Traumschiff vor Stockholm: Mittsommerherzen (German Edition)
ja – aber Angst?
Sie kehrte zu ihm an den Strand zurück und schaute ihn an. „Ich habe dich gebeten, dich mit mir zu treffen, weil …“ Hilflos schüttelte sie den Kopf. „Um ehrlich zu sein, ich weiß es selbst nicht so genau. Vermutlich wollte ich einfach herausfinden, was ich für dich empfinde.“
„Und? Wie lautet deine Erkenntnis?“ Seine Lippen verzogen sich zu einem spöttischen Lächeln. „Aber ich warne dich – wenn du mich besänftigen willst, indem du mir deine immerwährende Liebe versicherst, bist du leider zu spät dran. Dir ist eine Meisterin deines Fachs zuvorgekommen. Gib dir also keine Mühe.“
Erschrocken über seine harten Worte zuckte sie zusammen. Sie versuchte in den grauen Tiefen seiner Augen zu erkennen, was er wirklich dachte. Doch sie waren unergründlich wie die See.
Sie gingen ein Stück weiter den Strand entlang. Auch einige Familien nutzten den herrlichen Tag für einen Strandausflug. Sie sah einen Jungen, der mit seinem Hund spielte. Er warf ein Stück Treibholz ins Wasser, dem das Tier kläffend nachhetzte. Es schwamm ihm nach, bis es es erreicht hatte, unbeirrt und beharrlich, ohne das Objekt der Begierde auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen. Ein wenig fühlte sie sich an sich selbst erinnert. Auch sie selbst lief nun schon seit Jahren einem anscheinend unerreichbaren Ziel hinterher. Und warum? Um die Anerkennung ihres Vaters zu gewinnen? Was für ein zweckloses Unterfangen!
Filippa hatte inzwischen begriffen, dass es für ihren Vater keinen Unterschied machte, ob sie ihre Aufgabe an Bord der
Midsommarsolen
erfolgreich meisterte oder nicht. Er hatte längst von ihrem Job als Chefhostess gewusst, den sie allein, ganz ohne seine Unterstützung, bekommen hatte, einzig und allein aufgrund ihrer bisherigen beruflichen Leistungen. Doch ihre Hoffnung, dass er stolz auf sie sein und sie in dem, was sie tat, unterstützen würde, war enttäuscht worden. Stattdessen erwartete Gunnar Vinterdahl-Norrholm, dass sie auf einen Wink von ihm alles stehen und liegen ließ und zu ihm eilte. Er wollte nur, dass sie einen Mann heiratete, der seinen Vorstellungen entsprach.
Seinetwegen brauchte sie sich jedenfalls keine Mühe mehr zu geben. Das bedeutete allerdings nicht, dass sie bereit war, aufzugeben. Sie würde fortan ihren eigenen Weg gehen, ganz gleich, ob es ihrem Vater nun passte oder nicht. Und wenn er sie nicht in der Firma wollte, dann musste er eben zusehen, wo er einen passenden Nachfolger für seinen Direktorensessel fand!
Doch sie hatte sich nicht mit Erik getroffen, um über die Beziehung zu ihrem Vater nachzudenken. Filippa blieb stehen. „Warum sagst du so etwas?“, flüsterte sie. „Ich verstehe nicht, wieso du plötzlich so anders zu mir bist. Du …“ Obwohl niemand in der Nähe war, der ihre Worte hätte hören können, hielt sie die Stimme gesenkt. „Du hast mit mir geschlafen, Erik, und dann bist du einfach ohne ein Wort der Erklärung verschwunden.“ Während sie redete, kochte hilfloser Zorn in ihr hoch. „Du bist derjenige, der sich schäbig aus der Affäre gezogen hat. Ich vermute, du hast erreicht, was du wolltest. Schön, ich mache dir deswegen keine Vorwürfe. Ich bin alt genug und wusste, worauf ich mich einlasse. Aber wie kannst du es wagen, mir danach auch noch Vorhaltungen zu machen?“
Erik hatte mehrfach dazu angesetzt, ihren Redefluss zu unterbrechen, doch sie hatte einfach weitergesprochen. Jetzt musterte er sie mit finsterer Miene. „Entweder du bist tatsächlich unschuldig, oder du hast für deine oscarreife Darbietung einen Preis verdient. Aber was sage ich? Du bist schließlich eine Frau!“
Seine Worte steigerten ihre Wut ins Unermessliche. „Oh, du Mistkerl, ich …!“
Geschickt fing er ihre rechte Hand ab, mit der sie ausgeholt hatte, um ihm eine Ohrfeige zu geben. Sein herablassendes Lächeln raubte ihr fast den Verstand, doch sie war froh, dass er sie davon abgehalten hatte, womöglich eine weitere Dummheit zu begehen.
Sie stand ihm direkt gegenüber, ihre Brust hob und senkte sich heftig, und sie spürte, dass ihre Wangen wie Feuer brannten. „Lass mich los“, forderte sie atemlos und versuchte sich loszureißen. Doch sein Griff war erbarmungslos. Filippa reckte entschlossen das Kinn und blickte zu ihm auf. Als sie das gefährliche Glitzern in seinen Augen bemerkte, ahnte sie, was er vorhatte – doch ihr blieb keine Zeit mehr zu reagieren, und so stolperte sie geradewegs in seine Arme, als er sie ruckartig zu
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