oel-cir’va.
    »Selbstverständlich! Willst du denn nicht mitkommen, um die schrecklich aufregenden Sachen zu sehen, Raschkralle?«, fragte Heulsang das schläfrige Kätzchen.
    »Ja, ich denke schon … ich meine, ich möchte«, sagte Raschkralle, erhob sich und streckte seine magere Gestalt. »Ich fühle mich einfach prächtig, Traumjäger.«
    »Ganz hervorragend«, lachte Heulsang. »Dann ist ja alles klar. Lasst uns aufbrechen. Wenn wir zu spät kommen, wird man mich höchst brutal am Schwanz ziehen.«
     
    Als sie sich durch die Baumgänge von Erstheim schlängelten, wurden sie von einem Katzenstrom mitgerissen, der sich höchstwahrscheinlich in dieselbe Richtung bewegte.
    »Gehen wir zum Hof?«, fragte Raschkralle atemlos.
    Die grau und gelb getigerte Katze blickte im Laufen über ihre Schulter. »Nein, die Feier findet nämlich auf der Versammlungslichtung statt. Sie ist der einzige Platz, der das ganze Volk gleichzeitig aufnehmen kann. Aus dem ganzen Wurzelwald kommen die Katzen, und manche sogar von weither, genau wie ihr – stellt euch das vor! –, um an der Feier teilzunehmen. Hallo Brechbusch! Dein Fell glänzt heute Abend besonders prächtig!«, rief er einer Katze zu, die er kannte.
    »Was hat es denn mit dieser Feier auf sich?«, fragte Traumjäger. »Ich denke, sie ist so ähnlich wie die Nacht des Treffens.«
    »Nein, nein, sie ist etwas ganz anderes, ich meine, irgendwie anders … Schluckschlund! Hallo!«, rief er

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