Traummann mit Zuckerkuss
berührt.
Am nächsten Morgen krabbelte Issy beim ersten Sonnenstrahl aus dem Bett und begann hastig, Klamotten aus Beuteln hervorzukramen.
» Warum denn die Eile, Baby?«, fragte Graeme schläfrig.
Sie blinzelte in seine Richtung. » Ich muss zur Arbeit. Die Cupcakes backen sich nicht von allein.«
Sie unterdrückte ein Gähnen.
» Na, dann nimm mich doch wenigstens noch mal in den Arm.«
Issy kuschelte sich an seine haarlose Brust. » Hm«, machte sie, in Gedanken lief ihr aber die Zeit davon, denn jetzt musste sie schließlich quer durch ganz Nordlondon pendeln.
» Warum lässt du die Arbeit heute nicht ausnahmsweise mal ausfallen?«, schlug Graeme vor. » Du schuftest viel zu hart.«
Issy lächelte. » Und das sagst ausgerechnet du.«
» Ja, aber würdest du es nicht gerne ein bisschen ruhiger angehen lassen? Etwas weniger arbeiten? Wieder in einem hübschen, gemütlichen Büro sitzen, mit Krankengeld und Büropartys und jemandem, der den ganzen Papierkram für dich übernimmt?«
Issy rollte sich auf den Bauch und stützte das Kinn in der Hand auf.
» Weißt du was«, sinnierte sie, » ich denke, das will ich eben nicht. Ich glaube, ich würde für alles Geld der Welt nicht mehr für jemand anderen arbeiten. Noch nicht einmal für dich!«
Graeme starrte sie fassungslos an. Er würde es ihr später erzählen, dachte er. Mal wieder.
Pearl summte doch tatsächlich vor sich hin, als sie zur Tür hereinkam.
» Was ist denn mit dir los?«, wollte Caroline argwöhnisch wissen. » Du wirkst so seltsam fröhlich.«
» Darf ich denn nicht mal fröhlich sein?«, fragte Pearl und holte den Besen hervor, während ihre Kollegin die temperamentvolle Kaffeemaschine polierte. » Haben darauf nur Leute aus der Mittelschicht ein Anrecht?«
» Ganz im Gegenteil«, meinte Caroline, die heute Morgen einen besonders fiesen Anwaltsbrief bekommen hatte.
» Was ganz im Gegenteil?«, fragte Issy, die gerade mit mehlbestäubten Augenbrauen die Treppe hinaufkam, um Pearl zu begrüßen und sich einen Kaffee zu holen.
» Pearl glaubt, dass Menschen aus der Mittelschicht fröhlich sind.«
» Tu ich gar nicht«, wandte Pearl ein und steckte den Finger in Issys Schüssel.
» Lass das lieber«, rief Issy. » Der Typ von der Gesundheitsbehörde würde einen Anfall kriegen.«
» Ich hab doch meine Plastikhandschuhe an!«, verteidigte sich Pearl und zeigte ihr die Hände. » Und außerdem probieren schließlich alle großen Köche, was sie zubereiten. Wie weiß man denn sonst, wie es schmeckt?«
Sie kostete Issys Mischung. Es war ein Teig mit Orange und Kokos, weich, sanft und nicht zu süß.
» Das schmeckt ja nach Piña Colada«, rief sie aus. » Umwerfend. Einfach köstlich.«
Issy starrte sie an und warf dann ihrer anderen Angestellten einen Blick zu.
» Caroline hat recht«, sagte sie. » Was ist denn bloß mit dir los? Gestern warst du noch ein Häufchen Elend, und heute strahlst du plötzlich wie ein Glückskind.«
» Ich darf also nie fröhlich sein?«, fragte Pearl. » Nur weil ich nicht hier in der Nachbarschaft lebe und mit dem Bus komme?«
» Das ist nicht fair«, warf Issy ein. » So oft, wie ich Bus fahre!«
» Und ich muss sowieso bald aus dieser Gegend wegziehen«, behauptete Caroline. Sie klang so finster, dass die beiden anderen sie erstaunt ansahen, als auf einmal auch sie den Finger in die Schüssel steckte.
» Okay«, knurrte Issy entnervt. » Den schütte ich dann mal weg und mache eine neue Ladung, wie wär’s damit?«
Pearl und Caroline fassten das als Einladung auf, sich nun erst recht am Teig gütlich zu tun, also stellte Issy den Teig mit einem Seufzen ab, zog einen Stuhl heran und machte mit.
» Was ist denn los?«, fragte Pearl.
» Oh, mein verfluchter Exmann«, knurrte Caroline. » Er will, dass ich aus dem Haus ausziehe. Aus meinem Zuhause, das ich übrigens fast ganz allein renoviert habe. Ich habe für alle Zimmer, inklusive sein Arbeitszimmer, die Möbel ausgesucht, hab den Einbau der Glaswand auf der Rückseite überwacht und mich um die Einrichtung der fünfzigtausend Pfund teuren Küche gekümmert, was übrigens kein Zuckerschlecken war.«
» Obwohl darin natürlich Platz für jede Menge Zucker ist«, warf Pearl ein, bevor Carolines Miene ihr klarmachte, dass jetzt keine Zeit für flotte Sprüche war. » Sorry«, fügte sie hinzu, aber das bekam Caroline kaum mit.
» Ich dachte, wenn ich mir Arbeit suche und dadurch zeige, dass ich kompromissbereit bin… Er legt das hingegen so
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