Traummoerder
die Menschen auf meine besonders unterhaltsame Art von ihren schlimmsten Albträumen zu befreien. Aber ich möchte in meiner Schlechtigkeit noch einen Schritt weiter gehen. Überleg mal – was könnte faszinierender oder eine größere Herausforderung sein, als die eine Person zu töten, die ich liebe? Jemanden, der mir sein Leben anvertraut?«
Nick neigte sich über Dermot, weil er auf seine Reaktion neugierig war. Dermots Augen sprühten Funken.
»So ist es gut. Du hast es verstanden.«
Vorsichtshalber klebte Nick seiner Geisel den Mund zu, für den Fall, dass sie genügend Energie für einen Schrei aufbringen sollte. Selbstverständlich war das kaum möglich. Mittlerweile wusste Nick, wie man Sux dosierte.
Nick fuhr zu einem Lagerhaus in Inglewood. Er hatte die Räumlichkeiten schon vor Monaten angemietet. In einer Ecke gab es eine Kochstelle, eine Toilette und Waschgelegenheit in einer anderen und zudem einen kleinen Raum, den Nick schalldicht isoliert und mit Schlössern und Riegeln abgesichert hatte.
Dermot wurde in dem Raum an die Wand gekettet, und Nick führte seinen Monolog fort. Er genoss den Moment der Rache.
»So – hast du noch Fragen, die ich für dich klären kann, Dermot? Tu dir keinen Zwang an – du wirst hier einige Zeit verbringen. Ich muss mich um eine passendere Bleibe kümmern, die nicht so weit weg von zu Hause liegt.«
Dermot starrte den Mann an, den er so viele Jahr als Freund angesehen hatte. Das Ted-Bundy-Prinzip gab es also doch. Er hätte nie gedacht, dass Nick auch nur einer Menschenseele etwas antun könnte.
»Warum ich?«, wollte Dermot wissen. »Was habe ich dir angetan?«
Nick blieb einige Zeit still, dann sagte er: »Ist das dein Ernst, Dermot? Denkst nach all den Jahren immer noch, dass du dieses Spiel mit mir treiben kannst? Du bist ein Schriftsteller. Du solltest wissen, wann eine Geschichte beginnt und mit wem sie endet. Die Antwort auf beide Fragen lautet: mit dir.«
Dermot runzelte die Stirn und versuchte, einen Sinn in Nicks Worten zu finden. War es möglich, dass dieser ganze Wahnsinn das Ergebnis einer schwachen Stunde war, in der er und Giselle, berauscht von momentaner Leidenschaft, miteinander geschlafen hatten? Das konnte doch nicht sein!
»Du weißt es, Dermot, stimmt’s? Ich sehe es dir an.«
Dermot schloss die Augen, als wollte er die Erinnerung ausschließen. Aber das ging nicht. Im Bruchteil einer Sekunde war er wieder im Haus seines Verlegers – die korrigierten Druckfahnen lagen auf dem Tisch neben einer leeren Flasche Rotwein, und er und Giselle umarmten sich.
»Dies sollte nicht …«, hatte er gesagt.
Aber Giselle hatte ihn nur noch fester an sich gedrückt. »Ich weiß. Dies darf nicht noch mal passieren«, bemerkte sie, als sie den Rock anhob. »Nie wieder.«
An diesem Abend schliefen sie miteinander, und es blieb das einzige Mal. Sie erwähnten den Vorfall nie, weil es für beide zu schmerzlich war, zwei Menschen gleichzeitig zu lieben.
»Es war ein einziger schwacher Moment. Neela hat nie davon erfahren«, stammelte Dermot.
»Und ich werde ihr nicht davon erzählen. Warum sollte ich sie für dein Vergehen bestrafen? Aber ich werde mit ihr das machen, was du mit Giselle getan hast. Das ist nur fair.«
Nick stellte sich unter ein hohes Fenster. »Ich nehme an, du möchtest wissen, wie ich es herausgefunden habe.«
»Giselle hat es dir bestimmt nicht erzählt.«
»Selbstverständlich nicht. Es war die DNA. Der Autopsiebericht nach dem grausamen Tod meiner Babys verriet mir, dass ich nicht ihr leiblicher Vater war.« Er bedachte Dermot mit einem hasserfüllten Blick. »Meine Frau ist gestorben. Meine Kinder sind bei einem Brand ums Leben gekommen, und dann erfuhr ich, dass mein ältester und engster Freund mit meiner Frau geschlafen hatte, nur weil er eines Tages scharf auf sie war. Du hattest dich entschieden, mit deiner eigenen Frau noch keine Kinder zu bekommen, aber bei meiner hast du nicht aufgepasst und ihr gleich Zwillinge gemacht!« Er legte eine Pause ein, dann redete er ganz langsam und betont: »Du kommst in meinem schlimmsten Albtraum vor. Also werde ich dich in deinem besuchen.«
Kapitel 68
Als Neela ins leere Foyer des Sibley Building stolperte, sah sie sich verzweifelt nach jemandem um, mit dessen Handy sie den Notruf anwählen könnte, aber weit und breit war kein Mensch zu sehen. Sie rannte auf die Straße. Ihre Kleider waren derangiert, das Haar war wirr.
Sie zitterte vor Angst, und ihre Glieder gehorchten ihr
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