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Traumschlange (German Edition)

Traumschlange (German Edition)

Titel: Traumschlange (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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eingehen müssen. Sie entschied sich dafür, Jean zum Zaun zu bringen und ihm zu befehlen dort auf sie zu warten. Im Schutz der Zuckerrohrpflanzen war er in Sicherheit und konnte nicht entdeckt werden. Allerdings nur so lange er sich nicht vom Fleck rührte.
    Sie griff seine Hand fester und zog ihn entschlossen hinter sich her. Ohne Schwierigkeiten erreichten sie das Wächterhaus, aus dem Gesprächsfetzen nach draußen drangen. Nun kam der schwierige Teil. Sie musste Jean so schnell es ging durch den beleuchteten Hof führen. Abby ging in die Hocke und zog Mitchard zu sich hinunter. Sie blickte ihn eindringlich an, obwohl seine Augen in der Dunkelheit kaum auszumachen waren.
    „Jean, hör mir gut zu.“
    „Abby?“
    „Hörst du mir zu?“
    „Ja.“
    „Wir müssen jetzt rennen. Verstehst du das?“
    „Ja.“ Sein Kopf wackelte nach vorn, als habe er jeden Halt verloren.
    Jesus Christus, dachte Abby. Das kann einfach nicht gut gehen.
    „Wenn ich los sage, rennen wir so schnell wir können, bis ich Halt sage. Verstehst du das?“
    „Ja.“
    „Wiederhole, was ich gesagt habe.“
    „Wir rennen...“, meinte Jean.
    „Bis...“, kam ihm Abby zu Hilfe.
    „Bis du Halt sagst.“
    Sie konnte sein glückliches Lächeln förmlich spüren. Jean Mitchard befand sich geistig auf der Stufe eines Kleinkindes.
    Was habe ich ihm nur angetan?, warf sich Abby vor.
    Dann gewann ihr rationales Denken wieder die Oberhand. Es war geschehen und sie konnte es nicht rückgängig machen. Im Augenblick zählte einzig und allein, dass sie versuchen musste, ihre Schwester zu retten. Dies war der Grund, warum sie hierher gekommen war und dies war auch der Grund, warum Jean Mitchard all die schlimmen Ereignisse der letzten zwei Tage hatte erdulden müssen. Später konnte sie ihm helfen so gut es ging. Sie würde für die beste medizinische Versorgung aufkommen, die man in diesem Land bekommen konnte. Aber im Augenblick konnte sie nichts für ihn tun.
    Denk nicht an seinen Zustand, befahl sich Abby. Denk an Linda.
    Sie blickte zum Tor hinüber. Der Wächter schien sich zu langweilen und ging vor dem Zaun auf und ab. Abby beobachtete ihn intensiv. Achtzehn Schritte vor, dann ein kurzes Zögern und wieder achtzehn Schritte zurück. Sie versuchte die Zeit abzuschätzen, in der er ihr den Rücken zuwandte.
    Einundzwanzig, zweiundzwanzig, dreiundzwanzig..., zählte Abby stumm.
    Es war genau fünfzehn Sekunden. Fünfzehn Sekunden um mit Jean den Hof zu überqueren. Mehr nicht. Es würde verteufelt knapp werden.
    Sie wartete, bis der Wächter seinen letzten Schritt in ihre Richtung machte und sich dann auf den Fersen umdrehte.
    „Jetzt!“, raunte sie Jean zu und sprang auf.
    Ihr Griff zog ihn erbarmungslos auf die Füße und zwang ihn zu laufen. Am Anfang dachte Abby, sie würden es bei diesem Tempo nie über den Hof schaffen, aber als sie ihren Schritt beschleunigte, hielt Jean mit. Während sie humpelnd über den staubtrockenen Boden hüpfte und dabei Jean zog, war ihr Blick auf den Wächter gerichtet. In Gedanken zählte sie seine Schritte mit. Der Schmerz tobte durch ihren verletzten Fuß, aber sie verbannte alles aus ihrem Bewusstsein.
    Zehn, elf, zwölf...
    Bei dreizehn, nur noch zwei Meter vom Feldrand entfernt, kam Abby ins Stolpern und fiel der Länge nach hin. Durch ihre abrupte Bewegung aus dem Gleichgewicht gebracht, sackte Jean neben ihr zu Boden, blieb aber auf den Knie hocken. Verwundert starrte er Abby an.
    Abby rappelte sich wieder auf. Ihre Augen hingen wie gebannt auf dem Wächter. Wenn er etwas gehört hatte, war alles aus.
    Nein, der Mann ging ungerührt weiter. Sie packte Jean und riss ihn vorwärts in den Schatten des Feldes.
    Im Schutz der Pflanzen wagte es Abby, tief ein- und wieder auszuatmen. Ihr Herz klopfte in ihrem Körper, als wolle es den Brustkorb sprengen. Neben ihr saß Jean. Sie konnte sein Gesicht kaum ausmachen, hatte aber das Gefühl, dass er lächelte. Abby ließ zwei Minuten vergehen, in denen sie wieder Kraft schöpfte.
    „Jean“, sagte sie schließlich.
    „Ja?“
    „Ich gehe jetzt weg. Du bleibst hier. Rühr dich nicht von der Stelle.“
    „Ja.“
    „Hast du verstanden, was ich gesagt habe?“
    „Ja.“
    Ihr blieb keine Wahl. Sie musste gehen und Linda suchen, und konnte nur hoffen, dass Jean an Ort und Stelle blieb, sich ruhig verhielt und nicht entdeckt wurde. Abby klopfte ihm beruhigend auf die Schulter, dann wandte sie sich um. Der Wächter kehrte ihr den Rücken zu.
    Abby rannte

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