Traummann mit Zuckerkuss
Teller, die so günstig gewesen waren, dass davon ruhig hier und da ein paar zu Bruch gehen konnten, wenn kleine oder klebrige Hände mit im Spiel waren. Unten warteten im Lagerraum riesige Mehlsäcke und Butterkübel auf ihren Einsatz im Mixer.
Für Issy war aber vor allem das Ambiente wichtig: Der Duft von Zimt, der großzügig über köstliche, zart dahinschmelzende und zugleich sättigende Brownies verteilt wurde, die man am besten frisch aus dem Ofen verzehrte (was Louis nur zu gern übernahm), der schwere Veilchenduft der Soße für den Blaubeerkäsekuchen. An dem Tag, an dem sie für das Marmeladenbiskuit verschiedene Konfitüren durchprobieren wollten, lud Issy all ihre Freunde ein. Viele hatten zwar abgesagt, weil sie mit ihren Babys oder Umzügen oder Schwiegereltern oder den hunderttausend anderen verrückten Dingen beschäftigt waren, die man eben so machte, wenn man über dreißig war, aber die frisch angetrauten Ehemänner Paul und John waren gekommen und Toby und Trinida aus Brighton. Mit einem leichten Gefühl der Übelkeit beschlossen sie schließlich klebrig und kichernd, dass Bonne Maman Himbeere einfach die einzige Option war, bis sie irgendwann eigene Marmelade herstellen konnten. Danach dauerte es zwar eine Weile, die Kacheln an der Wand wieder sauber zu bekommen, aber es hatte so viel Spaß gemacht, dass sie den Entschluss fassten, auch noch eine richtige Einweihungsparty zu schmeißen, um alles auszuprobieren und sich bei denen zu bedanken, die ihnen so hilfreich zur Seite gestanden hatten.
Alles war picobello und blitzblank, inspiziert, abgehakt und klar zum Gefecht. Am nächsten Morgen würden sie um halb acht eröffnen– noch hatte Issy keine Marketingmaßnahmen geplant. Sie wollten mit einem » sanften Einstieg« starten, sich erst einmal eine ruhige Woche gönnen, um langsam in Gang zu kommen und zu sehen, wie alles lief. Issy redete sich immer wied er ein, da ss sie nicht in Panik verfallen würde, wenn keiner kam.
Sie würden noch eine weitere Person brauchen, die als Teilzeitkraft hinterm Tresen stand, wenn sie mal Pause machten oder Urlaub hatten. Issy hoffte, jemand Nettes aus der Gegend zu finden– vielleicht ein junges Mädchen oder einen Studenten, der ein paar Pfund extra hier und da gut gebrauchen konnte, dem es nichts ausmachte, für den Mindestlohn zu schuften, und der hoffentlich (sie schalt sich selbst für diesen Gedanken) ein wenig flexibler war und sich nicht um ein Kind kümmern musste.
Für Louis hatten sie im Little Teds, einem staatlichen Kindergarten, einen Platz gefunden (auch wenn Issy wegen seiner Anschrift ein wenig geschwindelt hatte– Louis wohnte jetzt offiziell im Cupcake Café, aber Not kennt eben kein Gebot). Leider machte der Kindergarten erst um halb neun auf, also musste der Junge mit ins Café kommen und dort frühstücken. Issy hatte vor, ihn mit dem Holzspielzeug für kleine Kunden abzulenken, damit er sich nicht auf die Zuckerbeutelchen stürzte.
Und für heute Abend hatte sie eine kleine Party organisiert, um sich bei allen zu bedanken, bei Pearl, weil sie ihr beigebracht hatte, Kaffee zu kochen (sie hatte immer noch ein wenig Bammel vor dem zischenden heißen Dampf, wurde aber langsam geübter), bei Phil und Andreas, die ihre Arbeit schließlich ausgezeichnet gemacht hatten, bei Des, dem Makler, und Mr Barstow, ihrem Vermieter; bei Helena, die die Lieferanten getriezt und mit ihr die Formulare der Sozialversicherung ausgefüllt hatte, die zu so manchem Haareraufen geführt hatten; bei Austin, der ihr geduldig Gewinnspanne, Portionenkontrolle, Steuerkonto und Abschreibung erklärt, dann alles noch einmal wiederholt hatte, als ihre Augen glasig geworden waren, und es dann noch ein weiteres Mal mit ihr durchgegangen war, nur zur Sicherheit; und bei Mrs Prescott, einer ein wenig einschüchternden Dame aus der Nachbarschaft, die sich in ihrer Freizeit um die Buchhaltung kleinerer Unternehmen kümmerte und mit der offensichtlich nicht zu spaßen war. Austin und sie hatten einander bei ihrer ersten Begegnung wissend gemustert.
» Was meinen Sie?«, fragte Issy ihn anschließend.
» Die jagt mir eine Heidenangst ein«, hatte der Bankberater zugegeben. » Ich denke, sie ist absolut perfekt. Ich habe jetzt direkt Lust, ins Büro zu gehen und Ordnung in meinen Papierkram zu bringen.«
» Gut«, sagte Issy. » Und was halten Sie von Helena?« Sie deutete zum imposanten Rotschopf hinüber, der gerade ein letztes Mal den Handwerkern Beine machte.
»
Weitere Kostenlose Bücher