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Traumreisende

Traumreisende

Titel: Traumreisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlo Morgan
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Niemandsland. Ein unsichtbarer Magnet schien ihren Körper wie aus weiter Ferne anzuziehen. Ihr Gehirn, benommen von dem Ereignis in der Nacht, bewegte sich wie ein rollendes Spielzeug an einer Schnur. Ihre Füße waren nicht mehr so abgehärtet wie vor vier Jahren, bevor sie angefangen hatte, auf Mrs. Crowleys Wunsch hin Schuhe zu tragen. Steine und spitze Gräser verletzten ihre Fußsohlen, die anzuschwellen begannen. Sie merkte es nicht. Gelegentlich hupte ein Auto, dessen Fahrer sie grüßen oder warnen wollte, ihm aus dem Weg zu gehen. Sie nahm sie nicht wahr. Sie ging einfach weiter.
    Als sie aus ihrer selbsterzeugten Betäubung erwachte, stand sie auf einem Eisenbahngleis. Die Pfeife des Zuges ertönte, und sie war verblüfft, als sie das herannahende schwarze Monster erblickte. Der vorbeirasende Zug brachte sie in die Gegenwart zurück. Sie beschleunigte ihre Schritte und überquerte die Gleise, um die Stadt zu erreichen, die vor ihr lag. Dort gab es Häuser, jedes ein weißes Quadrat mit einem grünen Rasenstück davor, und einen Park mit Bänken und verschlungenen Wegen. An einem Brunnen stillte sie ihren Durst. Sie konnte fast spüren, wie die Flüssigkeit durch ihren Körper pulsierte. Sie spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht und kehrte in die Realität zurück. Sie war zwanzig Kilometer gelaufen und konnte sich nicht erinnern, irgend etwas wahrgenommen zu haben.

    In der Luft lag der Geruch von gebratenen Hähnchen. Sie folgte ihm, ging durch den Park und erreichte die Geschäfte auf der Hauptstraße. Die Milchbar war zur Straße hin weit offen, weil die Wand während der Geschäftszeit ganz zur Seite geschoben werden konnte. Auf einem Schild stand, welche Gerichte es gäbe und was sie jeweils kosteten, aber Beatrice blieb nicht stehen. Sie ging zur nächsten Straße, bog um die Ecke, und dort, wo sie außer Sicht war, öffnete sie die Zigarrenkiste. Sie nahm etwas Geld heraus und steckte es sich in die Tasche; dann ging sie wieder dem köstlichen Essensgeruch nach. Der Koch hinter der Theke nannte zuerst den Preis und streckte die Hand aus. Er wollte erst das Geld haben, bevor er ihr das gewünschte Gericht einpackte und aushändigte. Sie trug den Schatz zurück in den Park und setzte sich unter einen Baum, um das goldbraune Hähnchen und die Pommes frites zu genießen. Zu ihrer Rechten ging gerade ein Rasenbowling-Spiel zu Ende.
    Das Spielfeld war von einem Drahtzaun umgeben und mit Laternen versehen, die sich automatisch ein-und ausschalteten. Gerade als sie hinschaute, gingen die Lichter an. Von dem plötzlichen Aufleuchten sahen all die uniformierten Spieler wie eine bewegliche weiße Masse aus. Die Leute trugen weiße Mützen, weiße Hemden, weiße Hosen oder Röcke und weiße Schuhe. Beatrice hatte von dem Sport gehört, aber noch keinen Rasenbowling-Club gesehen. Das war ein Teil der weißen Welt und kein Ort, an den man sie einladen würde. Sie war müde und sah sich nach einer unauffälligen Stelle um, wo sie sich niederlegen könnte. Sie fand eine Ecke mit großen, üppigen Büschen. Sie versteckte die Zigarrenkiste unter dem Laub, legte sich hin und schlief ein.
    Die Sonne war schon aufgegangen, als sie erwachte, weil jemand sie an der Schulter rüttelte. »Wach auf und verschwinde! Du kannst nicht hier in unserem Park wohnen«, sagte der Polizist, der über ihr stand. »Rühr dich! Komm schon!« Beatrice griff unter den Busch, nahm ihre Zigarrenkiste, stand auf und strich sich ihr abgetragenes Kleid glatt. Sie brauchte einen Moment, um sich zurechtzufinden, und steckte dann einen weiteren Dollar aus der Kiste in ihre Tasche, während sie zu dem Imbissladen zurückkehrte. Heute morgen würde sie sich einen Doughnut und eine Tüte Milch kaufen und dann aus der Stadt gehen.
    Auf dem Highway ging sie direkt neben dem Asphalt. Ein stetiger dünner Strom von Autos zog an ihr vorbei, ungefähr eines alle fünf Minuten. Ein alter roter Lastwagen passierte sie, verlangsamte das Tempo und hielt hundert Meter vor ihr an. Als sie näher kam, sah sie hinten eine Aborigine-Frau mittleren Alters und einen Jungen von etwa zwölf Jahren, die zwischen einigen mit Seilen befestigten Möbelstücken saßen. Eine andere Frau beugte sich aus dem Beifahrerfenster heraus und fragte, ob sie mitfahren wolle. Als Beatrice das Angebot annahm, sagte man ihr, sie solle auf die Ladefläche klettern. Es war zu windig, um eine Unterhaltung zu versuchen, aber die drei Fahrgäste auf der Ladefläche lächelten einander

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