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Traumreisende

Traumreisende

Titel: Traumreisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlo Morgan
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Mrs. Crowley fleißig und schnell, um alle ihre Aufgaben zu schaffen und mehr Zeit im Aborigine-Viertel der Stadt verbringen zu können. Sie gewann Freunde und hörte stundenlang zu, wenn von historischen Ereignissen erzählt wurde, aber am liebsten mochte sie die ältesten Leute ausfragen, um mehr vom Leben vor dem weißen Mann zu erfahren.
    Das Verlangen, ihre Wurzeln kennen zulernen, begann ihre Gedanken zu dominieren. Sie lernte von den alten Sprachen, was sie konnte. »Weiter nördlich gibt es Menschen, die noch immer auf die alte Weise leben«, sagte man ihr. »Sie jagen und fischen und leben im Busch. Es sind nicht mehr viele, aber ein paar gibt es noch.«

    »Wo im Norden?« fragte Beatrice einen sehr alten Mann.
    »Weiß ich nicht. Geh einfach los. Du wirst schon richtig hinkommen. So wird es gemacht. Glaube an dich selbst und vertraue auf den Weg. Ich bin zu alt. Habe zu lange hier gesessen. Ich weiß nicht, warum man meinem Volk solches Leid zugefügt hat, und ich sehe keinen Ausweg, aber ich hänge an dem alten Gesetz, das besagt, dass die Welt mit jeder Inkarnation eine Gelegenheit bekomme zu zeigen, dass wir die Hüter sind und in der Göttlichen Einheit leben, wie es sein soll. Vielleicht werden die Jüngeren es richtig machen. Ich weiß nicht. Lange, lange Zeit war es nicht richtig. Du bist jung. Du versuchst es. Du versuchst, es richtig zu machen. Du gehst nach Norden und lernst.«
    Die Sonne schaute zwischen den Wolken hervor, als Beatrice am nächsten Morgen das Frühstück zubereitete, die Küche putzte, Kleidungsstücke wusch und zum Trocknen aufhängte und im Garten Unkraut jätete. Während sie Helenas unordentliches Zimmer abstaubte und säuberte, kam ihr immer wieder der Satz »Glaube an dich und vertraue« in den Sinn.
    Gab es irgendwo da draußen wirklich Menschen, die ihr sagen konnten, wer sie war? Vielleicht lebten ihre eigenen Eltern bei diesen Leuten oben im Norden! Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als sie Helenas viele Medizinflaschen umstellte, um die Schreibtischplatte zu säubern. Die Frau musste ziemlich krank sein. Sie hatte alle möglichen freiverkäuflichen Tabletten für Frauen und zwei verschiedene Medikamente mit weiblichen Hormonen. Sie tat Beatrice sehr leid. Obwohl die Frau gesund aussah und wirkte, war sie es offenbar nicht. Sie brauchte all diese Medikamente. Als Beatrice sich den Fußboden ansah, der schon wieder das mühsame Aufsammeln von Haaren erforderte, wurde ihr klar, dass die arme Person eine Menge Zeit damit zubrachte, unerwünschten Haarwuchs zu entfernen.
    Es muss schrecklich sein, dachte sie, eine Frau zu sein und auf Armen, Beinen, Brust und Gesicht so viele Haare zu haben wie ein Mann.
    Eines Tages am Frühstückstisch, als Beatrice wie üblich Tee und Bier servierte, las Brawley wie gewöhnlich die Morgenzeitung und kommentierte die Artikel, indem er jedem Ereignis seine persönliche Note gab. Er las den Bericht über den Mord an einer Frau. Sie war eine reiche Frau aus der High Society gewesen, eine gewisse Mrs. Henry Holmes. Der Ehemann war verhört und wieder freigelassen worden. Er war gerade von einer Reise zurückgekommen. Er entsprach nicht der Beschreibung eines Mannes, den man früher an jenem Tag in ihrer Begleitung gesehen hatte. Andrew Simunsen, der sich noch mehr Milch in seinen Tee goss, fragte, ob es kein Foto von Mrs. Holmes gebe. Er könnte sie ja von der Bank her kennen. Und ob da irgendeine Beschreibung des Mannes stehe, den sie vernehmen wollten? »Nein«, antwortete Brawley, »aber sie haben ein Beweisstück, das sie überprüfen. Hier steht nicht, was es ist, nur, dass es sich um ein Schmuckstück handelt.«
    An diesem Abend warf Andrew einen großen Papierbeutel in die Mülltonne in der Gasse und zündete ihn an. Normalerweise war es Beatrices Aufgabe, allen Abfall des Hauses nach draußen zu bringen. Sie sah vom Dach aus zu und fand dieses Verhalten für einen Pensionsgast eigenartig. Die Tonne war fast voll, also hätte sie am nächsten Tag selbst den Müll verbrannt. Eines der Stücke, die unten aus dem Gitter herausgefallen und nicht verbrannt waren, war ein Fetzen von einer zerrissenen Fotografie. Es handelte sich um ein Bild von zwei Leuten mit breitem Lächeln, die spielerisch die Köpfe zusammensteckten. Der Mann auf dem Foto war Andrew. Das Gesicht der Frau war dasselbe, das Beatrice in der Zeitung gesehen hatte. Es war Mrs. Henry Holmes. Beatrice fiel auch auf, dass Andrew seine Armbanduhr nicht mehr trug. Er hatte sich

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