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Traummoerder

Titel: Traummoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shane Briant
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drückte, tief und regelmäßig durchatmend, auf den Knopf für das siebzehnte Stockwerk. Ein Freund hatte ihm kürzlich geraten, kontrolliert zu atmen; damit könne er sich entspannen und besser mit seiner Phobie fertig werden. Der Aufzug kroch holpernd nach oben. Trotz der Atemübung schwitzte Conway wie ein Schwein. Je früher er mit der alten Lady auf dem Rücksitz von hier verschwinden konnte, umso besser.
    Der Lift erschauerte und blieb stehen. Abels Blick huschte zu der Anzeigetafel. Er befand sich erst in der dreizehnten Etage. »Scheiße, Scheiße, Scheiße!«, fluchte er und schlug auf den richtigen Knopf – ohne Erfolg. Leise zischend öffneten sich die Türen.
    Abel streckte den Kopf in den Flur und spähte nach rechts und links. Teppichboden oder anständige Möbel hatte er nicht erwartet, aber genauso wenig das Loch in der Mauer; dort fehlte ein Fenster samt Rahmen.
    Der Wind fegte heulend durch den Korridor und wirbelte Staub, Papierfetzen und anderen Müll durch die Luft.
    Was sollte er tun? Wieder nach unten fahren? Zu Fuß in den siebzehnten Stock gehen und die alte Lady suchen? Noch während er überlegte, glitten die Türen langsam zu, und Abel zog mit einer gewissen Erleichterung den Kopf zurück.
    Die Kabine ruckelte und setzte den Weg nach oben fort. Abel lächelte. Es war dämlich, sich derart zu ängstigen. Er brauchte sich bloß seine Situation deutlich vor Augen zu führen. Wie viele Aufzugabstürze, bei denen die Insassen ums Leben gekommen waren, hatte es schon gegeben? Ungefähr so viele wie Flugzeugabstürze … aber weltweit kam beinahe jede Woche eine Maschine vom Himmel …
    Zum zweiten Mal wurde Abel von einem mächtigen Ruck erschreckt, als der Lift anhielt. Diesmal in der sechzehnten Etage.
    »Du willst mich wohl verarschen, wie?«, brummte er und sah sich um.
    Dieser Flur war noch dreckiger und versiffter als der letzte. Graffiti überall, dazwischen die Tags von verschiedenen Gangs. Eine alte Mülltonne stand neben dem Aufzug, und es stank extrem nach Erbrochenem.
    Abel entschied, über die Treppe ins nächste Stockwerk zu gehen. Als er den Lift verließ, fiel ihm auf, dass auch hier das Fenster am Ende des Korridors fehlte. Er stieß die schmuddelige Tür zu dem Treppenhaus mit den Betonstufen auf.
    Es war keine Überraschung, dass das siebzehnte Stockwerk aussah wie die anderen. Kein Fenster, starke Zugluft und jede Menge Abfall. Darunter eine tote Ratte. Hier konnte doch niemand leben, oder? Möglicherweise hatte die alte Lady keine andere Wahl. Fast empfand er Mitleid, als er den Flur entlanglief und die Namensschilder neben den Türen las.
    Vor der Tür mit dem Namen »Havencamp« blieb er stehen. »Das ist es.«
    Er drückte auf den Klingelknopf, und da er keine Glocke in der Wohnung hörte, klopfte er an und rief: »Miss Havencamp? Ihr Taxi ist da!«
    Alles blieb still, nur der Wind fegte ihm Abfall vor die Füße.
    »Letzte Gelegenheit, Lady. Öffnen Sie, oder ich bin weg. Hören Sie mich?«
    In diesem Moment ertönte ein tiefes Grollen am Ende des Flurs. Abel riss den Kopf herum und entdeckte sie – zwei bullige Rottweiler. Sie zitterten vor Erregung und warteten auf den Befehl zum Angriff. Die gefletschten scharfen Zähne wirkten mehr als bedrohlich.
    Abel senkte den Blick – er hatte gelernt, dass man bösartigen Hunden nicht in die Augen sehen durfte, wenn man sie nicht noch mehr aufregen wollte. Ohnehin hätte er keine Chance, wenn sie sich auf ihn stürzen würden. Was hatten zwei Kampfhunde hier im siebzehnten Stock eines verwahrlosten Hauses zu suchen? Wo kamen sie her? Und wie konnte er ihnen entfliehen?
    Beide spitzten wie auf einen unhörbaren Befehl die Ohren und kamen ein paar Schritte näher, ehe sie abrupt stehen blieben.
    Okay, an ihnen vorbeizuschleichen war keine Option – ebenso wenig wie eine Konfrontation, obwohl ihm die Mülltonne als Schutzschild dienen könnte, falls er sie überhaupt rechtzeitig erreichte.
    Abel bemühte sich um ein beschwichtigendes Lächeln, ohne die Köter direkt anzusehen. »Ganz ruhig, Jungs«, flötete er in dem Versuch, seine Angst zu verbergen. »Wo kommt ihr her? Habt ihr euer Herrchen verloren? Wie heißt ihr? Mann, ihr beide seht verdammt niedlich aus.«
    Er rückte Zentimeter für Zentimeter nach rechts, griff nach der Mülltonne und hob sie langsam an, bis er sie vor der Brust hatte. Die Hunde rührten sich nicht. Sieben, acht Meter trennten sie. Es blieb Conway nichts anderes übrig, als sich behutsam auf den

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