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Traummoerder

Titel: Traummoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shane Briant
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Hand zu fassen bekam. Er konnte nicht glauben, dass er noch am Leben war, und schrie vor Freude, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, dass er sich fünfundvierzig Meter über dem Erdboden befand.
    Dann ließ er den Tränen freien Lauf. Er hatte seine Phobie besiegt. Es war ein großartiger Moment!
    Whoaah! Ich hab’s geschafft! Verdammt, ich hab’s geschafft. Nie wieder werde ich mich vor der Höhe fürchten. Bestimmt nicht. Jetzt gelingt mir alles!
    Er schaute zu dem Fenster des anderen Hauses auf – die vier Höllenhunde starrten auf ihn nieder; sie schnappten in die Luft und knurrten wütend. »Schätze, ich hab euch enttäuscht, Jungs«, spottete er. »Geht und fresst Miss Havencamp – erste Tür links hinter euch«, schrie er.
    Während Abel das andere Bein auf die Leiter schwang, hörte er eine leise, kehlige Stimme.
    »Sehr eindrucksvoll, Mr. Conway.«
    Die Stimme überraschte ihn. Er schaute sich um. Woher, um alles in der Welt …? An den Fenstern über und unter ihm war niemand.
    »In deinem Alter und bei dem Gewicht hätte ich dir das nicht zugetraut. Aber so wird es erst interessant. Du erstaunst mich.«
    Abels Blick suchte beide Gebäude ab, ohne jemanden zu entdecken. Die Stimme schien körperlos zu sein. Dann sah er einen winzigen Lautsprecher auf dem Fenstersims über ihm.
    »Das war echt zirkusreif. Wäre ich ein Direktor, ich würde dich auf der Stelle engagieren.«
    »Wer, zur Hölle, sind Sie? Helfen Sie mir, um Himmels willen.«
    »Wer ich bin? Komm schon. Denk nach, Dummkopf. Ich bin der Traumheiler, Abel. Du erinnerst dich doch bestimmt an mich, oder?«
    Abels Gedanken rasten. Der Traumheiler? Wer war das? Mit einem Mal fiel es ihm ein. Der Typ aus dem Internet! Das Flugblatt, das man ihm auf der Straße in die Hand gedrückt hatte. Der seltsamen Chatroom mit dem dunklen unheimlichen Kerl, der offenbar ein Irrer war.
    Atemlos und erschöpft hakte Abel sein Bein um eine Metallsprosse und rief: »Warum haben Sie das mit mir gemacht, Sie verdammter Bastard? Was habe ich Ihnen angetan?«
    Keine Antwort.
    »Helfen Sie mir, und ich stehe für den Rest meines Lebens in Ihrer Schuld. Helfen Sie mir nur ins Haus, ja? Bitte.«
    »Auf keinen Fall würde ich jemals einen armen Chauffeur wie dich retten, Abel.«
    Plötzlich hörte Abel ein metallisches Knirschen über seinem Kopf. Er sah auf und erschrak zu Tode. Einer der Metallbolzen, mit denen die Leiter in der Mauer verankert war, brach aus. Materialermüdung? Nein. Eine Niete platzte ab. Dann eine zweite.
    Die Leiter gab nach, Abel spürte, wie sein Rettungsanker unter ihm zusammenbrach, und er fiel …

Kapitel 11
    Dermot war gerade mit dem Frühstück fertig, als Neela in die Küche kam und das Manuskript auf die Arbeitsfläche legte.
    »Du liest immer noch diesen Schrott?«, fragte er.
    »Und was hat dich die ganze Nacht wach gehalten?«, gab Neela zurück. Dermot war aufgestanden, um sich einen Spätfilm anzuschauen, und hatte dann bis zum Morgengrauen gelesen.
    »Wenn ich schon nichts Intelligentes schreiben kann, möchte ich wenigstens etwas Intelligentes lesen, was andere geschrieben haben. Irgendetwas mit ein wenig intellektueller Glaubwürdigkeit.«
    »Und was war das?«
    »Margaret Atwood, nicht Crazy Harry.«
    »Sein Name ist Albert K. Arnold«, rief ihm Neela ins Gedächtnis.
    »Ja, klar-A.K.A.-also known as …«
    »Vielleicht ist es ja wirklich ein Pseudonym.«
    »Was du nicht sagst.«
    Neela merkte, dass er eine seiner sarkastischen Launen hatte, und hielt sich zurück, gleichzeitig machte sie sich Vorwürfe. Wieso glaubten die Männer immer, dass die Frauen klein beigeben mussten? Allmählich ging es ihr gewaltig auf die Nerven, dass sie so oft seine Stimmungen ertragen musste.
    »Ja und? Warum soll er sich nicht A.K.A. nennen?«
    »Möglicherweise hat er etwas zu verbergen.«
    »Tatsächlich? Du denkst, dass jeder Schriftsteller, der ein Pseudonym benutzt, ein finsteres Geheimnis hat? Mark Twain, Lewis Carroll, George Eliot, Anatole France … Molière, um Himmels willen? Hast du dich schon mal damit beschäftigt, dass Amandine Dupin vorgab, ein Mann zu sein, und sich George Sand nannte? Hältst du sie für sexuell entartet?«
    »Mach dich nicht lächerlich. Wie kannst du das Machwerk dieses Idioten in einem Atemzug mit Molière, Twain und Sand nennen?«
    Statt über ihn herzufallen, wie sie es gern getan hätte, nahm sie sich wieder einmal zusammen und versuchte, die Stimmung aufzuhellen. »Möchtest du einen frischen

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