Traumprinzen und Wetterfrösche: Ein Stephanie-Plum-Roman (German Edition)
zu der Asphaltstraße vor. Es dauerte wahrscheinlich nur fünf Minuten, aber es waren die längsten fünf Minuten meines Lebens. Mein Herz raste, und ich konnte kaum atmen. Ich saß mit Lula auf dem Rücksitz und krallte mich an dem Ärmel ihrer tropfnassen Kunstpelzjacke fest. Lula hockte wie erstarrt neben mir und schnaufte wie ein Güterzug.
In dem Moment, in dem wir die Asphaltstraße erreichten, hörte der Regen auf. Wir schauten zurück in den Kiefernwald. Dort schüttete es immer noch, und der Regen drückte den dichten schwarzen Rauch nach unten, der aus dem Treibstoffdepot und von Rangers ausgebranntem SUV aufstieg.
»Dieser Ort ist wie das Bermudadreieck«, meinte Hal. »Verdammt unheimlich. Gestern Abend habe ich die Affen gefüttert und gesehen, wie der Osterhase mit Bigfoot die Straße hinunterspazierte. Und jetzt schießen aus dem Nichts überall Raketen in den Himmel.«
»Ich glaube nicht, dass du hier in nächster Zeit noch mehr Raketen sehen wirst«, meinte Lula.
»Was hast du auf dieser Straße gemacht?«, erkundigte sich Tank bei Hal.
»Im Kontrollraum haben sie auf dem Radar gesehen, dass ihr in den Barrens geparkt habt. Ich habe die Order bekommen nachzuschauen, ob mit euch alles in Ordnung ist. Ich kümmere mich um ein paar Affen nicht weit von hier.«
»Ich dachte mir gleich, dass es hier nach Affen riecht«, sagte Lula. »Jetzt erkenne ich den Wagen wieder.«
20
Ich blieb vor meiner Wohnungstür stehen und sprach ein Gebet. Bitte lass Diesel noch nicht zu Hause sein. Ich hielt den Atem an und öffnete die Tür – und stand direkt vor Diesel. Verflixt.
Diesel packte mich an der Vorderseite meiner nassen Jacke, zog mich in die Wohnung und hob mich ein paar Zentimeter in die Luft.
»Ich habe dir verboten wegzugehen.« Er schüttelte mich, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen. »Und ich habe dir gesagt, du sollst die Tür verschlossen halten.«
»Du hast dir wohl Sorgen um mich gemacht«, sagte ich.
»Ja. Und das ist mir gar nicht gut bekommen. Ich musste ein paar von deinen Tabletten gegen Sodbrennen nehmen. Ich fühlte mich wie der Feuerfurzer.«
Er setzte mich ab und musterte mich. »Du bist schon wieder nass. Und du riechst nach Lagerfeuer.«
Ich schnüffelte an meiner Jacke. »Ich glaube, das ist Raketentreibstoff. Lula hat versehentlich Wulfs Treibstofflager in die Luft gejagt. Zumindest bin ich mir fast sicher, dass es sich darum handelte. Und dann fing es an zu schütten, was gut war, denn so wurde wahrscheinlich das Feuer gelöscht. Sonst wären die gesamten Barrens in Flammen und Rauch aufgegangen.« Ich ließ meine Jacke auf den Boden fallen und schleuderte meine Schuhe von den Füßen. »Hast du Cuddles gefunden?«
»Ja. Und Wulfs Auftrag ist noch nicht abgewickelt. Cuddles wird mich anrufen und mich wissen lassen, wann das Treffen stattfindet.«
»Schlechte Nachrichten. Da wir Wulfs Raketen in die Luft gejagt haben, wird er in nächster Zeit wahrscheinlich kein Barium brauchen. Obwohl es möglich ist, dass die Raketen, die wir zerstört haben, nicht die Bariumträger waren.«
»Gibt es sonst noch etwas, was ich wissen sollte?«
»Munch ist im Besitz des Transmitters. Und er kann keinen LKW fahren.«
»Hast du schon zu Abend gegessen?«, fragte Diesel. »Möchtest du ein gegrilltes Käsesandwich?«
»Ja.«
»Dann mach mir auch eins«, sagte er. »Hast du Speck? Ich möchte gern eine Scheibe Speck darauf haben.«
»Netter Versuch, aber nein. Und ich habe keinen Speck.«
Ich drückte mich an ihm vorbei ins Schlafzimmer, duschte kurz und zog trockene Klamotten an. Dann holte ich den Wäschekorb aus meinem Schrank, legte meine nassen Sachen hinein und trug den Korb in den Flur. Hier lag bereits ein Haufen feuchter Klamotten auf dem Boden. Einige von mir, die anderen von Diesel. Ich würde wohl Wäsche waschen müssen.
Ich ließ den Korb neben der Tür stehen, ging in die Küche und sah Diesel zu, wie er gegrillte Käsesandwiches machte. Er ließ das erste auf einen Teller gleiten und reichte es mir.
»Danke«, sagte ich. »Das sieht großartig aus.«
Mein Handy klingelte, und ich warf einen Blick auf das Display.
»Lauter Nullen«, sagte ich zu Diesel.
»Das ist Wulf«, erklärte Diesel.
»Miss Plum«, meldete sich Wulf. »Wie man mir mitteilte, bist du für ein Feuer verantwortlich, das dreiundzwanzig meiner X-12 King Raketen vernichtet hat. Ich fürchte, ich muss dich bitten, diese Raketen innerhalb von vierundzwanzig Stunden zu ersetzen, sonst werde ich
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