Traummoerder
für einen Touch?«
»Ein Mordszenario. Eines, das auf einer realen Begebenheit basiert.«
»Du meinst, du erfindest deinen eigenen Albtraum?«
»Warum nicht? Falls sich irgendein Journalist entschließen sollte, die Fälle in meinem Roman zu untersuchen, stößt er wenigstens einmal ins Leere.«
»Das stimmt«
»Es wird eine persönliche Herausforderung, mich in Arnold zu versetzen und seine Grausamkeit mit meiner Kreativität zu paaren.«
Nick war verwirrt. »Aber ich dachte, du bist überzeugt, dass er nicht der Killer war – dass sein Tagebuch bloß auf Ereignissen basiert, denen er nachgegangen ist.«
»Na ja, das ist schon richtig«, antwortete Dermot eilends. »Ich spreche hier von der brutalen Phantasie, mit der er die Fälle ausschmückt.«
Nick nickte. »Ich verstehe. Also hast du dir einen Albtraum einfallen lassen, oder?«
»Noch nicht«, antwortete er-das Lügen fiel ihm gar nicht mehr schwer. »Aber ich bin sicher, dass das kein großes Problem darstellt. Wir alle haben Albträume – die Frage ist nur, welcher Albtraum die größten Ängste in den Menschen auslöst; welcher Albtraum sich am besten verkauft.«
»Ich denke, von denen hat Arnold die meisten bereits selbst verarbeitet«, gab Nick mit einem Kichern zurück.
Dermot nickte nur.
»Vielleicht könnte dir der Albtraum vertraut sein? Was hält Dermot Nolan nachts wach?«
Dermot musterte seinen Freund lange, dann widmete er sich schweigend seinem Kaffee.
Kapitel 29
Dermot setzte sich an Worst Nightmares , sobald er vom Frühstück mit Nick zurückkam. Ihm war gerade eine neue Möglichkeit eingefallen: Er könnte Arnolds Text subtil verändern und klarmachen, dass die schlichte Sprache beabsichtigt war, um dem Leser die Denkweise des Killers begreiflich zu machen. Jedenfalls war Dermot in einer Sache sicher: Wenn sein Name auf dem Cover – dreimal so groß gedruckt wie der Titel – stand, würde jeder Kritiker, der etwas taugte, verstehen, dass der grobe Zungenschlag gewollt und kein Zeichen für mangelndes Können war.
Originaltexte in das Buch einzubeziehen war eine interessante Vorstellung. Sein selbst erfundener Albtraum müsste in jeder Hinsicht zu denen von Arnold passen. Er musste mit einer fiktionalen Geschichte beginnen, mit dem Besuch auf der Website fortfahren und mit dem Auftritt des Traumheilers enden, der dem Albtraum dann eine abscheuliche Wendung gab.
Tage vergingen mit intensiver Arbeit, Dermots schlechtes Gewissen jedoch blieb bestehen. Er schrieb mit ständigem Knoten im Magen und fühlte sich so unwohl wie damals, als er das Rauchen aufgegeben hatte – jede Stunde hatte er gekämpft, seine Gedanken von dem Dämon Tabak loszureißen. Jetzt standen ihm jedes Mal, wenn er eine Schreibpause einlegte, das Bild von Majors Kopf in dem fauligen Wasser oder andere grausige Bilder vor Augen. Und er wusste, dass all diese Bilder nur zu real waren.
Nachts, wenn er schlief, schlich sich ein neuer Albtraum in sein Unterbewusstsein. In seinen Träumen schaltete Dermot eine Digitalkamera ein, und eines von Arnolds Opfern nach dem anderen tauchte auf dem Display auf; sie schalten ihn aus, weil er ihnen keinen Frieden brachte. Jedes Gesicht war – je nach Todesart – grässlich entstellt und verletzt.
Neela erzählte er nichts von diesem neuen Albtraum. Wie könnte er auch? Er hatte sie belogen, was die Ergebnisse seiner zweiten Exkursion anging – und vielleicht war der schlimmste Aspekt an dieser Arbeit, dass er sein neues Selbst vor der Liebe seines Lebens verbergen musste, weil sie nicht sehen sollte, zu welchem Monster er sich entwickelt hatte. Und das alles nur wegen eines Bestsellers. Eine sehr einsame Position.
Schwer zu schaffen machte Dermot die nagende Frage nach Arnolds Auswahlverfahren, mit dem er seine Opfer bestimmt hatte. Hatten die Albträume sein Interesse geweckt? Oder hatte er nach speziellen Albträumen gesucht, die zu den Szenarien passten, die ihm schon länger vorschwebten und die er mit Leben erfüllen wollte – und mit dem Tod?
Je länger er darüber nachdachte, umso klarer wurde, dass Arnold eine sorgfältige Auswahl betrieben hatte. In dem Tagebuch kamen die meisten gängigen Phobien vor. Und jetzt musste Dermot herumfragen, um etwas wirklich Originelles zu finden. Er würde mit Freunden sprechen und hoffen müssen, dass sie ihm ihre düstersten Geheimnisse anvertrauten.
Anfangs hatte es Dermot einige Zeit gekostet, seine eigene Sprache zu finden und Arnolds brutale Denkweise in seinem
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