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Traumreisende

Traumreisende

Titel: Traumreisende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlo Morgan
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auch eines und sagte: »Das ist unsere Art, dieser Schlange dankbar zu sein, dass sie geboren wurde und heute unseren Weg gekreuzt hat. Ihr Geist wird sich unserem anschließen, wenn ihr Fleisch sich mit unserem Körper verbindet und wir das Leben zusammen fortsetzen.« Das Fleisch war noch immer ein wenig feucht und bemerkenswert sättigend.
    Nachdem sie gegessen und einige Zeit geschwiegen hatten, fragte Beatrice die Frau: »Wie heißt du?«
    »Heute bin ich Benala, und das bedeutet: braune Ente, eine, die gerne ins Wasser eintaucht und einfach zum Spaß da herumschwimmt. Es ist unsere Art, von unseren Namen zu lernen. Wir wachsen aus jedem Namen heraus, wenn wir an Weisheit zunehmen, und wählen von Zeit zu Zeit einen neuen, der besser beschreibt, wer wir sind. Nachdem ich dieses Leben gelebt habe, finde ich es interessant, dass ich als >Veränderte< bei der Geburt einen Namen bekommen habe, den ich für mein Leben lang behalten sollte.«
    »Ja«, antwortete Beatrice. »Zumindest verhält es sich bei Leuten wie mir so, die nie einen Familiennamen bekommen haben. Ich habe festgestellt, dass es auch für Menschen in der weißen Welt galt. Aber wenn weiße Frauen heiraten, nehmen sie den Familiennamen des Mannes an. Sie behalten denselben Vornamen und benutzen manchmal einen Spitznamen oder Ersatznamen. Meistens leben die Leute einfach mit ihrem Geburtsnamen, auch wenn der ihnen vielleicht nicht gefällt oder sie, wie du meinst, glauben, sie wären aus ihm herausgewachsen. Einmal hat man mir gesagt, dass es die Möglichkeit gebe, zur Regierung zu gehen, dort Geld zu bezahlen und seinen Namen ändern zu lassen. Mein Freund sagte, dass das komisch sei, weil die Familie die Person gewöhnlich trotzdem weiterhin bei ihrem ursprünglichen Namen nennt.«
    »Menschen, die sie lieben?« fragte Benala. Der orangefarbene Schein des Feuers ließ ihren verwirrten Ausdruck erkennen.
    »Ja«, sagte Beatrice und hielt einen Augenblick inne. »Ich nehme an, sie lieben diese Person einfach nicht genug, um sie so anzureden, wie sie genannt werden möchte!« Beide Frauen lachten und verstummten dann wieder.
    Gedankenversunken saßen sie da. Nachdem Beatrice beobachtet hatte, wie ein verkohltes Stück endlich ganz verglüht war, sagte sie: »Du hast über die Notwendigkeit gesprochen, dass die >Wahren Menschen< die Überzeugungen der Europäer ausspucken. Woher weißt du, dass das, was sie zu lehren versuchten, falsch war?«
    Benala zog die Augenbrauen hoch, seufzte und antwortete:
    »Für sie war es nicht falsch, aber anscheinend nehmen sie nicht wahr, dass die Gesetze des Lebens sich niemals verändern. Es sind ewige Gesetze. Ich meine, deine Erfahrungen im ersten Teil deines Lebens formen das, was du glaubst. Später bestimmt das, was du glaubst, die Erfahrungen, die du machst, oder die Art, wie du Geschehenes betrachtest. Aber dadurch wird es nicht wahr. Die Menschen neigen dazu, die Wahrheit durch Glauben zu ersetzen.«
    »Ich verstehe nicht, was du sagst. Kannst du mir ein Beispiel nennen?«
    Benala nickte. »In der Welt der >Veränderten< gibt es ein religiöses Gesetz. Sicher kennst du es. Es lautet: >Du sollst nicht töten.< Das ist deutlich genug, aber trotzdem töten sie in Kriegen, im Verkehr, bei medizinischen Versuchen, zur Verteidigung ihrer Habe oder ihres eigenen Lebens, im Zorn oder aus Rache. Die Auslegung des einfachen Gesetzes, dass man nicht töten soll, wird verändert, um das Denken eines Menschen unter veränderten Umständen zu rechtfertigen. Das ist in Ordnung, wenn eine Gesellschaft sich für diese Art zu glauben entscheidet, aber die Wahrheit ist eine Feststellung:
    >Du kannst nicht töten!< Und nicht: >Du sollst nicht töten.< Das hat nichts mit den Umständen, mit der Erlaubnis oder der Deutung bereits geschehener Handlungen zu tun. Die Formulierung ist sehr klar. Es ist unmöglich, zu töten. Du hast diese Seele nicht geschaffen, du kannst sie nicht töten. Du kannst die menschliche Form vernichten, aber dadurch kehrt der Geist nur in die Ewigkeit zurück. Die Seelen haben keinen Anfang und kein Ende, sie dauern fort. Der Tod ist nichts Endgültiges. Er bedeutet Leben in einer anderen Form in der Ewigen Welt. Bestimmt gibt es eine Verantwortlichkeit dafür, wenn man ein Leben hier auslöscht; das Leben ist eine so kostbare Erfahrung. Aber diese Verantwortlichkeit kommt in den Begriffen der europäischen Gesetze nicht vor. Anscheinend sind die Auffassungen einiger weniger Menschen als universale Gesetze

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