Traummann mit Vergangenheit
gesehen“, murmelte er.
Sie wusste nicht, ob sie ihn knuffen oder lachen sollte. „David, meinst du?“
„Wen sonst? Es geht doch nichts über ein Treffen mit dem ‚anderen Mann‘ im Leben der Verlobten. So was weckt sofort meine Beschützerinstinkte.“
Er neckte sie, damit sie sich besser fühlte. Sie wusste das zu würdigen, aber seine Worte versetzten ihr auch einen kleinen Stich. Vor allem, weil sie sich wünschte, dass er die Wahrheit sagte. Wenn Stephen wegen David Fitzgerald eifersüchtig wäre, hieße das, dass er mehr in ihr sehen würde als nur seine Geliebte und die Mutter seines Kindes.
„Mach dir keine Sorgen“, sagte Nora. „David ist mit seinem eigenen Leben viel zu beschäftigt, um überhaupt zu bemerken, dass ich hier bin.“
„Das glaube ich nicht. Ich würde sagen, er ist sich deiner Anwesenheit sehr bewusst. Gut so. Ich will nämlich, dass er grün vor Neid wird. Er hatte seine Chance mit dir, und er hat sie vertan.“
Sie folgte Stephens Blick und sah den Mann, über den sie gerade gesprochen hatten. Er war in eine Unterhaltung mit seiner Frau vertieft. Während sie David beobachtete, nahm sie ihre Gefühle unter die Lupe. Sie spürte ein wenig Bedauern. Aber sie bereute den Verlust des Mannes nicht mehr. Im Nachhinein fragte sie sich, ob sie wirklich miteinander glücklich geworden wären.
„Zeit für den Lunch“, verkündete Hattie gerade. „Bitte sucht eure Plätze.“
Nora und Stephen machten sich auf den Weg zu den Tischen. Nora bemerkte, dass David und seine Frau ihre Plätze am anderen Ende des Raumes hatten. Noch etwas, für das sie sich bei ihrer Mutter bedanken musste. Es war eine Sache, diesem Mann gegenüber innerlich großzügig gestimmt zu sein.
Es war etwas ganz anderes, ihm und seiner Frau beim Essen gegenübersitzen zu müssen.
Als Stephen ihr den Stuhl zurechtrückte, durchbrach ein Sonnenstrahl die Wolken und flutete den Raum mit Licht. „Ein gutes Omen“, sagte er und setzte sich neben sie. „Fragt sich bloß, ob für sie oder für uns.“
„Vielleicht für uns alle“, antwortete Nora und versuchte das nervöse Flattern in ihrem Magen zu ignorieren. Nach dem Hochzeitsempfang würden sie und Stephen erst nach Dallas fahren und dann nach Las Vegas fliegen. Ihre eigene Hochzeit war für später an diesem Abend angesetzt.
„Tun wir auch das Richtige?“, fragte sie.
„Auf jeden Fall. Wag es ja nicht, jetzt zu kneifen“, befahl Stephen.
„Das werde ich nicht.“ Sie hoffte, dass er recht hatte. Und dass sie ihre plötzliche Heirat nicht bereuen würden.
„Nehmen Sie diesen Mann zu Ihrem rechtmäßig angetrauten Ehemann?“
Nora schluckte. Sie hatte einen Kloß im Hals. Dann schaute sie Stephen tief in die Augen, suchte nach Zweifeln in seinem Blick. Aber sie fand darin nur ruhige Zufriedenheit. Er schien sich ganz sicher zu sein.
„Ja, ich will“, flüsterte sie.
„Wollen Sie jetzt die Ringe tauschen?“
Sie war drauf und dran, zuzugeben, dass sie daran nicht gedacht hatten, als Stephen nickte. Er zog zwei Schmuckschatullen aus der Innentasche seines Jacketts. Sie blinzelte überrascht.
„Wann hast du die denn besorgt?“, fragte sie leise.
Er lächelte. „Ich habe mir eben die Zeit dafür genommen.“
Er öffnete die erste Schatulle und holte einen einfachen goldenen Ehering heraus. Aus der zweiten entnahm er einen Reif mit feurigen Diamanten. Noras rang nach Luft, als sie das atemberaubende Schmuckstück anstarrte.
„Der ist ja wunderschön! Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“, wisperte sie.
„Sag einfach nur immer ‚Ja, ich will‘.“
Der Rest der Zeremonie rauschte nur so an ihr vorbei. Eine Viertelstunde später trug sie ihren neuen Ring, der sich merkwürdig und fremd anfühlte. Der Verwaltungsakt war erledigt, und sie waren auf dem Weg nach oben in ihre Hotelsuite.
„Habe ich schon erwähnt, wie schön du bist?“, fragte Stephen, als die Türen des Aufzugs sich hinter ihm schlossen.
Sie sah an ihrem weißen Hochzeitskleid herunter. Das Kleid hatte sie in einem Laden in Dallas im Schlussverkauf entdeckt. Das Oberteil aus geflochtenem Satin schmiegte sich von den Brüsten bis zu den Hüften eng an ihren Körper. Von dort fiel glatter Satinstoff in einem eleganten Bogen bis zum Boden. „Ich war mir nicht sicher, ob es dir etwas ausmachen würde, wenn ich etwas Traditionelles trage. Aber ich war noch nie verheiratet, und ich habe gedacht …“ Sie räusperte sich. „Ich wollte einfach nicht in einem
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