Traummoerder
Polizistin zeigte Dermot die richterliche Erlaubnis. »Tut mir leid, wenn ich Ihnen Unannehmlichkeiten bereite, aber dieser Beschluss erlaubt mir, alles aus Ihrem Haus mitzunehmen, was ich als mögliches Beweisstück ansehe. Wir werden Kopien von all Ihren Dateien erstellen und Ihnen die Festplatte innerhalb von zwölf Stunden zurückgeben. Ich versichere Ihnen, dass alle persönlichen Informationen, die nichts mit unseren Ermittlungen zu tun haben, intakt und vertraulich bleiben.«
Neela war im Schlafzimmer. Sie sah einem Polizisten mit Latex-Handschuhen zu, wie er ihren Kleiderschrank durchsuchte. Er schob einen Bügel nach dem anderen zur Seite und vergewisserte sich, ob etwas in den Taschen oder dahinter versteckt war. Neela kochte vor Wut, sagte jedoch kein Wort. Als Nächstes nahm er sich die Schubladen der Kommode vor und stöberte in der Unterwäsche.
Ein Polizist steckte zwei Paar von Dermots Stiefeln in Plastiktüten, ehe er sich seine Kleider genauer ansah und ein paar Hemden und Socken einpackte. Er etikettierte die Sachen und steckte sie alle in eine große Tüte.
Unten telefonierte Dermot mit Fountain.
»Es ist die übliche Vorgehensweise, Mr. Nolan. An Commander Willis’ Stelle hätte ich das auch angeordnet. Sehen Sie es als Ausschlussverfahren an, mit dessen Hilfe man feststellt, dass es in Ihrem Haus keine DNA-Spuren von den Opfern gibt.«
Dermots Knie wurden weich. Ihm schwirrte der Kopf. DNA? Heutzutage konnte man die DNA von winzigen Partikeln bestimmen. Er war an so vielen Tatorten gewesen und hatte irgendwelche Dinge mit bloßen Händen angefasst – die Pfähle, den Rollstuhl, den Wassertank. War der Zeitpunkt gekommen, in dem er all seine Karten auf den Tisch legen sollte? Nein. Besser war, abzuwarten, was die Durchsuchung erbrachte. Bis auf die Zähne, die nicht mehr an ihrem Platz lagen und wahrscheinlich in den Müll gewandert waren, hatte es in diesem Haus nie etwas gegeben, was ihn mit den Morden in Zusammenhang brachte.
Er beobachtete, wie ein Mann von der Spurensicherung mit einer schwarzen Plastiktüte, in der seine Stiefel steckten, an ihm vorbeiging. Diese Stiefel hatte er bei seinen Ausflügen getragen. Er schluckte unwillkürlich. Die Untersuchungen könnten ergeben, dass er in der Nähe der Tatorte gewesen war – mehr nicht. Letzten Endes bliebe noch die Frage, ob er sich an den Tatorten aufgehalten hatte, während die Opfer ihr Leben ausgehaucht hatten – nicht Tage, Wochen oder Monate später.
Detective Quin ging auf ihn zu, entschuldigte sich noch einmal für die Unannehmlichkeiten und kündigte an, dass sie bald zum Ende kommen würden. Ein Officer war draußen im Garten, durchsuchte den Schuppen, aber auch er würde nicht mehr lange brauchen.
Quin hielt ein Klemmbrett in der Hand und riss einen Durchschlag seiner Liste vom Block. »Dies ist eine detaillierte Aufzählung all der Dinge, die wir von hier mitnehmen. Sie werden die Sachen zurückerhalten, sobald alle Untersuchungen abgeschlossen sind.« Er überreichte Dermot den Durchschlag. »Ich möchte Ihnen für Ihre Kooperationsbereitschaft danken«, sage er noch, als er zur Tür ging. »Ich wünschte, alle wären so hilfsbereit.«
Am folgenden Tag fand ein Wanderer die Leiche von Wanda Bell. Die Polizei glaubte, dass der Tod erst vor wenigen Stunden eingetreten war. Herzversagen. Natürlich war es zu ernsthaften Komplikationen gekommen, die den gesamten Organismus geschädigt hatten – die meisten wurden vom Blutstau in den Extremitäten hervorgerufen. Ein klassischer Fall von schnell fortschreitendem Brand. Am Ende war der Tod eine Erlösung gewesen. Bei der Autopsie stellte der Rechtsmediziner fest, dass die Schmerzen in den letzten Stunden jede Vorstellung überschritten haben mussten.
Die Nachricht von ihrem Tod erreichte die Task Force eine Stunde nach Auffinden der Leiche. Victoria Willis setzte den Namen Wanda Bell auf die Liste der anderen Opfer und las in Dermot Nolans Roman den Tathergang nach.
Kapitel 54
In dem Bereich rund um die Baumreihe, wo Phoebe Blasé angeblich begraben sein sollte, herrschte bereits zwei Stunden nach dem Anruf reges Treiben. Kandinski hatte die Leitung der Operation »Zahnfee« übernommen, da sich der Informant mit ihm persönlich in Verbindung gesetzt hatte.
Es dauerte nicht lange, bis man die Mulde entdeckt hatte, und Kandinski überlegte, wo sie die Reste der provisorischen Zahnarztpraxis finden könnten. Reifenspuren in der Nähe legten den Schluss nahe, dass
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