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Traumtagebuecher

Traumtagebuecher

Titel: Traumtagebuecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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nicht an Wahrsagerei und schon gar nicht an Madam Fortuna … aber trotzdem … irgendwie waren mir Wahrsagerinnen zu unheimlich.
    Wie immer, wenn ich an »unheimlich« dachte, vergewisserte ich mich, dass die Taschenuhr noch sicher in meiner Hose verstaut war. War sie.
    Ich trat einen Schritt tiefer in die Schatten, noch bevor ich die näherkommenden Stimmen identifiziert hatte. Paul und Dom und noch irgendeiner vom Team, die zufällig vorbeikamen. Zum Glück war es hier so dunkel, dass mich niemand sehen würde.
    Der Bewegungsmelder ging an und der dazugehörige Scheinwerfer erleuchtete den gesamten Platz vor Madam Fortunas Wohnwagen taghell.
    Okay, der war jetzt für meine Tarnung eher suboptimal. Ich trat zur Seite, so dass ich wenigstens den Wohnwagen als fortune-hafte Rückendeckung nutzen konnte.
    »Hei, da ist ja wieder mein kleiner, gefährlicher Liebling.« Offenbar hatte sich Paul nicht nur hemmungslos betrunken, sondern auch die Erinnerung weggesoffen. Eine gefährliche Situation – für die drei.
    Aber anscheinend begriffen sie das nicht, denn sie lachten und grölten und kamen immer näher. Es gab zwei Arten, wie ich mich jetzt verhalten konnte. Erwachsen und die Wahrsagerin um Hilfe und einen Telefonanruf bei der Polizei bitten – oder so, dass es im Film auf jeden Fall ein Indizierung geben würde, da die Protagonisten Gewalt als einzigen Lösungsweg anerkannte.
    Ich war nicht gewalttätig, aber ich würde auf keinen Fall erstere Wahl treffen – was natürlich gar nichts damit zu tun hatte, dass ich Angst vor der Wahrsagerin hatte. Ehrlich nicht.
    Gerade, als ich zu dem Entschluss gekommen war, Option drei zu wählen, die schnelle Flucht, drehte sich Paul um. Offenbar kam noch jemand. Sekunden später hatte Dom diesem jemand seine Faust auf die Nase geschlagen. Shit! Ich riss Dom von Max fort, bevor mein Gehirn und mein Vorsatz Einspruch erheben konnten. Meine Hand in den Solarplexus rammen und den sich Krümmenden mit meinem Knie konfrontieren, war Sache einer Sekunde und hatte nichts mit meinen erlernten Kampfsportarten zu tun. War aber mindestens genauso effektiv.
    Leider hatte ich übersehen, dass man in solch einer Situation immer den gefährlichsten – meistens den lautesten – Gegner zuerst ausschalten musste. Trotzdem gelang es mir, Paul über meine Schulter zu werfen und seine Geschwindigkeit für mich zu nutzen. Der dritte nutzte die Chance und warf sich mit seinem gesamten Gewicht auf mich. Mir blieb die Luft weg und ich registrierte erst Sekunden später, dass mein Gegner längst wieder von mir verschwunden war. Im nächsten Moment wurde er gegen den Wohnwagen der Wahrsagerin geschleudert.
    Wie gebannt hing mein Blick an meinem Retter. Jonahs Gesicht war vor gerechtfertigter Empörung und der kurzen Anstrengung gerötet, und in seinen Augen lag ein Ausdruck, den ich noch nie so offen gesehen hatte. Wut. Auch dann noch, als Daria hinter ihm die Tür des Wohnwagens öffnete und ins Freie trat. Ihr folgte die mit Klimbim und Zukunftssymbolen behangene Madam Fortuna, die eine Litanei über Alkohol und die Jugend von heute anstimmte und sich herablassend und gar nicht mystisch umsah. Ihr Blick wanderte von den drei Angreifern, zu Max und mir. Ich erstarrte unter ihrer Aufmerksamkeit, gelähmt vor plötzlicher Furcht. Mit blieb nichts als sie anzustarren. Die Wahrsagerin starrte ebenso entsetzt zurück.
    Im nächsten Moment begann sie zu schreien.

Kapitel 17
    Die Sonne schien, Vögel zwitscherten und selbst mit geschlossenen Augen gelang es mir, meine Geburtstagsblumen zu bewundern. Nur die Stimme, die mindestens so schrill und aufgebracht klang, wie die der Zigeunerin, konnte ich nicht verdrängen.
    Leider verstand ich im vorliegenden Fall die Sprache. »Da kannst du noch so bemüht so tun, als wenn du schläfst…«, plärrte Daria. »Du bist in ihn verliebt!«
    Es klang wie ein Vorwurf. War es vermutlich auch.
    Ich linste durch die halbgeschlossenen Wimpern zu ihr und sah mich bestätigt. Selbstgerechter Zorn brüllte mir förmlich aus jeder Pore ihres Körpers entgegen.
    »Quatsch, ich war nur sauer, dass er die Unverschämtheit hatte, dich für die Nacht zu sich einzuladen!«
    »Und ich bin Jesus und kann übers Wasser gehen …«
    »Ich. Bin. Nicht. In. Jonah. Verliebt. Punkt!«
    »Sei doch wenigstens dir selbst gegenüber ehrlich!«
    »Ich wusste nicht, dass ich so schizophren bin, dass ich aus zwei Personen bestehe, die sich auch noch gegenseitig belügen können …« Wider

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