Traumprinzen und Wetterfrösche: Ein Stephanie-Plum-Roman (German Edition)
ein wenig um, entdeckten aber nichts Interessantes. Dann gingen wir zu dem Affengehege. Ich hatte erwartet, hier Käfige vorzufinden, aber die Scheune war eher eine Unterkunft mit Heizung, Strom und fließendem Wasser. Nur die Affenbande fehlte.
Ich verließ den Schuppen, stellte mich in die Mitte des Hofs und rief nach Carl, doch Carl kam nicht.
»Und das nach allem, was ich für ihn getan habe«, klagte ich. »Das ist nun der Dank dafür.«
»Du machst mich wahnsinnig«, erklärte Diesel. »Du hörst dich an wie meine Mutter.«
»Du hast eine Mutter?«
»Wenn du gemein zu mir bist, werde ich dir nie wieder erlauben, mir ein gegrilltes Käsesandwich zu machen.«
»Du wirst es mir nie wieder erlauben ?«
Diesel grinste so breit, dass sich seine Grübchen abzeichneten.
Ich drohte ihm mit dem Finger. »Wage es nicht, diese Grübchennummer bei mir abzuziehen.«
Diesel wippte auf seinen Fersen und grinste immer noch. »Ich kann nichts dafür, dass ich Grübchen habe.«
»Doch. Ich weiß Bescheid über dich und deine Grübchen.«
»Den meisten Frauen gefallen sie.«
»Ich bin aber nicht wie die meisten Frauen.«
»Was du nicht sagst«, erwiderte Diesel. »Schwing dich auf dein Quad.«
Wir nahmen die Straße, die von dem Grundstück wegführte. An der Gabelung bogen wir nach rechts ab. Nach einigen Metern trafen wir auf einen holprigen Pfad, der in den Wald führte, und ich nahm an, dass Munch diesen Weg genommen hatte, als ich ihn durch das Gehölz gejagt hatte. Ich folgte Diesel auf diesem Pfad, und wir begannen, uns durch ein Labyrinth von Quad-Spuren zu tasten.
Stephanie Plum, die Kriegerin, in freier Wildbahn unterwegs. Genau so muss es sein, dachte ich. In Aktion treten. Im Wald hinter Diesel herrasen. Okay, eigentlich wäre ich lieber vor Diesel hergefahren. Ich wollte die Vorhut sein, die Anführerin des Unternehmens, der große Häuptling. Leider war Diesel derjenige, der die Luftaufnahmen im Kopf hatte. Und er war angeblich auch derjenige, der über außergewöhnliche Sinneswahrnehmungen verfügte.
»Na großartig, Supersinne«, murmelte ich.
»Das habe ich gehört«, rief Diesel mir über die Schulter zu.
»Hast du nicht.«
»Hab ich doch.«
Hin und wieder erhaschte ich einen Blick auf einen Affen mit Helm, der auf einem Baum saß oder hastig über den Pfad hüpfte, aber von Carl war keine Spur zu sehen. Wir umrundeten ein sumpfiges Stück Land und kamen an einen durchgerosteten Wohnwagen auf Betonblöcken. In der Nähe stand ein ebenso verrosteter Pick-up, und vor dem Wohnwagen saß ein alter Mann, der rauchte und Bier trank. Sein Gesicht und seine Hände waren von der Sonne und den Jahren gegerbt. Der Rest seines Körpers steckte in einem pinkfarbenen Häschenkostüm, das schon bessere Tage gesehen hatte. Die Hasenohren hingen schlaff an seinem Kopf herunter, und das Fell war mottenzerfressen und verfilzt. Ein Affe mit einem Helm auf dem Kopf kauerte auf der Motorhaube des Pick-ups und beobachtete uns.
»Wer zum Teufel ist das?«, flüsterte ich Diesel kaum hörbar zu.
»Der Osterhase«, erwiderte Diesel. »Im Ruhestand.«
Wir stiegen von unseren Quads und gingen zu dem alten Mann hinüber.
»Warum trägt der Affe einen Helm?«, fragte ich ihn.
»Das ist nicht mein Affe. Und ich habe keine Ahnung, woher der kommt. Wahrscheinlich nur wieder eins dieser merkwürdigen Dinge, für die die Barrens berüchtigt sind. Seid ihr Touristen?«
»Nein«, erwiderte ich. »Wir sind Kopfgeldjäger.«
Er lachte laut auf, und ich konnte seine Zähne zählen. Er besaß nur zwei Stück. Es waren zwei vorstehende Schneidezähne, und sie waren nicht in bestem Zustand.
»Kopfgeldjäger«, brüllte er. »Das gefällt mir. Hier gibt es einige seltsame Typen, aber ich glaube, ihr seid die ersten Kopfgeldjäger.«
»Wer treibt sich denn sonst noch hier herum?«, wollte Diesel wissen.
»Bigfoot hat gleich dort oben an der Straße eine Höhle. Und Elmer, der Feuerfurzer wohnt auch dort.«
»Furzt er wirklich Feuer?«, fragte Diesel.
»Und wie!«, bestätigte der Osterhase. »Ich habe es schon gesehen. Er muss wirklich aufpassen, was er isst. Wenn er im Schlaf furzt, könnte er sein Haus abfackeln. Und dann gibt es hier noch den Jersey Devil. Ich weiß nicht, wo er wohnt, aber er fliegt manchmal über mein Grundstück.
»Sonst noch jemand?«
»Als ich mir gestern Abend mein Essen gemacht habe, tauchte plötzlich eine Horde Affen auf. Sie trugen alle Helme auf dem Kopf. Und dann wohnt noch jemand im Norden
Weitere Kostenlose Bücher