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Traumtagebuecher

Traumtagebuecher

Titel: Traumtagebuecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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angetrunken.
    Apropos angetrunken.
    »Wer hat dich gefahren?«
    Na prima! Ich Held hatte kein bisschen betrunken gesprochen, und Davids leises Lachen machte klar, dass er mich durchschaut hatte. Demonstrativ lehnte er sich an die Wand, was ihn mir näher brachte, und zum ersten Mal konnte ich seinen Gesichtsausdruck sehen. Provozierend. Er WUSSTE, dass er petzen könnte – und das machte seine Nähe kein bisschen besser.
    »Jonah.«
    »Jonah?«
    »Gibt es hier ein Echo?« David kam noch ein wenig näher, aber ich wich nicht von der Stelle. Regel Nummer 1 des Saint Blocks Internat für Schwererziehbare war »Wer zurückwich verliert«. Außerdem war ich mir selbst nicht sicher, ob ich nicht erpresst werden wollte.
    »Es hat sich alles geklärt.« Sein Atem strich bei den Worten über mein Gesicht und sandte eine Gänsehaut über meinen Körper. Vor Angst war mir eiskalt, aber gleichzeitig drohte ich durch Davids Nähe und die Hitze seines nackten Oberkörpers förmlich zu verbrennen. Dämlich! Aber ich hielt seinem Blick stand, und langsam bekam ich auch meine aufgewühlten Gefühle wieder unter Kontrolle.
    »Was hat sich alles geklärt?« War ich schwer von Begriff, oder machte er sich einen Spaß daraus, nur unverständliche Anspielungen von sich zu geben?
    »Jonah ist keine Gefahr für dich – und auch nicht an was anderem interessiert.«
    »Was anderem?« Jetzt fühlte ich mich nicht nur grenzdebil, sondern klang auch noch so – na toll.
    »Sex, Liebe, Küsse – whatever!« Okay, ich war hier nicht die Grenzdebile, echt nicht!
    »Darum ging es bei dem Streit?« Beinahe hätte ich gelacht.
    »Im Großen und Ganzen.«
    »Also will Jonah im Großen und Ganzen keine Beziehung mit mir und ist keine Gefahr.«
    »Ja.«
    David war mir jetzt so nah, dass sich unsere Nasen beinahe berührten und ich seinen Atem auf meinen Lippen spüren konnte. Er roch würzig, nach Natur und nassem Gras und irgendwie süß, nach einem undefinierbaren Kräuterlikör. Verdammt … konnten die nicht alle aufhören, so gut zu riechen?
    »Und du?« Die Frage war mir entschlüpft, bevor sich mein Gehirn hatte einschalten können.
    »Was? Bin ich eine Gefahr oder will ich Sex?« Süffisant wich David ein Stück zurück, um mich besser sehen zu können. Das Problem war, dass ich ihn dadurch ebenfalls besser sehen konnte, und das, was ich sah, war wirklich »yummi«.
    Der rationale Teil meines Selbst, der einfach nur Bescheid wissen wollte, wurde von dem kleinen Teil abgelöst, der schon immer für David geschwärmt hatte und nannte den anderen einen Lügner.
    »Beides«, gab ich zu und war erstaunt darüber, wie atemlos ich klang. Wo standen wir?
    David lehnte sich wieder näher zu mir, langsam, andächtig, und ich hielt die Luft an.
    »Weder noch.« Seine Stimme war nur ein Hauch an meinen Lippen.
    Die seltsame Enttäuschung in meinem Inneren war plötzlich da, allumfassend und überall. Ich fühlte mich nicht leer, wie bei den anderen Situationen zuvor – leer wäre noch gut gewesen – eher implodiert.
    Trotzdem behielt ich meine unbeteiligte Miene bei. Es gelang mir sogar, David ungerührt anzusehen. Doch dort, wo normalerweise Hohn und Spott sein müssten, las ich etwas anderes. Sehnsucht, Gier und Wut – aber zumindest Letzteres galt nicht mir. Das wusste ich mit plötzlicher Klarheit, als sein Blick kurz zu meinem Mund wanderte, bevor er zurücktrat.
    Ich hatte mir das im Flur bei der Party nicht eingebildet! Und die Freundschaft und Nähe an den zwei »Friedenspakt-Tagen« auch nicht! Was hielt ihn ab? Offenbar dasselbe, das ihn jetzt dazu brachte, zurückzutreten und den kompletten Weg bis zur Tür freizugeben. Rasch überbrückte ich die drei Schritte und ließ David im wahrsten Sinn links liegen.
    »Hei, Liz?«
    Ich blieb stehen und fühlte mich schrecklich hilflos und ertappt.
    »Wenn du je wieder in diesem Shorty nachts in mein Zimmer kommst, solltest du mir die Wahrheit sagen.« Ich nickte und floh in den Flur. Trotzdem hörte ich noch, wie David vor dem Türzufallen etwas grollte, das klang wie: »Oder doch mit Gefahr und Sex rechnen.«
    Wie angewurzelt blieb ich mit der Hand auf meinem Türknauf stehen, bis mein Herz nicht mehr raste.
    Sicher hatte ich mir die Worte nur eingebildet – ein Streich meiner Fantasie. Wahrscheinlich sogar die ganze Davidszene. So blöde war doch noch nicht einmal ich, dass ich mitten in der Nacht in Davids Zimmer stürmte, um einen Albtraum zu verfolgen, oder? Trotzdem waren meine Beine immer

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