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Traumjaeger und Goldpfote

Traumjaeger und Goldpfote

Titel: Traumjaeger und Goldpfote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tad Williams
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Prinzgemahls Sresla Taupfote heiße ich euch zur Feier des Liedes von Viror Windweiß willkommen. Der Prinzgemahl und Prinz Zaungänger werden in Kürze eintreffen.«
    Schnurrmurr verneigte sich, wobei er – wenn das möglich war – noch rundlicher aussah als zuvor, und zog sich zurück. Der Lärm der versammelten Katzen schwoll wieder an. Heulsang schaute zu Raschkralle, der noch immer mit offenem Maul umherblickte.Der angehende Sänger grinste und stieß Fritti an. »Seit er aus dem Nest gekrochen ist, hat er so was nicht gesehen, was?«, sagte er. Während er sprach, näherte sich eine andere Katze, die grüßend Heulsangs Namen rief. Dieser drehte sich zur Seite, als sei seine Aufmerksamkeit anderswo in Anspruch genommen, und wedelte mit dem Schwanz einen gelangweilten Gruß. Der Ankömmling blieb einen Augenblick unsicher stehen, dann trottete er davon.
    »Ich kann diesen Säbelbein ganz und gar nicht ausstehen«, vertraute Heulsang Traumjäger an. »Er hat etwas an sich, womit ich einfach nicht zurechtkomme. Hm«, fuhr er fort und überschaute die Lichtung, »ich schätze, bevor die Feier beginnt, wird niemand mehr aufkreuzen, der interessant ist. Wenigstens brauchen wir uns nicht eine von Schnurrmurrs unendlich langen Geschichten anzuhören. Er ist eine alte, treue Seele und ziemlich klug – ich glaube, das erwähnte ich schon –, aber er kann sich die schauderhaftesten Geschichten ausdenken.«
    Die Versammlung verstummte, und alle Augen richteten sich auf die Erhöhung. Zaungänger – mit den allgegenwärtigen Zwillingen – erstieg den Hügel. Eine Schar rüpelhafter junger Jäger in der ersten Reihe begann zu ihm hinaufzurufen: »Da ist er ja! Zaungänger! Wer hat dich denn gestriegelt, alter Junge? Ha, ha! Der gute, alte Zaungänger!«
    Eine Weile versuchte der Prinz so zu tun, als hörte er sie nicht, doch bald trat ein Ausdruck verlegener Freude auf sein Gesicht, als er auf den Vorsprung trat. Dort ließ er sich auf seinen Hinterbacken nieder, flankiert von seinen zwei gewaltig aufragenden Gefährten. Einige andere Katzen, die Heulsang als Hofbeamte bezeichnete, bahnten sich den Weg zur Anhöhe. Dann erschienen endlich Prinz Taupfote und Schnurrmurr, der hinter ihm herwatschelte.
    Taupfote nahm seinen Platz an der Vorderseite der Erhöhung ein. Die jungen Jäger in der ersten Reihe hänselten den grinsendenZaungänger noch ein wenig, dann senkte sich Schweigen über das versammelte Volk. Diejenigen, die noch nach einem Platz zum Liegen Ausschau hielten, blieben stehen, um dem Prinzgemahl zuzuhören.
    Taupfotes Fell war sandfarben, die Pfoten, Ohren und der Schwanz waren von einem tiefen Braun. Ebenfalls braun war eine Zeichnung seines Gesichts, die sich von der Nase bis zum oberen Rand seiner schrägen, himmelblauen Augen erstreckte. Er sah wie ein Kater aus, die viele sonderbare Orte und Dinge kennengelernt hatte, denen er nicht mehr Beachtung schenkte als der Sonne und den Blättern. Sein schmaler Kopf bewegte sich hin und her, als er das Volk aus seinen mandelförmigen Augen überschaute.
    Er hat etwas sehr Merkwürdiges an sich, dachte Fritti. Er scheint so viel gesehen zu haben, dass es ihm keine Freude mehr macht, überhaupt noch etwas Neues zu entdecken.
    »Der ehrwürdige Hof von Harar grüßt euch.« Taupfotes Stimme war weich und musikalisch, doch ein harter Unterton schwang darin mit. »Ich habe euch etwas mitzuteilen, bevor der Tanz und das Übrige beginnen. Ich weiß, dass ihr lieber tanzen als mir zuhören möchtet, also will ich es kurz machen.« Durch das versammelte Volk lief ein gedämpftes Raunen der Belustigung.
    »Ich möchte euch etwas erzählen, über das ich nachgedacht habe, und das Lied von Windweiß ist ein Teil davon. Könnten wir nicht, bevor ich anfange, das Danklied singen? Ich wäre fröhlicher, wenn wir es täten. Kommt, singt mit mir.« Taupfote begann mit behutsamer, melodischer Stimme zu singen. Nach einer Weile fielen andere ein, bis sich ein ganzer Chor von Stimmen zusammenfand, deren Gesang zur Kuppel der Baumkronen und weiter zum besternten Himmel aufstieg.
    Wer streift vorbei
    In sanftem Schimmer?
    Ist es bloß der fallende Schnee,
    Der uns behütet
    In stillem Traum,
    Winterlich still, leise und süß?
     
    Windweiß ist es,
    Der dort geht,
    Mit leuchtendem Fell,
    Wo die Sterne
    Tanzen und glitzern,
    Wo die Winterwinde
    Wehen.
    Der freundliche Windweiß ist’s,
    Der dort geht …
    Weil er die Worte des Liedes nicht kannte, betrachtete Traumjäger die

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