Traummann mit Vergangenheit
wartete darauf, dass er ärgerlich werden würde, ihr Vorwürfe machen würde. Stattdessen blieb er ruhig. Er musterte sie, dann nickte er. „Sagst du mir auch, warum?“
Weil ich leide und nicht weiß, warum, dachte sie. Weil ich verwirrt bin und Angst habe. Weil du meine Welt auf den Kopf gestellt hast und ich mich nicht mehr darin zurechtfinde.
„Nein“, sagte sie kurz angebunden. „Du kannst mich nicht in dein Bett beordern. Wenn ich nicht will, passiert es nicht. Und ich will jetzt nicht.“ Kampfeslustig hob sie das Kinn. Aber es gab keinen Streit. Nur Stille.
„Hilfst du mir trotzdem morgen mit Mrs. Nelson?“
Diese Frage hatte sie nicht erwartet. „Natürlich. Wieso sollte ich mir das auf einmal anders überlegt haben?“
Er lächelte humorlos. „Ich wollte nur sichergehen.“ Dann sah er sie ernst an. „Hast du inzwischen deine Periode bekommen?“
„Nein. Ich bin erst in ein paar Tagen fällig.“
Sie hatte gesprochen, ohne nachzudenken, weil sie auf die Frage nicht vorbereitet gewesen war. Sobald die Worte draußen waren, schloss Nora die Augen und stöhnte. Stephen war Arzt, also wusste er genau, was diese Zahlen bedeuteten.
Sie riskierte einen schnellen Blick und sah, wie sich Verständnis auf seinem Gesicht ausbreitete.
„Dann war das also kein sicherer Zeitpunkt letzte Woche.“
Es war keine Frage. Aber Nora antwortete trotzdem. „Eigentlich nicht.“ Sie schluckte. „Aber es war nur das eine Mal und die Wahrscheinlichkeit, dass irgendetwas passiert ist, die ist wirklich klein. Oder was meinst du? Statistisch gesehen, sind wir also vollkommen sicher.“
Er steckte die Hände in die Jeanstaschen. „Ich will, dass du einen Schwangerschaftstest machst. Dann wissen wir auf jeden Fall Bescheid.“
Sie ging einen Schritt zurück. „Nein. Das ist nicht nötig. Es ist egal, ob ich schwanger bin. Ich meine, es hat nichts mit dir zu tun. Du willst keine Beziehung mit einer Frau, also willst du dir auch auf keinen Fall Sorgen um eine Vaterschaft machen. Und das ist in Ordnung. Wenn ich schwanger bin, was ich nicht bin, dann kümmere ich mich allein darum. Ich liebe Kinder. Ich habe immer Kinder gewollt. Meine Arbeitszeiten kann ich flexibel gestalten. Niemand muss wissen, dass du der Vater bist. Ich unterschreibe auch alles, was du willst, damit du dir keine Sorgen machen musst, dass ich irgendwann Geld von dir will. Wirklich.“
Stephens Gesichtsausdruck wurde immer angespannter, während sie sprach. Als ob er eine kalte, ausdruckslose Maske trug. Nora trat noch einen Schritt zurück und merkte, dass sie mit dem Rücken zum Kamin stand.
„Ich bin mir bewusst, dass wir uns nicht sehr gut kennen“, sagte er langsam und ärgerlich. „Also erlaube mir, dir ein paar Dinge zu erklären. Erstens nehme ich meine Verantwortung sehr ernst. Ich bin kein Mann, der sein Kind im Stich lässt. Und ich nehme dir die Unterstellung sehr übel, dass ich mich freikaufen würde.“
„Ich habe das nicht böse gemeint“, sagte Nora rasch. „Ich habe nur gedacht –“
Sein finsterer Blick brachte sie mitten im Satz zum Verstummen. „Du hättest mir an dem Abend die Wahrheit sagen sollen. Wenn du schwanger bist, kümmern wir uns zusammen darum.“
Sie wusste nicht, wie sie reagieren sollte. Stephen hatte Interesse daran, Vater zu sein? War das möglich? Sie hatte befürchtet, dass er eine Abtreibung verlangen würde, wenn er von ihrer Schwangerschaft erfuhr. Niemals hätte sie sich träumen lassen, dass er mit dem Leben, das womöglich in ihr heranwuchs, etwas zu tun haben wollte.
„Wenn du schwanger bist“, sagte er. „Dann bin ich der Vater. Ich werde mich wie der Vater benehmen, und ich werde am Leben meines Kindes teilnehmen. Wenn du schwanger bist, heiraten wir.“
Nora konnte sich nicht erinnern, wie sie Stephens Apartement verlassen hatte. Im einen Augenblick hatte sie noch dort gestanden und ihn sagen hören, er würde sie im Falle einer Schwangerschaft heiraten. Im nächsten parkte sie schon in ihrer Auffahrt und rannte ins Haus.
In ihrem Wohnzimmer taumelte sie aufs Sofa und ließ sich auf die vertrauten weichen Kissen fallen. Sie kauerte im Dunkeln und suchte nach Antworten. Aber sie verstand nicht einmal die Fragen.
Schließlich stemmte sie sich hoch, bis sie aufrecht saß. „Ich werde ihn nicht heiraten“, teilte sie der Dunkelheit mit. „Er kann mich nicht zwingen.“
Nora versuchte sich einzureden, dass sie den Gedanken verabscheute, ihr Kind mit jemandem zu teilen. Aber
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