Traummann mit falschen Absichten? (SANDRINE) (German Edition)
wenn man sie in Ruhe lässt. Fernsehen? Nein, Ma'am, unsere Gäste-Cottages sind nicht mit Fernsehern ausgestattet. Aber im Aufenthaltsraum im Hauptgebäude gibt es einen. Golfplatz?“ Sarah raufte sich mit der freien Hand die Haare, und Vicky konnte ein Kichern nicht unterdrücken, obwohl Gäste im Raum waren. „Tut mir leid, da muss ich Sie ebenfalls enttäuschen. Für einen Golfplatz hätten wir hier gar nicht das passende Gelände. Wir sind ein Fishing Camp mitten in der Wildnis, ohne viel Komfort ... das macht Ihnen nichts aus?“ Sarah schien für einen kurzen Moment sprachlos. „Vom achten bis achtzehnten Juni? Ja, da haben wir noch etwas frei ... bitte schön, gern geschehen. Aber wenn Sie buchen wollen, müssen Sie sich bald entscheiden ... gut, danke. Auf Wiederhören!“
Mit einem abgrundtiefen Seufzer legte Sarah den Hörer zurück. „Puh.“ Sie stöhnte. „Das hat eine geschlagene Viertelstunde gedauert. Fragen über Fragen, dazu ein Ton wie der eines Feldwebels – das sind mir die Liebsten!“
Vicky verbiss sich ein Grinsen und machte Sarah mit einem kurzen Blick darauf aufmerksam, dass sie nicht allein waren.
„Du schaffst das schon, Sarah“, meinte sie und klopfte ihrer zukünftigen Schwägerin auf die Schulter. „Ist die Getränkebestellung übrigens schon rausgegangen?“
„Oh ja, alles erledigt.“ Sarah deutete auf einen Karton hinter sich. „Ein paar Flaschen haben wir noch. Wenn es dir nichts ausmacht, könntest du den Automaten auffüllen.“
„Kein Problem.“ Vicky schnappte sich die Kiste und begann, die Flaschen in den Getränkeautomaten neben der Eingangstür zu stecken.
„Wie sind die Wetteraussichten, Miss Vanderholt?“, fragte eine ältere Dame aus Alberta, die mit ihrem Mann gerade die große Wanderkarte an der Wand studierte. „Der Empfang unseres Transistorradios war heute Morgen so schlecht, dass wir den Wetterbericht gar nicht hören konnten.“
„Ich habe leider auch nichts gehört.“ Vicky zuckte bedauernd die Schultern. „Du, Sarah?“
„Nein, leider nicht.“ Sarah lächelte dem älteren Paar freundlich zu. „Aber gehen Sie doch mal runter zu Harvey, das ist unser Flug- und Wetterexperte. Er ist entweder im Hangar oder bei den Booten.“
„Vielen Dank.“ Das Paar nickte den beiden jungen Frauen freundlich zu.
„Sie haben ein sehr gemütliches kleines Camp hier“, sagte Mr. Markin anerkennend. „Nicht so modern und nüchtern, wie es jetzt leider viele sind.“ Er ging mit seiner Frau zur Tür, wo er sich noch einmal umdrehte und grüßend die Hand hob. „Bleiben Sie so, wie Sie sind“, sagte er zwinkernd. „Dann kommen wir im nächsten Jahr bestimmt gern wieder.“
Vicky sah den älteren Leuten nach, wie sie mit Rucksack und Wanderstöcken losmarschierten. Seufzend räumte sie den Rest der Flaschen ein. Wenn es nach ihr und ihrer Familie gehen würde, dann würde selbstverständlich alles so bleiben wie es war. Aber vermutlich würden sie nicht mehr lange etwas zu sagen haben. Bald würden andere über das Schicksal des ’Eden Lake Fly-in Fishing Camp’ bestimmen und mit modernen Einrichtungen alles Urwüchsige und Idyllische zerstören.
Die Tage vergingen, ohne dass sich etwas Nennenswertes ereignete. Vicky ging ihrer Arbeit nach und versuchte nebenbei, mit zwei Problemen fertig zu werden, die ihr das Leben schwer machten. Zum einen war da die Tatsache, dass sie das Camp über kurz oder lang an die ’Western Lodge-Kette’ abtreten mussten, zum anderen würde sie sich wohl damit abfinden müssen, dass wenig Hoffnung bestand, Roger Falkiner jemals wiederzusehen. Es sei denn, sie suchte ihn in seinem Haus auf, doch so weit wollte sie nicht gehen. Was hätte sie auch sagen sollen? Hallo, da bin ich, willst du mich noch?
Dass er aber auch nicht einmal den Versuch gemacht hatte, sie anzurufen! Er wusste doch, wo er sie erreichen konnte. Vickys Enttäuschung verwandelte sich allmählich in Ärger. Selbst wenn er noch manchmal an sie dachte, wäre der Griff zum Telefon für einen Mann wie Roger Falkiner wahrscheinlich schon zu viel Mühe gewesen. Solche Anstrengungen hatte er offenbar nicht nötig, um eine Frau zu finden, die mit ihm einen Abend verbrachte.
Vicky hatte sogar schon mit dem Gedanken gespielt, Sandy in ihre Herzensnöte einzuweihen und sie zu bitten, auf irgendeine Weise eine ’zufällige’ Begegnung mit Roger zu arrangieren. Sandy hätte das ohne Zweifel fertiggebracht. Aber so verlockend die Idee auch war, Vicky ließ sie
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