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Traummoerder

Titel: Traummoerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shane Briant
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über all die Gräueltaten verheimlichte. Er konnte den trauernden Familien keine Gewissheit verschaffen. Und vor allen Dingen hatte er Neela entsetzlich belogen. Dermot drehte sich der Magen um, während Neela nur von Freude durchdrungen war.

Kapitel 30
    Die folgenden zehn Tage vergingen für Dermot wie im Fluge, für Neela zogen sie sich quälend langsam dahin. Dermot verbrachte praktisch den ganzen Tag und einen Großteil der Nacht in seinem Arbeitszimmer, während Neela Gläubiger vertröstete und mit ihren Kreditkarten jonglierte, um wenigstens die Stromrechnung bezahlen zu können. Sie wussten beide, dass viel auf dem Spiel stand, aber sie trösteten sich mit dem Wissen, dass Dermot das Manuskript bald fertig hatte. Angesichts seiner literarischen Verdienste war es mehr oder weniger sicher, dass das Buch publiziert wurde und sich gut verkaufen ließ. Immerhin war Dermot noch einer der angesagtesten Autoren in Amerika und Hunderttausende von treuen Lesern warteten ungeduldig auf den »neuen Nolan«.
    Um sechs Uhr am neunten Tag kam Dermot aus seinem Arbeitszimmer und blieb auf der Schwelle zum Wohnzimmer stehen. Er sah Neela mit einem Lächeln an. Sie schaute von ihrem Buch auf und wusste sofort, dass er es geschafft hatte.
    »Fertig?«
    »Fertig.«
    »Mein Gott, das ist ja wunderbar. Kann ich das Manuskript jetzt lesen?«
    »Nur zu. Aber vergiss die Regeln nicht. Du findest es großartig, okay?«
    »Das ist nicht fair.«
    »O doch. Alle anderen haben dir ja auch gefallen. Warum sollte es bei diesem anders sein?«, gab Dermot scherzhaft zurück. Er war in Hochstimmung.
    Neela lächelte und dachte bei sich: Vielleicht werde ich es hassen, weil es nicht wirklich von dir ist. Seit mehr als einer Woche ging ihr dieser Gedanke nicht mehr aus dem Kopf, mit Dermot hatte sie allerdings nicht darüber gesprochen – mit seinem Stil und seiner Fertigkeit musste der Roman einfach gut sein. Dessen war sie sich sicher.
    »Jetzt verschwinde«, sagte Neela und wedelte mit der Hand.
    »Und wohin soll ich gehen?«
    »Keine Ahnung! Du musst doch wissen, wohin Schriftsteller gehen, wenn jemand ihre Manuskripte zum ersten Mal liest. Ich will nicht, dass du mir die ganze Zeit über die Schulter spähst. Hau ab – und nimm diesen mageren Köter mit.«
    »Sein Name ist Scarecrow, und er gehört jetzt zur Familie. Bitte vergiss das nicht. Er mag dich nämlich sehr. Das hat er mir gesagt.«
    »Na, klar hat er das. Ich bin ja schließlich diejenige, die meistens seinen Futternapf füllt.«
    Dermot küsste sie und holte Scarecrows Leine.
     
    Es war ein wunderschöner Tag. Nicht zu heiß. Strahlend blauer Himmel. Fast gar kein Wind. Dermot machte sich auf den Weg zu seinem Lieblingsplatz in Santa Monica – dem Pier.
    Er schaute aufs Meer, Scarecrow saß neben ihm. Plötzlich richtete sich der Hund auf und fixierte einen Punkt im flachen Wasser. Volle zwei Minuten rührte er keinen Muskel; Dermot wurde neugierig und folgte Scarecrows Blick.
    In diesem Moment sah er ihn.
    »Verdammt!«, brüllte er und schnappte nach Luft. Ein kleines Mädchen, das in der Nähe Ball gespielt hatte, schrie erschrocken auf und rannte zu seiner Mutter. Die Mutter hob das Kind hoch und warf Dermot einen Vorwurfsvollen Blick zu, ehe sie sich davon machte. Dermot nahm das alles kaum wahr. Es war ein Kopf. Ein menschlicher Kopf. Er trieb knapp unter der Oberfläche und sah aus, als hätte er schon einige Zeit im Wasser gelegen. Diese Fäulnis hatte Dermot erst einmal zuvor gesehen – an Bruce Majors Kopf.
    Dermots Gedanken rasten, aber seine Gliedmaßen waren wie festgefroren.
    Zum Teufel, was soll ich jetzt tun?
    Panisch sah er sich um. Am liebsten hätte er den Schädel mit einer langen Stange nach unten gestoßen, aber es lag nichts Geeignetes herum. Er musste ihn wegbugsieren. Der Anblick war unerträglich. Bilder von dem Kopf im Wassertank blitzten vor seinem geistigen Auge auf, und prompt bekam er kaum noch Luft. Was, um alles in der Welt, war passiert? War er im Delirium? Schlief er? Seine Hände zitterten, während er sich einzureden versuchte, dass er wach und geistig gesund war, obwohl er sich dessen nicht ganz so sicher sein konnte.
    »Scarecrow, bleib«, befahl er und löste die Schnürsenkel seiner Stiefel. Er zog sich die Socken aus. krempelte die Hosenbeine hoch und kletterte vom Pier ins Wasser. Scarecrow beobachtete ihn neugierig. Da Ebbe herrschte, war das Wasser sehr flach. Dermot watete auf den Kopf zu, doch der schwamm immer ein Stück

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