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Traumreisende

Traumreisende

Titel: Traumreisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlo Morgan
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der Fahrer auf die Bremse trat und schleudernd zum Halten kam. Weiße Rauchwölkchen stiegen noch von den Reifen auf, als der Rückwärtsgang eingelegt wurde und der Wagen langsam zu dem Anhalter zurückfuhr, der schnell angelaufen kam, um mitgenommen zu werden. Geoff rechnete halb damit, dass der unsichtbare Fahrer wieder aufs Gas treten und der Wagen einen Satz nach vorn tun und ihn zurücklassen oder sogar anfahren und auf dem Boden liegen lassen würde. Das war schon vorgekommen.
    Vorsichtig öffnete er die Beifahrertür. Der Fahrer war ein junger Mann mit goldener Sonnenbräune und sehr kurz geschnittenem hellblondem Haar. Mit einer Handbewegung forderte er Geoff auf, einzusteigen. Der Wagen war so neu, dass er noch nach Fabrik roch.
    »Wo wollen Sie hin?« fragte der Blonde.
    »An keinen bestimmten Ort. Wohin fahren Sie?«
    »Fort Irwin, Kalifornien. Bin gerade für zwei Jahre eingezogen worden. Und hab' das hier geschenkt bekommen. Ist der Wagen nicht bildschön?« sagte er und tätschelte das lederbezogene Steuerrad. »Da, wo ich herkomme, gehört fast alles den Burks, auch die Autohandlung. Deren Sohn muss natürlich keinen Militärdienst leisten. Ich vermute, die Burks bezahlen mich dafür, dass ich seinen Job übernehme. Ziemlich schlau, was?«
    Geoff lächelte, gab aber keine Antwort. Er wusste den Burschen bereits einzuschätzen. Er brauchte nur zuzuhören, und dafür würde er eine Mitfahrgelegenheit vom Mittleren Westen bis an die Westküste bekommen. Er erkannte jemanden, der in sich selbst verliebt war. Er wusste nicht genau, ob der Wagen gestohlen war oder ob er ihn von jemandem namens Burk geschenkt bekommen hatte. Das war eigentlich auch nicht wichtig.

    »Harry. Harry Tull«, sagte der Blonde und streckte die Hand zur Begrüßung aus.
    »Jeff«, antwortete der Anhalter.
    Die beiden jungen Männer saßen erst fünf Minuten im Wagen, der jetzt wieder schnell dahinfuhr, als Harry seinen Beifahrer bat, nach hinten auf den Rücksitz zu greifen und ihm ein Bier zu geben. »Bedien dich. Es wird sonst mit der Zeit zu warm, um noch zu schmecken. Wir halten irgendwo an und besorgen uns dann eine Kühlbox.«
    Sie verbrachten den Tag damit, das restliche Bier zu trinken, obwohl es warm wurde, und rauchten eine Schachtel Zigaretten leer, über die sie sich amüsierten, weil sie bei jeder Kurve auf dem Armaturenbrett hin und her rutschte. Der Fahrer redete, der Beifahrer hörte zu. Ab und an fuhr Harry an den Straßenrand. Dann urinierten sie rasch, indem jeder eine Tür öffnete und den anderen herausforderte, festzustellen, wer am meisten loswerden musste. Gegen elf Uhr abends hatten sie alle ihre Vorräte aufgebraucht. Bei eingeschaltetem Fernlicht erkannten sie in der Ferne eine Imbissstube mit einer einzelnen Benzinpumpe, die das fliegende rote Pferd, das Symbol der Mobile Oil Company, trug. Harry beschloss, hinzufahren. Lachend stiegen die beiden Jungen aus dem Auto und torkelten zu dem Gebäude. An der Tür hing ein Schild, auf dem GESCHLOSSEN stand, aber die Tür war nicht abgeschlossen.
    Innen begrüßte sie der starke Geruch von gebratenem Fleisch und gerösteten Zwiebeln.
    »Davon will ich einen haben«, sagte Harry zu dem runden rosa Gesicht, das aus der Küche schaute. Der Koch antwortete nicht sofort, aber irgendwie ahnte er Schwierigkeiten und reagierte schließlich mit: »Wovon?«
    »Was da so gut riecht. Hamburger, oder? Geben Sie uns zwei.
    Nein, geben Sie uns vier. Wir sind hungrig, was, Kumpel?«
    Dabei trommelte Harry mit den Fingern auf die rosafarbene Theke und wandte den Blick nicht von der Küche. Der Koch erhob keine Einwände und legte vier Hamburger auf die flache Bratfläche des Herdes, den er gerade gesäubert hatte. Er nahm ein Streichholz und zündete die Gasbrenner an.
    »Warte hier«, wies Harry Geoff an. »Ich gehe tanken.« Er ging zur Registrierkasse, tastete auf der Ablage darunter herum und nahm einen seltsam aussehenden Schlüssel heraus. Dummes Volk, dachte er. Immer lassen sie den Schlüssel an derselben leicht zugänglichen Stelle liegen. Er ging nach draußen, steckte den Schlüssel in die Benzinpumpe, schaltete sie ein und füllte den Tank des Chevy. Er hatte den Schlüssel wieder zurückgelegt und sich neben Geoff auf einen Hocker an der Theke gesetzt, als die fleischigen rosigen Arme, die zu dem runden Gesicht in der Küche gehörten, ihnen die Sandwiches servierte.
    »Geben Sie mir 'n Bier.«
    »Mir auch.«
    Der Koch nahm Bier aus dem Getränkekühler und stellte

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