Traummann mit Zuckerkuss
überlegt hatte– die alten Regale sollten herausgerissen werden, alles musste neu verkabelt werden, die Theke musste geöffnet und versetzt werden, sie brauchte Kühlschränke und Vitrinen, gleichzeitig sollten aber Fenster und Kamin so bleiben, wie sie waren. Unten fehlten Fächer zur Lagerung und ein Großkühlschrank. Als sie jetzt alles aufzählte, kam es ihr unheimlich viel vor. Sie hatte ja nun das Darlehen und dazu auch die Abfindung, aber sie würde trotzdem noch vor der Eröffnung viel Geld in den Laden stecken.
Phil sah sich um und saugte geräuschvoll an seinen Zähnen.
» Hmm«, meinte er schließlich. » Diese alten Gebäude sind ja der reinste Albtraum. Ist das hier denn denkmalgeschützt?«
» Nein!«, beruhigte ihn Issy, die froh war, endlich einmal eine Frage beantworten zu können. » Na ja, ich meine, die Fassade schon, die fällt unter Kategorie II , aber mit dem Innenraum geht alles klar, solange wir keine Wände einreißen oder hochziehen oder den Kamin zumauern. Was wir ja nicht vorhaben.«
» Also, ich fürchte leider, dass wir die Kabel durch die Wand ziehen müssen, und dann muss auch so einiges neu verputzt werden, und über den Fußboden haben wir jetzt noch gar nicht gesprochen.«
» Was gibt es denn am Fußboden auszusetzen?«
Schlichte hölzerne Bohlen bedeckten den Boden, und Issy hatte eigentlich vorgehabt, die nur ordentlich abzuschrubben und so zu belassen.
» Nee, sehen Sie, das geht so nicht«, erwiderte Phil. Was Issy überhaupt nicht sah. Das war ihr peinlich, und so langsam wurde ihr die ganze Unterhaltung unangenehm. Es war seltsam, hier mit Leuten zu sprechen, die so viel mehr über etwas wussten, das doch sie betraf. Eine Ahnung keimte in ihr auf, dass sie sich an dieses Gefühl wohl gewöhnen musste.
Phil schlug ihr irgendein kompliziertes Verfahren vor, bei dem sie die Fußleisten anhoben, die Kabel und Heizelemente darunter verlegten und dann quasi die Wände von unten nach oben wieder herrichteten. Issy sah ihn hilflos an, sie fühlte sich verloren, nickte ein wenig und wünschte sich dabei, ihr Akzent würde sie weniger elitär klingen lassen. Andreas suchte in der Hosentasche nach seinen Kippen, Phil zog eine Kamera und einen Notizblock hervor und begann, Maße aufzuschreiben, bis Pearl, die sich bislang aus der Sache rausgehalten hatte, es nicht länger aushielt.
» Entschuldigen Sie bitte«, rief sie. Alle sahen erstaunt zu ihr herüber. » Sie sind doch sicher ein guter Handwerker, oder nicht?«, fragte sie Phil, der angesichts dieser Frage fast beleidigt wirkte.
» Ich kriege absolut alles hin«, verkündete er stolz. » Hansdampf in allen Gassen!«
» Das ist ja toll«, antwortete Pearl. » Wir sind wirklich froh, Sie mit an Bord zu haben. Aber ich fürchte, wir können Sie nur für die Arbeit bezahlen, die Miss Randall bereits erwähnt hat. Keine neuen Dielen, keine Fußleisten, kein Verputzen. Bauen Sie uns die Möbel und Geräte ein, bringen Sie den Laden auf Vordermann– Sie verstehen schon, was ich meine–, und dann kriegen Sie umgehend Ihr Geld, ohne viel Theater. Wenn Sie auch nur einen einzigen Handgriff machen, der nicht vereinbart war, oder uns zu viel berechnen– das ist immerhin unser fünfter Kostenvoranschlag–, dann tut es mir wirklich leid, aber dann wird einfach kein Geld da sein, um Sie zu bezahlen. Haben wir uns da verstanden?«
Pearl starrte Phil unerbittlich an. Dieser lächelte nervös und räusperte sich. Als er zur Schule gegangen war, hatte es da so einige Pearls gegeben, und er hatte es ihnen zu verdanken, dass er jetzt als Handwerker arbeitete, statt wie die Hälfte seiner Klassenkameraden im Knast zu sitzen.
» Aber natürlich. Ganz klar. Kein Problem.«
Er drehte sich wieder zu Issy um, die sprachlos, aber zufrieden war.
» Wir machen es Ihnen hier wirklich nett, Liebes.«
» Toll!«, rief Issy. » Und möchten Sie vielleicht was von meinem gestürzten Kuchen? Da Sie hier ja auch alles auf den Kopf stellen werden?«
» Du warst einfach umwerfend!«, jubilierte Issy, als Pearl und sie Louis zwischen sich an die Hand nahmen und zur Bushaltestelle gingen. Sie wirbelten den Jungen durch die Luft, und er verlangte mit » Ein, swei, drei!«-Rufen nach mehr.
» Jetzt sei doch nicht albern«, meinte Pearl. » Wenn du etwas willst, dann musst du auch genau das verlangen. Er hätte dich schon nicht gebissen, der will seine Dienstleistungen doch auch verkaufen.«
» Ich weiß«, seufzte Issy. » Das ist jetzt wirklich
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