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Traumsammler: Roman (German Edition)

Traumsammler: Roman (German Edition)

Titel: Traumsammler: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Khaled Hosseini
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bevor ich sie fragen konnte, eilte mit klackernden Schuhen und gesenktem Blick aus dem Haus. Sie glitt neben Pari auf die Rückbank und warf mir einen letzten Blick zu, eine Hand gegen die Fensterscheibe gedrückt. Ihre bleiche, gegen die Scheibe gepresste Handfläche war das Letzte, was ich von ihr sah.
    Ich schaute ihr nach, wartete, bis der Wagen am Ende der Straße abbog. Dann verschloss ich das Tor, lehnte mich dagegen und weinte wie ein Kind.
    * * *
    Ab und zu kamen noch Besucher, obwohl Herr Wahdati sich dies verbeten hatte, doch bald wurden es weniger. Am Ende kam nur noch seine Mutter. Sie erschien einmal pro Woche. Auf ihr Fingerschnippen holte ich einen Stuhl für sie, und sobald sie neben dem Bett ihres Sohnes saß, begann sie, sich über seine abgereiste Frau auszulassen. Nila sei eine Schlampe. Eine Lügnerin. Eine Säuferin. Und feige, denn jetzt, da ihr Mann sie dringender brauche denn je, sei sie weg. Herr Wahdati ließ diese Tiraden stumm über sich ergehen und sah die ganze Zeit an der Schulter seiner Mutter vorbei aus dem Fenster. Diese erging sich danach in einem Schwall von Neuigkeiten und Tratsch, das meiste davon fast schmerzhaft banal. Eine Cousine, die sich mit ihrer Schwester gestritten hatte, weil diese so dreist gewesen war, den gleichen Couchtisch zu kaufen wie sie. Irgendjemand hatte am vergangenen Freitag, auf der Rückfahrt von Paghman, einen Platten gehabt. Diese oder jene hatte eine neue Frisur. Und so weiter und so fort. Herr Wahdati brummte manchmal, und wenn er das tat, fuhr seine Mutter zu mir herum.
    »Du! Was hat er gesagt?« Sie sprach immer so barsch mit mir.
    Da ich fast rund um die Uhr bei ihm war, konnte ich besser als jeder andere ausmachen, was Herr Wahdati sagen wollte. Ich beugte mich dicht zu ihm hin, und was in den Ohren anderer nur ein unverständliches Brummen oder Stöhnen war, entschlüsselte ich als Bitte um Wasser oder die Bettpfanne oder als den Wunsch, auf die andere Seite gedreht zu werden. Ich war im Grunde sein Dolmetscher.
    »Ihr Sohn sagt, dass er jetzt schlafen möchte.«
    Die alte Dame seufzte und antwortete, das sei wohl ebenso gut, denn sie müsse sowieso gleich aufbrechen. Dann gab sie ihm einen Kuss auf die Stirn und versprach, bald wiederzukommen. Nachdem ich sie zum Eingangstor begleitet hatte, wo ihr Chauffeur auf sie wartete, kehrte ich in Herrn Wahdatis Schlafzimmer zurück und setzte mich auf einen Hocker neben dem Bett, und wir genossen die Stille. Manchmal fing er meinen Blick auf, schüttelte den Kopf und grinste schief.
    Die Aufgaben, für die ich eingestellt worden war, hatten sich so stark reduziert – ich fuhr jede Woche ein oder zwei Mal einkaufen und musste nur noch für zwei Personen kochen –, dass ich es als überflüssig empfand, die anderen Diener für etwas zu bezahlen, das ich genauso gut selbst erledigen konnte. Ich erwähnte dies gegenüber Herrn Wahdati. Er winkte mich zu sich, und ich beugte mich über ihn.
    »Du übernimmst dich.«
    »Nein, Sahib. Ich tue das gern.«
    Er fragte, ob ich mir sicher sei, was ich bestätigte.
    Tränen traten ihm in die Augen, und er schloss seine Finger mit schwachem Griff um mein Handgelenk. Früher war niemand stoischer gewesen als er, aber jetzt, nach dem Schlaganfall, lösten die schlichtesten Dinge Aufruhr, Angst und Tränen in ihm aus.
    »Hör zu, Nabi.«
    »Ja, Sahib?«
    »Zahl dir so viel Lohn aus, wie du willst.«
    Ich antwortete, das sei kein Thema.
    »Du weißt, wo ich mein Geld aufbewahre.«
    »Sie müssen sich ausruhen, Sahib.«
    »So viel, wie du willst.«
    Ich sagte, dass ich gern eine shorwa -Suppe zum Mittagessen kochen würde. »Wie klingt das in Ihren Ohren – shorwa ? Ich glaube, ich habe selbst Appetit darauf.«
    Die Arbeiter lud ich nicht länger zum Tee ein. Wie sie über mich dachten, war mir inzwischen egal, und ich fand es ungehörig, dass sie sich auf Kosten von Herrn Wahdati amüsierten. Außerdem hatte ich das nicht ganz kleine Vergnügen, Zahid feuern zu können. Ich entließ auch eine der für die Wäsche zuständigen Hazara-Frauen. Von da an übernahm ich das Waschen und hängte die Kleider auf einer Wäscheleine zum Trocknen auf. Ich kümmerte mich um die Bäume, beschnitt die Sträucher, mähte den Rasen, pflanzte neue Blumen und Gemüse. Ich erledigte handwerkliche Arbeiten im Haus, ersetzte rostige Leitungsrohre, reparierte leckende Wasserhähne, schrubbte die Fußböden, putzte die Fenster, klopfte den Staub aus den Vorhängen, schüttelte die

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