Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Traumtagebuecher

Traumtagebuecher

Titel: Traumtagebuecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
Vom Netzwerk:
noch zittrig, als ich zu meinem Bett stakste, mich neben Daria kuschelte und auf den nächsten Traum wartete.

Kapitel 16
    Ich wurde von dem Ungeheuer unter dem Bett geweckt.
    Es krabbelte gut gelaunt und leise summend aus dem breiten Spalt und sah aus wie das Monster aus meinen schlimmsten Vorstellungen. Also eigentlich so, wie jeden Morgen der vergangenen sechs Jahren.
    »Dir auch einen wunderschönen, guten Morgen.«
    »Was ist denn daran wunderschön?«, muffelte Daria und warf einen Blick auf die Uhr. »Und morgens ist es auch nicht mehr.«
    »Dann ist ja gut, dass Samstag ist, oder?« Ich konnte das Strahlen auf meinem Gesicht spüren. Erstaunlich, in demselben Tempo, in dem Daria zu einem Morgenmuffel wurde, wurde meine Laune besser.
    »Habe ich dich wirklich vermisst?« Sie zog Kissen und Decke aus ihrem improvisierten Versteck und warf beides wieder auf das Bett. »Weißt du eigentlich, dass dein Zimmer morgens ätzend hell ist?«
    Natürlich wusste ich es. Deswegen mochte ich es ja auch so gerne.
    »Frühstück?«
    Daria nickte und deutete auf den Schrank. »Ich stibitze mir was?«
    »Na klar. Fühle dich wie zu Hause.«
    Sie rollte mit den Augen und warf einen Blick auf das Bett. Offensichtlich mochte sie das riesige Ungetüm genauso gerne wie ich. Und wenn man schon auf dem Bett Angstzustände bekam, weil man scheinbar von Generationen verschwundener Kinder angegriffen werden konnte, wie mochte das riesige Möbel dann erst von unten ausschauen?
    Ich wartete, bis Daria im Bad verschwunden war und schlich nach unten. Davids Tür war noch zu, ein Indiz dafür, dass er noch nicht für Mitmenschen bereit war. Auch die neue Wohnzimmertür war verriegelt, obwohl laute Fernsehgeräusche zu hören waren. In der Küche brodelten unbeaufsichtigte, undefinierbare Dinge auf dem Herd und verkochten langsam, während ich einige Brote schmierte und wartete, bis der Kaffee durchgelaufen war. Gerade als ich mich mit einem Tablett, einer Tasse, Milch und Zucker und den Broten bewaffnet hatte, wurde die Haustür von außen aufgeschlossen.
    »Guten Morgen, Max!«, riet ich.
    »Einen wunderschönen guten Tag, meine Lieblingsstiefschwester.« Mein Lieblingsstiefbruder bog um die Ecke und strahlte mich an. »DAS wäre jetzt aber wirklich nicht notwendig gewesen.«
    Ich patschte ihm auf seine Hand, als er versuchte nach einem der Käsebrote zu greifen. »Warte gefälligst, bis dein Mittagessen fertig ist.«
    »Und was ist mit dir?«, maulte er, von einem Blick in den Kochtopf nicht sehr überzeugt.
    »Ich bin grade erst aufgestanden, deswegen fange ich mit dem Frühstück an. Und wenn du mich nicht verpfeifst, wird auch niemand erfahren, dass ich überhaupt schon wach bin.«
    »Ah, die David-Taktik?«
    Ich zuckte entschuldigend mit den Achseln. Aber wenn es um das Essen von Tante Meg ging, war sich jeder selbst der Nächste. Und der letzte musste eben mitessen.
    Vorsichtig balancierte ich mein Tablett nach oben und war überrascht, dass niemand da war. Schließlich hob ich die Tagesdecke von meinem ordentlich gemachten Bett und linste in den dunklen Spalt. Daria lag unter dem Bett und linste zu mir empor. Ich reichte ihr die Hand, um sie aus der Dunkelheit zu ziehen. »So schön ist es doch da unten gar nicht …«
    »Witzig, aber wusste ich denn, dass du die Treppe heraufkommst und nicht die Person, die gerade durch den Garten gestampft ist?«
    »Und da soll mal jemand behaupten, ich hätte Paranoia!« Ich wandte mich ab und ließ meine paranoide Freundin mit den Broten allein, um mir wenigstens die Zähne zu putzen und eine Katzenwäsche zu gönnen. Schließlich endeten wir so wir immer, wenn wir frühstückten. Daria mit gesüßter Milch und einem Klecks Röstbohnensaft und ich mit schwarzem Kaffee. Dieses Mal allerdings statt Tasse frisch aus dem Zahnputzbecher.
    »Was machst du da eigentlich gerade?« Daria versuchte von ihrem Sitzplatz auf den Umschlag zu blicken, den ich mit großer innerer Befriedigung beschriftete.
    »Ich schreibe meinem Großvater einen Brief.«
    »Deinem Großvater?!« Sie starrte mich an und erwartete offensichtlich mehr, als die Kurzfassung der Fakten.
    »Eigentlich kein Brief.« Ich starrte den wattierten Umschlag an und fühlte neuerliche Hassgefühle in mir aufsteigen. »Ich schicke ihm jetzt seine blöde Uhr zurück.«
    »Gibst du jetzt einem Gegenstand die Schuld?«
    »Ja, genau das!« Ich stopfte das silberne Mistding in das Kuvert, klebte es zu, frankierte es und widerstand der Versuchung in

Weitere Kostenlose Bücher