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Traummoerder

Titel: Traummoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shane Briant
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alles zu bedeuten? Sie musste Dermot finden.
    Dermots Aufzug erreichte das Dach, die Tür ging auf, und die beiden rangelnden Männer wälzten sich heraus. Nicks Elektroschocker fiel auf den Beton.
    Die Männer lösten sich voneinander und kamen mühsam auf die Füße, dann umkreisten sie sich wie Schakale.
    »Für einen Krüppel halte ich mich ganz wacker, wie?«
    Bis zu diesem Augenblick war Dermot gar nicht aufgefallen, dass Nick ohne Stock beweglich war wie ein Zirkusakrobat.
    »Der Stock? Ich habe ihn nie gebraucht. Die zweite Operation war ein voller Erfolg, aber ich brauchte den Stock als Requisite. Ein Krüppel kann doch nicht für so viele spektakuläre Morde verantwortlich sein, oder? Ein Killer muss agil sein. Das stimmt doch, oder?«
    »Wo ist Neela?« Dermot fühlte sich immer noch extrem schwach, aber ihm war klar, dass er kaum Chancen hatte, es sei denn, er spielte auf Zeit, und Nick gestattete ihm eine Erholungspause.
    »Oh, Neela geht’s gut. Ihr wird nichts passieren, dafür habe ich gesorgt. Du scheinst zu vergessen, dass ich Neela mag. Genau genommen habe ich sie immer schon geliebt. Wäre Giselle nicht gewesen …« Er verstummte für einen kurzen Moment. »Sobald du von der Bildfläche verschwunden bist und sie sich von dir im Stich gelassen fühlt, werde ich sie geschickt umwerben; sie wird mein sein – wie Giselle an diesem einen Abend vor langer Zeit die Deine war.«
    Dermot schwang seine Rechte, aber die Faust streifte nur Nicks Kiefer.
    »Das ist die richtige Einstellung, Dermot. Großartig ! Du musst kämpfen, denn dies ist die letzte Chance, die du jemals haben wirst.«
    Dermot machte einen Satz – diesmal wollte er sich den Elektroschocker greifen, aber Nick packte sein Bein, und er stürzte schwer. Dann nahm Nick die Waffe, steckte sie in die Hosentasche und förderte ein anderes Gerät zutage. »Es dauert zu lange, diese Geräte aufzuladen, deshalb ist es immer besser, man hat ein zweites dabei.«
    Nick drängte Dermot zu der Stützmauer am Rand des Daches und drückte ihn so weit nach hinten, dass sein Oberkörper über dem Abgrund hing – die Straße war weit, weit unter ihm.»Eines muss ich dir lassen«, raunte Nick in Dermots Ohr, »du hast Mut bewiesen, als du deinen Namen für diesen Schund hergegeben hast. Ihr Schriftsteller habt eine phantastisch verdrehte Eitelkeit.«
    Dermots Augen fixierten Nick.
    »Anscheinend bin ich ein Naturtalent«, fuhr Nick fort. »Wir haben einen Bestseller geschrieben – gemeinsam!«
    Dermot unternahm einen letzten Versuch, sich zur Wehr zu setzen, aber Nick stieß ihm mit einem Finger in die Kehle und elektrisierte ihn noch einmal mit dem zweiten Schocker. Dermot zuckte gute fünf Sekunden, dann lag er ganz still da.
    »Genug mit dem beschissenen Kampf«, sagte Nick, der drohend neben seinem Opfer stand.
    Dermot bekam kaum Luft, wusste jedoch, dass er Nick beschäftigen musste.
    »All die unschuldigen Menschen, Nick«, sagte er. »Wie konntest du das tun?«
    Nick ging in die Hocke. »Unschuldig?«, wiederholte er ungläubig. »Unschuldig?« Er schob die Hände unter Dermots Achseln, hob ihn an und lehnte ihn an die Stützmauer. Das Spiel war vorbei. Jetzt war Nick todernst. Er verstellte die Stimme und sagte heiser: »›Meine Absicht war, Leid über andere zu bringen, und zwar im selben Maße, wie ich es erdulden musste.‹ Gefällt dir der Akzent? Unheimlich, oder?« Er setzte sich im Schneidersitz vor Dermot. »›Leid bringt Erlösung. Kein Mensch weiß, was echte Qualen sind, wenn er nie einen wahren Verlust erlitten hat.‹« Er hielt inne und sprach mit seiner normalen Stimme weiter: »Und ich habe gelitten, Dermot. Und wie ich gelitten habe! Du hast ja keine Ahnung.«
    Dermot konnte sich nicht rühren, und er brachte nur ein Wort heraus: »Warum?«
    Nick holte tief Luft. »Giselle und ich erwarteten niemals Komplikationen bei der Geburt der Zwillinge. Warum hätten wir damit rechnen sollen? Wir waren überzeugt, dass alles ganz normal verlaufen würde.« Er überblickte die Stadt in Richtung Long Beach, während die letzten Strahlen der Sonne hinter dem Horizont versanken. »Als die Fruchtblase zu früh platzte, wussten wir, dass wir uns beeilen müssen. Aber richtig ernst war das nicht. Ein paar Minuten hin oder her – um mehr ging es nicht. An das Schlimmste dachten wir überhaupt nicht. Trotzdem fuhr ich, so schnell ich konnte, zur Klinik. Ich legte sie auf den Rücksitz und machte es ihr so bequem wie möglich. Sie strahlte

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