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Traumtagebuecher

Traumtagebuecher

Titel: Traumtagebuecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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besseren Wissens öffnete ich die Augen und fing mir sofort einen tadelnden Blick. »Versuch nicht abzulenken, Fräulein.« Daria zog gespielt beleidigt die Nase hoch. »Du willst einen Streit provozieren!«
    »Freunde sind sooo nervig.« Ich blinzelte und sah mich nach einer Fluchtmöglichkeit um.
    »Weil sie dich durchschauen?« Sie lachte leise und fügte hinzu, »außerdem … ich wusste gar nicht, dass du mehr als einen Freund hast.«
    »Hei!« Ich sah sie beleidigt an und stellte fest, dass sie inzwischen übers ganze Gesicht strahlte.
    »Eins zu Null für mich.«
    »Zwei zu Null«, gab ich zu.
    »Oh. Mein. Gott!« Sie starrte mich mit offenem Mund an und ich begriff, dass ich hereingefallen war. Sie hatte nur ins Blaue hinein geraten – und voll ins Schwarze getroffen.
    »Ich meine: Ich bin nicht verliebt – glaube ich zumindest nicht – aber da ist auf jeden Fall irgendetwas zwischen uns«, versuchte ich mein Geständnis abzuschwächen.
    »Er ist dir zur Hilfe gekommen.«
    »Mich würde nicht wundern, wenn er sie mir erst auf den Hals gehetzt hat.«
    »Um dann als dein weißer Retter dazustehen?«
    »Ich weiß es nicht.« Ich starrte die weißen Lilien an, die auf einmal sehr hämisch wirkten. War es wirklich erst zwei Tage her, seit er sie mir geschenkt hatte?
    »Menschen können sich ändern«, schlug Daria vor. Doch sie wirkte ein wenig hilflos, weil sie genau wusste, was damals passiert war. Und sie war die Einzige, die nie mit einem »wenn« oder einem »aber« gekommen war.
    »Meinst du, er hat es bemerkt?«, fragte ich kläglich.
    »Ist das eine ernste Frage? Du hast ihn beinahe zu den drei anderen befördert.«
    Wieder regte sich Wut in mir, dieselbe Wut, die ich schon letzte Nacht gespürt hatte, als sich Jonah so großzügig angeboten hatte, Daria bei sich aufzunehmen. Aber erst jetzt war ich in der Lage, einen Schritt an dem Affront und der nagenden Eifersucht in meinem Inneren vorbeizudenken.
    »Großer Gott!« Ich drehte mich zu Daria um. »Er WEISS es!«
    »Er weiß was?« Sie sah mich verwirrt an, und ich hätte sie am liebsten wegen ihrer Begriffsstutzigkeit geschüttelt.
    »Er weiß, dass du ausgebrochen bist.«
    »Hast du dir schon mal überlegt, wegen deiner Paranoia ehrlich zu deinem Doktor zu sein?«
    »Sehr witzig …« Ich warf den Plastikbecher, den ich zusammen mit dem Morgenkaffee nach oben geschmuggelt hatte, in meinen Abfalleimer. »Seine Worte waren: »Du weißt, dass du bei mir zu Hause immer willkommen bist, auch über Nacht, da du einen sicheren Schlafplatz brauchst.««
    Daria sah mich immer noch verständnislos an, so dass ich mich genötigt sah, zu ergänzen: »Er hat das »sicher« betont und meinte ganz sicher nicht mich mit dem Unsicherheitsfaktor.«
    Nach Sekunden formte sich Darias Mund zu einem »O« und ihre Stirn legte sich in Falten. Dann schüttelte sie den Kopf. »Woher soll er das wissen?«
    »Sag du es mir!«, schlug ich aus einem Gefühl heraus vor. Paranoid? Wer ich?
    »Ich glaube nicht, dass er es weiß – ich denke, er hat geraten. Ich gehe nicht auf deine Schule und es ist mitten im Schuljahr. Falls ich also wirklich eine Bekannte von deiner alten Schule bin, dann ausgebrochen.«
    Wow, Denken um zehn Ecken. Dann war Jonah noch intelligenter – und gefährlicher – als ich bisher befürchtet hatte. Aber die wirklich gefährliche Frage war doch die: Wenn er es ahnt, warum hat er niemanden informiert?
    Irgendetwas müsste doch für ihn dabei herausspringen, denn es gab nicht einen einzigen Grund, warum er nicht petzte. Ergo: Er wusste es nicht und ich interpretierte zu viel in seinen Satz hinein.
    Aber warum sah Daria schuldbewusst aus? »Alles okay?«
    Sie sah mich an und der Eindruck verflog als hätte ich ihn mir eingebildet. »Sorry, ich war nur kurz besorgt.«
    Ich nickte verständnisvoll. DAS Gefühl kannte ich – allerdings ohne das »kurz« davor.

    Ich lehnte mich auf meinen Queue und kam mir herrlich normal vor. Ich ging mit meiner besten Freundin, meinem Lieblingsstiefbruder und meinem Beinahe-Freund Billardspielen. Mal abgesehen davon, dass meine beste Freundin aus einem Schwererziehbaren-Internat ausgebrochen war und mein Beinahe-Freund ein lügender Herzensbrecher, war alles in bester Ordnung. Na gut, eigentlich war gar nichts in bester Ordnung, denn wir waren hier, um wegen der schlafenden Mädchen zu recherchieren.
    Ich warf Daria einen Blick zu, doch sie schien ihren Plan bereits ad acta gelegt zu haben. Andere Gemeinsamkeiten der Opfer

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