Traumschiff vor Stockholm: Mittsommerherzen (German Edition)
benutzt hatte. Wie grausam das Schicksal doch war, dass es ihr ausgerechnet jetzt, wo sie ihre Liebe für ihn erkannt hatte, die Augen über ihn öffnete!
Immer noch besser jetzt als nie!
Wie sollte es weitergehen? Wie sollte sie weiter ihrem Dienst an Bord der
Midsommarsolen
nachgehen, wo sie stets Gefahr lief, Erik zu begegnen? Sie wusste nicht, ob sie es ertragen würde, ihn noch einmal zu sehen. Verzweifelt kämpfte sie die Tränen zurück, die ihr in den Augen brannten. Sie durfte jetzt nicht weinen. Wenn sie es erst einmal zuließ, würde sie womöglich nicht mehr aufhören können.
Alles, was sie wollte, war, sich in ihre Kabine zu verkriechen und die Bettdecke über den Kopf ziehen, bis ihre Schicht in zwei Stunden begann.
Doch daraus wurde nichts, denn Jörgen Eklund erwartete sie bereits am Ende der Gangway, und seine grimmige Miene verhieß nichts Gutes. Ohne lange Vorrede bedeutete er ihr, ihm zu seinem Büro zu folgen. Zu ihrer Überraschung saß dort bereits eine weitere Person, mit der Filippa nicht gerechnet hatte: Eriks Stiefschwester.
Filippa runzelte die Stirn. Die Anwesenheit von Emilia, die ihr noch von ihrem ersten Tag an Bord in schlechter Erinnerung geblieben war, bestätigte ihre Befürchtung, dass sie in Schwierigkeiten steckte. Nur wie? Was hatte das alles zu bedeuten?
Sie musste nicht lange auf eine Antwort warten. Nachdem Eklund sich gesetzt hatte, öffnete er eine Schreibtischschublade und legte ein Foto auf den Tisch.
„Was haben Sie dazu zu sagen?“
Mit zittrigen Fingern nahm Filippa das Bild auf. Es war ein unscharfer Schnappschuss, trotzdem waren die beiden Personen darauf deutlich zu erkennen. Ebenso wie das, was sie taten.
Das Foto zeigte Erik und sie – in inniger Umarmung, in einen Kuss vertieft.
Filippa hatte das Gefühl, dass man ihr den Boden unter den Füßen weggezogen hätte. „Woher … haben Sie das?“
Emilias triumphierendes Grinsen war Antwort genug. „Sie haben wohl geglaubt, dass Sie mir Erik einfach so vor der Nase wegschnappen können, wie? Aber das lasse ich mir nicht gefallen, meine Liebe. Erik ist
mein
Jackpot, verstanden? Und wenn ich ihn erst einmal so weit habe, dass er mich heiratet …“
„Heiratet?“, wiederholte Filippa verblüfft. „Aber ich dachte … Sind Sie denn nicht seine Stiefschwester?“
„Mein Gott, haben Sie dieses lächerliche Märchen etwa tatsächlich geglaubt?“ Emilia lachte hell auf. „Da hat Erik Sie aber ganz schön reingelegt! Wissen Sie, Sie könnten mir beinahe leidtun …“
Filippa fühlte sich wie vor den Kopf geschlagen. Alles war nur eine einzige, große Lüge gewesen. Eine schillernde Seifenblase, die nun zerplatzte.
„Ihnen ist ja wohl klar, dass ich Sie unter den gegebenen Umständen nicht länger auf der
Midsommarsolen
beschäftigen kann. Bitte packen Sie Ihre Sachen. Wir laufen gegen siebzehn Uhr aus – ich möchte, dass Sie bis dahin von Bord gegangen sind.“
Filippa nickte. Sie fühlte sich wie betäubt. Es gab nichts, was sie noch sagen oder tun konnte. Sie verstand Eklunds Reaktion, ja, sie wusste, dass er gar keine andere Wahl hatte, als sie zu entlassen. Trotzdem war ihr bei der Vorstellung, alles zu verlieren, als würde ihre ganze Welt zusammenbrechen.
Sie konnte sich lebhaft vorstellen, wie ihr Vater auf die Neuigkeit reagieren würde. Letztlich war genau das eingetreten, was er schon die ganze Zeit prophezeit hatte. Vielleicht stimmte es ja wirklich, und sie war nicht in der Lage, eine verantwortungsvolle Position auszufüllen.
Langsam erhob sie sich. „
Tack“
, sagte sie. „
Tack så mycket
, dass Sie mir diese Chance gegeben haben. Es tut mir sehr leid, dass ich Ihr Vertrauen enttäuscht habe.“
Eklund erwiderte nichts, und seine Miene war wie versteinert. Die einzige Person, die über die ganze Situation erfreut zu sein schien, war Emilia.
Ohne die andere Frau noch eines Blickes zu würdigen, verließ Filippa das Büro. Am schlimmsten war, dass es niemanden gab, dem sie für ihr Scheitern einen Vorwurf machen konnte – niemanden außer sich selbst.
„Du hast – bitte was?“
Erik war zur
Midsommarsolen
zurückgefahren, als ihm klar wurde, dass Filippa nicht zurückkommen würde. Er wusste nicht, wie sie dahintergekommen war, dass er ein Qualitätsgutachten über die Kreuzfahrt erstellte. Doch ganz offensichtlich glaubte sie nun, dass er nur mit ihr geschlafen hatte, um an Informationen zu kommen.
Wie konnte sie das nur annehmen? Es ärgerte ihn, dass sie so über
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