Traummann mit falschen Absichten? (SANDRINE) (German Edition)
Hubschrauber? Ich bin in meinem ganzen Leben noch mit keinem Hubschrauber geflogen!“
„Es tut mir leid, Senora Valdez“, sagte Hans Vanderholt und brachte es tatsächlich fertig, freundlich zu lächeln, „aber wir haben noch nie die Dienste eines Helikopters angeboten. Hat Ihnen der Flug mit unserem Wasserflugzeug keinen Spaß gemacht?“
„Doch, doch.“ Senora Valdez nahm ihre Sonnenbrille ab und Vicky konnte sehen, dass die ältere Frau kluge braune Augen hatte, die eine gewisse Wärme ausstrahlten. Sie atmete innerlich auf. Vielleicht steckte unter dieser rauen Schale ja doch ein weicher Kern und der Feldwebel war gar nicht so schlimm, wie es auf den ersten Blick aussah. Doch die nächste Frage ließ Vickys Hoffnungen wieder dahinschmelzen.
„Und wo sind die Indianer?“, fragte die Senora, während sie ihre Pudel kürzer an der Leine nahm. „Jedes Kind weiß, dass auf den Queen Charlottes die bösartigsten Indianer im ganzen Land leben. Haben sie Ihr Camp schon einmal überfallen? Das wollte ich noch am Telefon noch fragen, aber ...“ Ein vorwurfsvoller Blick traf Sarah. „Aber ich hatte das Gefühl, als wären meine Fragen nur lästig gewesen, deshalb habe ich auf die meisten verzichtet, obwohl sie mir sehr am Herzen lagen.“
„Aber ich bitte Sie, Ma'am“, wandte ein anderer der Neuankömmlinge ein. „Die Indianer hier sind doch nicht bösartig. Sie sind nur aufgebracht, weil die Weißen ihre Insel immer mehr zerstören, alles abholzen und wahllos auf Bären und Elche schießen ...“
„Schießen, richtig!“, fiel die Senora ihm ins Wort. Sie reckte den Hals und drehte sich wieder zu Hans Vanderholt um. „Ich hoffe, hier endlich einen Bären erlegen zu können. Es gibt doch Bären hier, oder?“
Vicky und Sarah tauschten einen besorgten Blick. Der junge Mann wagte es ein zweites Mal, sich mit Senora Valdez auf ein Streitgespräch einzulassen. „Wie kann man daran nur seinen Spaß haben“, sagte er abfällig. „Wir sind hier, um die wilden Tiere in ihrer natürlichen Umgebung beobachten zu können, und Sie kommen her und wollen sie abschießen!“
Senora Valdez machte eine ungeduldige Handbewegung, als wollte sie eine lästige Fliege vertreiben.
„Was wissen Sie denn schon, junger Mann!“, schnaubte sie ärgerlich. „Sie werde ich bestimmt nicht um Erlaubnis bitten, wenn ich einen Bären jagen will.“
Um Himmels willen, bloß keinen Streit unter Gästen!, dachte Vicky nervös. Sie wollte gerade etwas Beschwichtigendes sagen, bevor der Feldwebel und der junge Mann sich noch mehr in die Haare gerieten, als ihr Vater ihr zuvorkam.
„Selbstverständlich können unsere Gäste hier auch jagen gehen, sofern sie eine gültige Jagdlizenz besitzen“, warf er ein, um die Gemüter zu beruhigen. „Uns ist das sogar ganz recht, denn vor allem die Bären nehmen hier immer mehr überhand. In diesem Zusammenhang sollte ich Ihnen vielleicht sagen, dass erst letzte Woche einer unserer Gäste von einem Bären angefallen wurde.“
„Ist der Mann tot?“, fragte Senora Valdez aufgeregt.
„Nein. Aber sein Rücken wurde ordentlich zerkratzt. Ich muss allen Gästen immer wieder ans Herz legen, die Warntafeln zu beachten und sich besser nicht zu weit vom Camp zu entfernen.“
Senora Valdez schulterte ihren Rucksack fester. „Ich werde diese Bestie schon erwischen!“, versprach sie entschlossen. „Und natürlich besitze ich eine Jagdlizenz, schon seit über dreißig Jahren. Ich werde sie Ihnen vorlegen, sobald ich meinen Rucksack ausgepackt und sie gefunden habe.“ Sie wandte sich an Sarah. „Und jetzt möchte ich endlich zu meinem Cottage gebracht werden. Kommen Sie, liebes Kind.“ Sie warf dem jungen Mann, der es gewagt hatte, sich mit ihr anzulegen, einen vernichtenden Blick zu, dann marschierte sie vor Sarah her zur Tür hinaus.
Vicky biss sich auf die Lippen, um nicht in lautes Gelächter auszubrechen. Mein Gott, was war diese Frau für eine Nummer! Aber ins Camp passte sie auf jeden Fall, da gab es keinen Zweifel. Die Bären schießende Senora würde sich wider Erwarten sicher nicht über den Mangel an Komfort beschweren, aber anstrengend würde sie trotzdem werden, das stand fest.
Als alle die Rezeption verlassen hatten, um zu ihren Unterkünften gebracht zu werden, klingelte wieder das Telefon. Diesmal war es Sandy, wie Vicky mit Freude, aber auch mit einem Anflug von schlechtem Gewissen registrierte.
„Hallo, Vicky. Von dir hört man ja gar nichts
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