Traummann mit falschen Absichten? (SANDRINE) (German Edition)
gab Sarah zu bedenken. „Thea ist die Einzige, die in Erster Hilfe ausgebildet ist und den erforderlichen Schein besitzt. Du weißt, wir sind verpflichtet, zumindest eine Person mit dieser Qualifikation im Camp zu haben.“
Vicky seufzte. „Dass aber auch ständig irgendwo Schwierigkeiten auftauchen müssen!“
„Ich will dir ja keine Vorhaltungen machen, Vicky“, sagte Sarah, „aber du hattest schon lange vorgehabt, einen Erste Hilfe-Kurs zu machen, damit du im Notfall einspringen kannst. Bisher hast du es immer hinausgeschoben. Die Sache wäre jetzt einfacher, wenn du es nicht getan hättest.“
„Wenn es gar nicht anders geht, muss ich eben hierbleiben“, meinte Thea. Auf ihrem runden, sonst immer fröhlichem Gesicht breitete sich Enttäuschung aus, sodass Vicky sie am liebsten tröstend in den Arm genommen hätte.
„Können wir nicht einen Ersatz finden?“, schlug Sarah vor. „Wir könnten doch die ’First Aid Association’ in Vancouver anrufen und bitten, dass man uns jemanden schickt.“
„Für zwei Tage?“, fragte Vicky zweifelnd. „Ich glaube kaum, dass jemand für zwei Tage auf die Queen Charlottes kommt. Aber mach dir mal keine Sorgen, Thea. Bis es so weit ist, werden wir schon eine Lösung finden.“
Thea setzte frischen Kaffee auf. „Aber ich muss Sarah wirklich recht geben, Kind“, sagte sie zu Vicky. „Du hättest diesen Erste Hilfe-Kurs längst machen sollen. Kann ja sein, dass ich aus einem anderen Grund mal ausfalle.“
„Richtig“, bekräftigte Sarah. „Warum meldest du dich für den Herbst nicht zu einem der Kurse in Vancouver an? Jedes College hat sie im Angebot. Der Spaß kostet zwar ein paar hundert Dollar, aber es kann sich unter Umständen mal bezahlt machen.“
Vicky schlug mit dem Geschirrtuch heftig nach einer Fliege, die sich in die Küche verirrt hatte.
„Im Herbst?“, wiederholte sie finster. „Wozu sollte ich diesen Schein im Herbst noch brauchen?“
Sarah und Thea schauten sich kurz an und hatten es dann eilig, das Thema zu wechseln.
Es wurde noch ein netter Abend. Vicky gelang es sogar, ihre Sorgen für eine Weile zu vergessen. Doch als sie später im Bett lag, kam alles wieder auf sie zurück. Aber es waren nicht nur allein die Sorgen um das Camp, die sie quälten, auch ihre Begegnung mit Roger Falkiner drängte sich ihr wieder mit aller Macht ins Gedächtnis. Sein Bild stieg vor ihren Augen auf und sie glaubte förmlich, seine liebkosenden Hände auf ihrem Körper zu spüren.
Vicky musste zugeben, dass er einen weitaus größeren Eindruck auf sie gemacht hatte, als sie es für möglich gehalten hätte. Sie kannte Roger kaum, und trotzdem sehnte sie sich mehr nach ihm als je zuvor nach einem Mann. Ob sie ihn jemals wieder sehen würde, oder hatten ihre Wege sich bereits für immer getrennt?
Vicky schluckte. Sie war sich nicht ganz sicher, welche der beiden Möglichkeiten besser für sie war.
5.
Die ganze nächste Woche kreisten Vickys Gedanken um Roger Falkiner. Sie konnte ihn einfach nicht vergessen. Im Gegenteil, pausenlos musste sie an ihn denken, und ihre Sehnsucht nach ihm wurde immer quälender. Noch nie war es ihr passiert, dass ein Mann sie derart aus dem seelischen Gleichgewicht gebracht hatte. Sie hatte aber auch noch nie einen Mann kennengelernt, der sie so faszinierte und eine so große Anziehungskraft auf sie ausübte.
Vicky fragte sich, ob er dieses Knistern, diese erregende Spannung zwischen ihnen ebenso gespürt hatte wie sie. Ob er auch ständig an sie denken musste? Sie bezweifelte es. Sonst hätte er bestimmt längst schon angerufen. Wahrscheinlich hatte er in der Zwischenzeit schon wieder etliche andere Frauen in seinem Bett gehabt, zum Beispiel die Blondine mit dem Fransenrock, die ihn so angehimmelt hatte.
Die Vorstellung versetzte Vicky einen schmerzhaften Stich. Gleichzeitig fragte sie sich, was sie denn überhaupt von Roger Falkiner wollte. Hatte sie nicht genug andere Sorgen, über die sie sich lieber den Kopf zerbrechen sollte?
„Nein, Ma'am, auf den Queen Charlotte Islands gibt es keine Schlangen“, hörte sie Sarah gerade ins Telefon sagen, als sie die Rezeption betrat. „Wie? Pumas? Nein, Pumas haben wir hier auch nicht.“ Sarah verdrehte die Augen und warf Vicky einen verzweifelten Blick zu.
Vicky verstand. Der Blick sagte: Gott, steh mir bei! Besonders schwierige Kundschaft!
„Bären? Oh ja, Bären haben wir hier jede Menge“, beantwortete Sarah die nächste Frage. „Aber sie tun einem nichts,
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