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Traumtagebuecher

Traumtagebuecher

Titel: Traumtagebuecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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Großbuchstaben ein höhnisches Simpsons-»Haha« als Absender einzutragen.
    »Wenn du dich dann besser fühlst …« Daria zuckte mit den Achseln und bewies damit, dass sie nicht nur eine gute Freundin war, sondern auch für jede Psychose Verständnis aufbrachte.
    Ich stand auf und zog mir Schuhe an, um das Briefkuvert so schnell wie möglich loszuwerden und zur Post zu bringen. Tatsächlich fühlte ich mich schon durch die Vorstellung, die Uhr endlich loszuwerden, besser. Beinahe gut. Zumindest, bis Daria mich stoppte und das Thema wechselte. »Weißt du eigentlich, dass ihr eine Kirmes da habt?«
    Ich verdrehte die Augen und öffnete die Tür. Hatte ich gewusst, hatte mich aber nicht tangiert. Daria schon. Sie hatte eine Schwäche für Kirmes – und für Zirkus. Trotzdem gelang es mir, ihren flehenden Hundeblick zu ignorieren, das Zimmer zu verlassen und gen Post zu fliehen. Ein Abend mit Elijah, David und Jonah reichte, einen zweiten würde ich nicht überleben.

    Natürlich gingen wir doch zur Kirmes. Also eigentlich ich. Sogar mit einer der genannten Personen, die ich auf gar keinen Fall überleben würde. Ich hatte mich geirrt. Schon wieder. Denn ich lebte noch.
    »Ihr dürft nur zur Kirmes, wenn ihr Liz mitnehmt, und passt gut auf sie auf«, äffte David seinen Vater nach. Die Stimme war gut getroffen, der ätzende Tonfall nicht. Im Gegensatz zu ihm mochte mich Klaus nämlich allem Anschein nach doch ganz gut leiden. Oder er hatte damit gerechnet, dass ich mich ansonsten heimlich zu der Kleinstadtattraktion schleichen würde.
    Max ließ sich nichts anmerken. Auch nicht, als David einparkte, beinahe zeitgleich aus dem Auto sprang und sich mit den Worten »Du gibst den Babysitter« verabschiedete.
    »Ruhe, Gott sei Dank!«, behauptete Max, als David in der Menge untertauchte. »Wo fangen wir an? Bei der Boxbude, der Geisterbahn oder dem Spiegellabyrinth?«
    Ich schwieg und musste unglücklich ausgesehen haben, denn er meinte: »Wohl nicht ins Schwarze, wie?« Er lächelte mir aufmunternd zu und zog mich weiter. »Apropos ins Schwarze …«
    Er führte mich zu einer der ersten Buden, einem Schießstand. Hier probierten mehrere halbwegs erwachsene Männer ihre rudimentären Waffenkünste aus. Max bezahlte exakt einen Schuss und schoss auch exakt eine Blume. Mit einem kleinen Knicks reichte er sie mir.
    »Ist das nicht zu romantisch?«, protestierte ich und er sah mich so überrascht an, als wäre ihm nicht einmal die Idee gekommen, mich als Objekt romantischer Ideen zu betrachten.
    »Hei, wenn ich meiner kleinen Stiefschwester keine Blume schießen darf, wem dann?«
    »Mir?!«
    Ich fuhr herum und spürte das dringende Bedürfnis, mein Gegenüber zu erschlagen. Einfach so und ohne Vorwarnung.
    »Was ist? Machen wir jetzt Astronautentraining, oder was?« Daria war schon wieder verschwunden, bevor ich antworten konnte. Auf, auf, zu neuen, pseudogefährlichen Kirmes-Attraktionen.
    »Wer war denn das?« Max schaute meinem blondem Irrwisch hinterher.
    »Eine Schulfreundin.« Ha! Nicht wirklich gelogen! Liz gegen ihren inneren Teufel 1:0.
    »Dann lauf hinterher, ich hole euch hinterher ab.« Er deutete auf den Schleudertrauma-Macher.
    »Du fährst nicht?«
    »Nein. Ich bin zu alt für diesen Scheiß«, zitierte er und gab mir einen kleinen Schubs in die richtige Richtung. Ich setzte mich in Bewegung, holte Daria aber erst in der Schlange vor der Kasse ein.
    »Bist du irre?« Das Bedürfnis, sie zu verprügeln, war immer noch da.
    »Wieso? Mich kennt doch hier keiner. Außerdem muss sich der Ausflug ja auch für mich lohnen.«
    Sie zückte eine erstaunlich dicke Geldbörse und zahlte die zwei Karten, die ich entgegennahm. Dann marschierte sie wieder so schnell voran, dass ich Probleme hatte, ihr zu folgen. Sie wusste schon, warum. Auch ich konnte Inquisition. »Woher hast du das Geld?«
    »Stelle keine Fragen und ich muss dich nicht anlügen.«
    Ich sah sie tadelnd an und ignorierte die grölende Clique, die normalerweise mit David rumhing. Jetzt hatten die Jungs mit der akuten Lärmbelästigung und dem lachend-blinkenden Kirmesclown des Fahrgeschäftes einen adäquaten Ersatz gefunden. Schön, dass wir ausgerechnet hier stehen bleiben mussten.
    »Was hast du gedacht, dass ich aus dem Rektorenzimmer nur die Tagebücher klaue?« Daria brüllte über den Lärm der Musik hinweg und nutzte ihre Chance, als die Wagen anhielten.
    In derselben Sekunde, in der sie sich einen Sitzplatz sicherte und ich noch überlegte, vor Wut

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