Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Traummoerder

Titel: Traummoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shane Briant
Vom Netzwerk:
um Leben und Tod. Es ist besser, den Reichtum mit der einzigen Familie zu teilen, die ich habe.«
    Dermot und Neela wechselten einen betretenen Blick, weil sie so unsensibel gewesen waren nach allem, was Nick durchgemacht hatte.
    »Ich muss los«, verkündete Nick und stellte das halb ausgetrunkene Weinglas auf den Schreibtisch. »Ein Klient ist furchtbar scharf auf einen Klimt, ich soll ihn für ihn ersteigern. Ich muss also meine gleichgültigste Miene aufsetzen und den anderen Bietern bei Christies’s weismachen, dass ich keinerlei Interesse habe. Mein Klient kann nur bis zwei Millionen gehen, und das ist eigentlich viel zu wenig für den Klimt.«
    Nick nahm das eingepackte Bild, das er mitgebracht hatte, in die Hand und ging zur Tür.
    »Hey, was hast du da?«, wollte Neela wissen.
    »Sehen wir’s uns an.« Nick riss das Klebeband ab und nahm ein kleines Gemälde aus der Verpackung.
    Neela betrachtete es. »Warhol. Eines aus den Absolut-Vodka-Serien. Ich liebe es. Wer ist der Klient?«
    »Ein bekannter Restaurateur, dem es nicht gut geht und der die Kohle braucht, um zu überleben.«
    Betretenes Schweigen machte sich breit – wieder ging es um das liebe Geld.
    Nick schlug einen heitereren Ton an: »Ich sehe hier einen Warhol, aber Jerry Warschein sieht darin die Gehälter für seine Angestellten und ein paar Wochen in Palm Springs.«
    »Falls es sich verkaufen lässt.« Dermot wollte negativ denken; das war seine Art, sich selbst zu geißeln.
    »Hey, jeder mag Wodka.« Neela gab sich alle Mühe, unbekümmert zu klingen.
    »Er wird sich ein paar Wochen im Villa Royale Inn leisten können, wenn ich ein Wörtchen mitzureden habe«, sagte Nick. »Und ich? Ich bekomme eine Woche Jamaika. Dafür sorgt schon die Provision.«
    Neela lächelte, Dermot hingegen hörte gar nicht mehr zu. Nick ging zur Haustür und stützte sich schwer auf seinen Stock.
    »Bis später«, rief er Dermot zu. »Vergesst nicht, ich bin für euch beide da.«
    Neela nahm das Weinglas an sich und verließ nach Nick das Arbeitszimmer. Dermot hob das Manuskript auf. Die einzelnen Blätter wurden auf der linken Seite von einem Metallbügel zusammengehalten. Er las die Titelseite: Meine schlimmsten Albträume – kostbare Erinnerungen von Albert K. Arnold.
    Er seufzte matt. Horrorgeschichten hatten noch nie zu seiner Lieblingslektüre gehört. Ohne großes Interesse blätterte er weiter, als Neela wieder hereinkam. Sie warf einen Blick auf den wattierten Umschlag.
    »Und? Worum geht’s?«
    »Lass mir Zeit, Neela – bisher habe ich noch keine Zeile gelesen, vom Titel abgesehen, den ich schrecklich finde.«
    »Weil er zu lang ist? Wer hätte gedacht, dass Mitternacht im Garten Gottes und des Teufels funktioniert? Oder Alles, was Sie schon immer über Sex wissen wollten, aber nie gewagt haben zu fragen?«
    »Nein, nicht weil er zu lang ist. Er hat etwas Widerliches an sich. Wahrscheinlich ist es das schlecht geschriebene Machwerk eines pseudobritischen Möchtegern-Akademikers.« Dermot begann laut vorzulesen: »›Mein Name ist Arnold. Mittlerweile bin ich allein. Meine Absicht war, Leid über andere zu bringen, und zwar im selben Maße, wie ich es erdulden musste. Für alle, die mit Mühsal beladen sind, kommt die Erlösung. Leid bringt Erlösung. Kein Mensch weiß, was echte Qualen sind, wenn er nie einen wahren Verlust erlitten hat.‹ Siehst du?«, fragte er. »Das ist wahrscheinlich nur ein Vorgeschmack auf das blanke Grauen.« Dermot warf das Manuskript in den Papierkorb und bedachte es mit einem bösen Blick. »Eines sag ich dir, du beschissener Schreiberling: Das einzige Leid, das du über mich bringen könntest, wäre das Bedauern, Zeit mit deinem Unsinn vergeudet zu haben. Aber ich habe eine Neuigkeit für dich – ich verzichte darauf, krankes Arschloch.«
    Neela öffnete den Mund, um etwas zu sagen, besann sich jedoch eines Besseren. Dermots Stimmungsschwankungen häuften sich in letzter Zeit, und seit einem guten Jahr steckte er in einer tiefen Depression. Ihm genügte ein klitzekleiner Vorwand, um einen Streit vom Zaun zu brechen, mit ihr oder jedem anderen, der zufällig anwesend war, wenn die Gäule mit ihm durchgingen.
    »Was?«, tobte er.
    »Vergiss es.«

Kapitel 2
    Lucy Cowleys schlanke Finger hämmerten rasend schnell auf die Computertastatur ein – wie ein Vogel, der gierig am Kadaver eines kleinen Nagetiers pickte. Innerhalb weniger Sekunden war sie auf www.worstnightmares.net , und der Bildschirm füllte sich mit der

Weitere Kostenlose Bücher