Traummann mit Zuckerkuss
schließlich stand sie ja auch wirklich in der Küche. Irgendwie passte das alles perfekt zusammen, der Blümchenstoff, die niedlichen kleinen Schürzen und die verblassten, natürlich bis zum Überdruss imprägnierten Kissen mit dem Union Jack, die sie für das neue graue Sofa hinten im Laden gekauft hatte. Diese Couch war fantastisch, unglaublich strapazierfähig, aber weich und eingesessen und so gemütlich, wie ein Sitzmöbel nur sein konnte.
Man konnte es sich darauf bequem machen, Kinder konnten darauf herumturnen, Pärchen würden sich dort niederlassen. Man konnte von dort aus das Treiben im Laden oder den ruhigen Hof draußen beobachten. Issy war ganz begeistert.
An der hinteren Wand stand also dieses Sofa unter einer großen Stationsuhr. Rechts prangte der Kamin mit den Büchern, und dann gab es mehrere kleine Tische für zwei, mit bunt zusammengewürfelten hellgrauen Stühlen, die sie so arrangiert hatte, dass man sich ansehen und gut unterhalten konnte. Die Tische waren quadratisch– Issy hasste runde, wackelige Tische, auf denen kaum Platz war. Der Raum wurde weiter, wenn man auf den Tresen zuging, offensichtlich hatte er einmal aus zwei Zimmern bestanden, was an den Außenwänden noch zu erkennen war. In der Nähe der Theke standen die Tische nicht ganz so eng beieinander, damit auch Kinderwagen dazwischenpassten und die Leute dort Schlange stehen konnten, obwohl es trotzdem noch beengt sein würde. Kuschelig, das war es, was sie sagen wollte, kuschelig. Beim Kamin gab es für Gruppen einen langen Tisch mit einem riesigen Sessel in blassem Rosa am Kopfende. Im Notfall würde man hier auch eine Vorstandssitzung abhalten können.
Die Theke war wunderschön, geschwungen, glänzend und makellos, mit einer polierten Marmoroberfläche und Tabletts, auf denen am nächsten Morgen die Küchlein angerichtet werden würden. Auf der Seite, wo das Sofa stand, gab es nur ein kleines Fensterchen, gegenüber jedoch die große Glasfront vom Fenster bis zur Decke, sodass der Raum bei Sonnenschein von Licht durchflutet werden würde. Hinter der Theke blubberte und zischte die Kaffeemaschine neben der Kellertür launisch vor sich hin, und der Duft frischgebackenen Kuchens erfüllte die Luft.
Issy drehte eine Runde durch den Laden. Sie begrüßte Mr Hibbs, den mürrischen Brandschutzbeauftragten, der zur Tür hinüberschielte, nur für den Fall, dass er vergessen sollte, wo die sich befand. Dann plauderte sie mit dem Angestellten aus dem Küchenfachgeschäft, der Norrie hieß und begeistert gewesen war, als die junge Käuferin der pinkfarbenen Küche zurückgekehrt war, um einen Großbackofen zu erstehen, obwohl sie wieder genauso gnadenlos gefeilscht hatte wie beim ersten Mal. Issy konnte selbst nicht fassen, wie sehr sie diesen Ofen liebte. Sie hatte ein Foto davon gemacht und es ihrem Großvater geschickt. Norrie hatte seine mollige Frau mitgebracht, und sie bewunderten die Cupcakes und Kuchen, die im ganzen Raum für die Gäste verteilt waren. Austins Sekretärin Janet war auch gekommen, und ihre Wangen glühten vor Begeisterung. » Ich sehe sonst ja nie, was die Bank eigentlich bewegt«, hatte sie Issy anvertraut. » Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich eigentlich nur Papierberge verschiebe. Es ist so toll, mal zu sehen, was in der Wirklichkeit daraus wird.« Sie drückte Issy den Arm, und die nahm sich vor, ihr nichts mehr von dem billigen, aber leckeren Wein nachzuschenken, den Pearl aufgetrieben hatte. » Und das ist ja nicht nur etwas Reales, sondern auch noch etwas Gutes. Richtig toll.«
» Danke«, sagte Issy, die sich wirklich freute. Dann kümmerte sie sich weiter darum, dass auch alle etwas zu trinken hatten, behielt dabei aber die Tür im Auge. Und tatsächlich, um sechs Uhr, als es für ihren Großvater ja eigentlich schon Zeit fürs Bett war, wie er bei ihren Besuchen oft erwähnt hatte, fuhr ein Auto völlig illegal auf den kleinen Hof, und eine große, rollstuhlfreundliche Tür wurde geöffnet. Keavie sprang vom Fahrersitz, um sich der Sache anzunehmen, und dann erschien Grampa Joe. Issy und Helena eilten zur Tür, um sie zu öffnen, mit einer Geste bedeutete Gramps ihnen jedoch, dass er noch einen Moment draußen bleiben wollte. Er verharrte im Rollstuhl vor dem Laden. Issy machte sich schon Sorgen, es könnte vielleicht zu kalt für ihn sein, sah dann aber, dass Keavie ihn in eine warme, karierte Decke hüllte, die sie offensichtlich im Wagen mitgebracht hatte. Joe starrte die Fassade des
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