Traummann mit Vergangenheit
wiedersehen“, teilte er seiner Patientin mit.
„Wie Sie meinen“, murmelte Myrna, dann ging sie mühselig zu ihrem Auto.
In der Zwischenzeit würde er eine etwas unkonventionelle Therapie ausprobieren. Und er hatte auch schon genau die richtige Person im Auge, die ihm dabei zur Hand gehen konnte.
Er wartete, bis Myrna weggefahren war, bevor er die Straße überquerte und Snip ’n Clip betrat. Obwohl er sich sagte, dass er das alles nur für seine Patientin tat, wusste er doch insgeheim, dass er nach einer Entschuldigung gesucht hatte, um Nora zu sehen. Sie hatte ihn fast eine Woche gemieden und ihm gestern am Telefon sauber das Wort abgeschnitten.
Er wusste nur nicht, warum. Was war geschehen, dass sie es sich anders überlegt hatte? Hatte er etwas falsch gemacht, oder hatte sie nur kalte Füße bekommen? Nicht, dass irgendetwas an ihr in Wirklichkeit kalt wäre. Sie war die sinnlichste, leidenschaftlichste Frau, die er jemals kennengelernt hatte. Wenn er nur daran dachte, sie zu berühren, wurde ihm schon ganz heiß.
Ihr scharfer Verstand und ihre noch schärfere Zunge erschreckten ihn nicht – stattdessen brachte sie ihn zum Lachen. Es war anders, mit ihr zusammen zu sein, als mit Courtney. Er fühlte sich wohl mit Nora. Als ob er sich nicht ständig beweisen musste. Er hasste es, schlecht von seiner verstorbenen Frau zu denken. Aber Courtney hatte ihn immer bedrängt. Sie hatte Träume und Ziele. Und sie war nicht gerade zurückhaltend gewesen, ihm diese Träume und Ziele vor Augen zu halten … und dafür zu sorgen, dass er sich in die entsprechende Richtung bewegte.
Die Glastür des Frisiersalons öffnete sich, und Nora streckte den Kopf heraus. „Hast du vor, hier draußen Wurzeln zu schlagen?“
Sie ist wunderbar, dachte er.
Am liebsten wäre er ihr durch die seidigen Locken gefahren, die ihr über die Schultern fielen. Hätte sein Gesicht in der weichen Masse vergraben.
„Stephen?“
„Was? Oh.“ Sie schaute ihn immer noch an. „Tut mir leid, ich habe nachgedacht.“
„Wolltest du irgendwas?“
„Ja. Ich will mit dir reden. Über eine meiner Patientinnen. Ich brauche nämlich deine Hilfe.“
Nora seufzte tief. Dann hielt sie die Tür weiter auf. „In dem Fall kannst du auch reinkommen.“
Sobald er den Wartebereich betrat, fühlte er sich von viel zu vielen Gerüchen überwältigt. Chemikalien und Parfüms erfüllten die Luft – einige angenehm, andere so durchdringend, dass er husten wollte. Außer ihm waren nur Frauen anwesend. Die meisten saßen in Frisiersesseln und waren in bunte Plastikumhänge gehüllt.
Er winkte ihnen zu. „Einen schönen Nachmittag, meine Damen. Lassen Sie sich nicht stören. Ich bin hier, um mit Nora zu reden.“
„Das haben wir uns schon gedacht“, sagte eine ältere Dame mit Lockenwicklern grinsend. „Soso, Nora. Ein Arzt also. Da wird deine Mutter aber stolz sein.“
Nora zog die Augenbrauen hoch und deutete auf den rückwärtigen Teil des Salons. „Mein Büro ist da hinten.“
Sie wartete, bis Stephen den Raum betreten hatte, dann schloss sie die Tür hinter ihm. „Also, was willst du?“
„Dich.“
Stephen hatte nicht vorgehabt, das zu sagen. Aber als er es einmal ausgesprochen hatte, konnte er es nicht mehr zurücknehmen. Er trat näher an sie heran und zog sie an sich. Sie protestierte nicht, nicht einmal, als er sie küsste. Sie schmeckte süß und erregt, und bald umschlangen sie sich in einer leidenschaftlichen Umarmung.
„Warum weichst du mir aus?“, fragte er, als sie sich an ihn presste. Der sanfte Druck ihrer Brüste war die reinste Folter.
„Tue ich nicht.“
„Lügnerin. Entweder bereust du, was wir getan haben, oder du hast Angst. Was also ist es?“
Nora richtete sich auf und funkelte ihn an. „Ich habe keine Angst vor dir oder vor sonst irgendeinem Mann.“
„Aha. Dann war also der Sex miserabel?“
Sie schaute an seiner Schulter vorbei. „Nein. Es war sehr nett.“
„Also hast du doch Angst.“
Sie wandte ihm wieder ihre Aufmerksamkeit zu und durchbohrte ihn mit ihrem Blick. „Es gibt noch eine dritte Möglichkeit.“
„Sag mir, welche.“
Nora öffnete den Mund und schloss ihn wieder. In ihren großen braunen Augen blitzte etwas auf, das allerdings nichts mit Leidenschaft zu tun hatte. Sie wirkte vielmehr frustriert.
Triumph erfüllte ihn. „Gib es zu. Du willst mich. Aber du hast Angst. Also gehst du mir aus dem Weg. Ich verstehe.“ Er neigte sich zu ihr. „Feigling.“
Sie stöhnte wütend auf,
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