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Traumtagebuecher

Traumtagebuecher

Titel: Traumtagebuecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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zu platzen, legte sich eine Hand auf meine Schulter. Schon am Grölen der Jungs wusste ich, dass sich jemand zu einem Einschüchterungsversuch durchgerungen hatte, um als großer Zampano dazustehen. Trotzdem gelang es mir, mich an meinem guten Ich festzuklammern, während ich mich umdrehte. Was natürlich auch daran lag, dass Max nur noch wenige Meter von mir entfernt war.
    Paul stand noch näher, als erwartet und roch nach nichts Gutem. Bier wahrscheinlich. »David meint, du bist eine gefährliche Schlampe. Was denkst du? Hat er Recht?«
    »Lass sie in Ruhe!«
    »Und wer bist du?« Paul musterte meinen Retter verächtlich.
    »Der Stiefbruder der gefährlichen Schlampe.« Ich konnte förmlich hören, wie sich Max` Lippen zu einem besseren Zähnefletschen verzogen.
    Paul wirkte erschrocken und verwirrt. Deutlich standen ihm seine Überlegungen auf die Stirn geschrieben. Er konnte schlecht dem Bruder seines großen Helden mit körperlicher Gewalt kommen, aber auch nicht einfach so gehen. Nicht, wenn der Rest des Teams zusah.
    »Wollen wir fahren?«, schlug ich Paul vor, um die Spannung aus der Situation zu nehmen. Fehlte mir noch, dass sich Max wegen mir mit einem Vollidioten schlagen musste. Ich für meinen Teil hätte das gerne getan, aber es ist ja bekanntlich ein Unterschied, ob man so etwas selbst macht, oder es jemanden machen lässt. Ein Mädchen muss schließlich Prinzipien haben.
    Die ganze Chose hatte nur wenige Sekunden in Anspruch genommen. Und als wir einstiegen, johlten die Jungs der Football-Clique triumphierend und beglückwünschten Paul. Max sah dementsprechend leidend aus, schien aber meinen Plan begriffen zu haben.
    Daria ignorierte ihn, löste sich von ihrem Sitzplatz und schlenderte zu uns herüber. Trotz meines warnenden Blickes blieb sie neben Paul stehen. »Soll ich deinen Ruf ruinieren, seinen oder meinen?«, erkundigte sie sich bei mir, hatte sich aber schon für »seinen« entschieden, und befahl: »Raus!«
    Paul starrte meine hübsche, gepflegte Freundin an, als wäre ihr eben ein zweiter Kopf gewachsen. Ein zweiter, hübscher, gepflegter Barbiekopf.
    Sie beugte sich zu ihm. »Pass auf, ich bin grade aus einer besseren Strafanstalt ausgebrochen und werde in vier Staaten werden Körperverletzung gesucht. Glaubst du, es ist ein guter Augenblick, dich mit meiner Freundin anzulegen?«
    Obwohl Paul aussah, als würde er Daria gerne niederschlagen – ich befürchtete, ich sah in diesem Moment auch so aus – hielt er sich zurück. Ich mich auch.
    »Kein Problem, Daria. Wir fahren nur«, beschwichtigte ich meine selbsternannte Beschützerin.
    »Ja, Daria. Wir fahren nur!«, äffte mich Paul nach und brachte damit mein persönliches Fass zum Überlaufen. Ich hatte ihm die Hand verdreht, bevor er begriff, was geschehen war. Jede weitere Drehung oder Bewegung würde enorm schmerzen – und seinen Arm brechen.
    »Pass auf Arschloch … ich wollte dich nur nicht vor all deinen Freunden blamieren und meinen Bruder in die peinliche Situation bringen, dich zu verprügeln. Lass deine Finger bei dir, sprich nicht mit mir, und sobald wir unten sind, kannst du wieder hocherhobenen Hauptes zu deinen Freunden zurückgehen, da du mit der gefährlichen Schlampe fertig geworden bist, okay?«
    Obwohl der Fahrgeschäftstyp neben uns auftauchte, ließ ich Paul nicht aus den Augen, während ich dem Angestellten meinen Fahrchip reichte. Paul schüttelte den Kopf – und ich erhöhte den Druck auf seine Hand minimal, bis er verstand. Leichenblass im Gesicht tastete er mit seiner einen, freien Hand in seiner Hose nach dem Fahrchip. Für jeden Unbeteiligten musste er wie der männliche Part einer sehr frischen Beziehung wirken, nervös und sehr verliebt händchenhaltend.
    »Amüsiert euch!« Daria reichte dem Angestellten ihren Chip und gesellte sich zu Max, der immer noch aufmerksam am Rand lauerte. Ihr diabolisches Zwinkern in meine Richtung zeugte davon, dass sie genau wusste, was sie tat. Ihrem Leitsatz folgen: Sie sollen dich nicht mögen … sie sollen Respekt vor dir haben. War vielleicht nicht der schlechteste Satz und in Pauls Fall mit Sicherheit angebracht. »Benimmst du dich?«
    Paul nickte.
    »Dann wink jetzt einmal zu deinen Freunden und wir machen gute Miene zum bösen Spiel.«
    Es funktionierte. Trotzdem ließ ich ihn erst los, als wir fuhren. Binnen Sekunden wurde die Welt zu einem verschwommenen Farbklecks, der in alle Richtungen wirbelte. Mitten hinein in den Urknall, in das Zentrum der Ewigkeit. Es war

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