Traummann mit falschen Absichten? (SANDRINE) (German Edition)
hinunterzuschlucken. „Dann werden wir unser Camp eben doch an die Western Lodge Ltd. abtreten müssen.“
„Sind das die, die euch auch als Manager weiterbeschäftigen würden?“, fragte Sandy.
„Ja. Und die auch am meisten für das Camp zahlen würden.“
„Zu verkaufen wäre eigentlich die beste Lösung für euch“, meinte Sandy sachlich.
Vicky lachte bitter auf. „Als Außenstehender betrachtet, ja. Aber kannst du dir nicht vorstellen, wie uns zumute ist? Wir sind damals von Holland ausgewandert, haben uns auf den Queen Charlottes mit eigenen Händen eine neue Existenz aufgebaut ... es war schon schlimm genug, dass Mama ums Leben gekommen ist. Sollen wir nun auch noch das Camp verlieren? Auch wenn man uns gnädigerweise gestatten wird, dort weiterzuarbeiten, wird es doch nie mehr das Gleiche sein. Wo wir bisher unser eigener Herr waren, müssten wir uns dann hineinreden und Vorschriften machen lassen!“
Sandy war stehen geblieben und legte ihren Arm beruhigend um die Schultern der Freundin. „Bitte, Vicky, mach es dir und euch doch nicht so schwer! Vielleicht wird ja alles nur halb so schlimm werden. Immer noch besser, ihr verwaltet das Camp weiterhin, als ganz vom Eden Lake wegzuziehen.“
Bei der Vorstellung, den See verlassen zu müssen, traten Vicky die Tränen in die Augen. „Ich weiß nicht, welche der beiden Alternativen schrecklicher für mich wäre.“
Sandy musterte sie mit einem besorgten Blick. „Es tut mir wirklich in der Seele weh, dich jetzt allein zu lassen, aber ich muss wieder an meine Arbeit zurück. Warum übernachtest du nicht bei mir? Bitte bleib, dann können wir heute Abend in Ruhe über alles reden.“
Vicky zögerte. Der Vorschlag war verlockend. Sie hatte schon öfters bei Sandy übernachtet und mit ihr einen netten Abend verbracht. Außerdem war das Wetter schlechter geworden. Wenn sie Pech hatte, konnte sie gar nicht mehr abgeholt werden und musste die Nacht in Sandspit am Flugplatz verbringen.
„Nun sag schon ja“ drängte Sandy. „Du brauchst mal etwas Abwechslung! Lass uns heute Abend etwas Nettes unternehmen!“
„Okay“, gab Vicky schließlich nach. „Ich hole dich um sechs von deiner Boutique ab.“
Vicky erledigte alle anstehenden Dinge in der Stadt, dann rief sie zu Hause an, um Bescheid zu geben, dass sie über Nacht bei Sandy bleiben würde.
Sarah war am Telefon. „Und?“, fragte sie. „Wie ... wie ist die Sache ausgegangen?“
„Ich konnten nichts mehr erreichen.“ Vicky seufzte schwer. „Nun muss ich zusehen, dass mir etwas Neues einfällt. Wie geht es Dad?“
„Besser. Er hat mit den neuen Gästen einen Rundgang durch das Camp gemacht und ist dann mit den beiden Japanern mit dem Boot auf den See hinausgefahren“, erzählte Sarah. „Ich glaube, ihm ist gar nicht richtig bewusst, dass heute der Tag ist, an dem du noch einmal mit den Banken verhandeln wolltest. Als er heute Morgen nach dir fragte, sagte ich ihm, dass du nach Vancouver geflogen wärst, um verschiedene Besorgungen zu machen.“
„Gut“, sagte Vicky erleichtert. „Und wie war das Wiedersehen mit deinem Mathelehrer von damals?“
Sarah lachte leise. „Wirklich nett. Wir haben uns beide gefreut. Der gute alte Mr. Hanson war von allem gleich so begeistert, dass er nächstes Jahr wieder kommen will.“
„Wenn es uns dann noch gibt“, entfuhr es Vicky bitter.
„Vicky, bitte!“, sagte Sarah fast beschwörend. „Es ist doch noch lange nicht alles verloren. Rhys und ich könnten heiraten. Meine Aussteuerversicherung ...“
„Das kommt wirklich nicht in Frage, Sarah!“, wehrte Vicky heftig ab. „Ich meine, ich rechne es dir natürlich hoch an, aber ...“
„Vicky, entschuldige bitte, aber ich muss mich um die Gäste kümmern, die gerade hereingekommen sind“, unterbrach Sarah sie. „Wir reden darüber, wenn du wieder zurück bist. Mach dir mit deiner Freundin einen schönen Abend, du hast es nötig. Wolltest du sonst noch jemanden sprechen?“
„Nein, danke, Sarah. Grüße alle von mir. Ich werde noch Bescheid geben, wann ich in Sandspit ankomme, damit Rhys oder Harvey mich abholen können.“
Vicky hängte ein und verließ die Telefonzelle. Sie hatte noch ein wenig Zeit, bis es so weit war, um Sandy von der Boutique abzuholen, so schlenderte sie noch durch ein nahe gelegenes Einkaufszentrum und erstand ein paar Kleinigkeiten, die sie brauchte, wenn sie über Nacht blieb.
Weitere Kostenlose Bücher