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Traumtagebuecher

Traumtagebuecher

Titel: Traumtagebuecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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und schon begann den Tisch zu decken.
    Sie sah ihn irritiert an, dann begann sie übers ganze Gesicht zu strahlen. Als wenn es ihn kümmerte, wie sie aussah. Aber naiv und verliebt wie sie war, stürmte Meg nach oben. Dicht gefolgt von Tiger. Wie konnte man eine mausgraue, elefantenfette Katze eigentlich Tiger nennen? Kopfschüttelnd drehte ich mich um. Erst jetzt bemerkte ich, dass ich etwas übersehen hatte. Ich war allein. Mit Klaus. Zum ersten Mal, seit ich ihn mit seiner Affäre konfrontiert hatte. Mein EQ musste wirklich in die Reparatur.
    »Tee?«
    Klaus zauberte eine Thermoskanne, die ich bisher noch nicht kannte, aus einer versteckten Ecke hinten im Vorratsschrank und schüttete den Inhalt in zwei Becher. Es roch verführerisch nach schwarzem Tee und Zimt.
    »Heimlich vorgebrüht, deswegen ist er auch nicht vergiftet.« Er warf einen Blick in die Richtung in die Meg entschwunden war, und ich musste lachen.
    »Ich dachte an deinem Geburtstag teile ich eines meiner Geheimnisse mit dir.« Er deutete verschwörerisch auf das Versteck und trotz seines Bartes konnte ich ein Lächeln auf seinen Lippen ausmachen. Stand ihm. Auch wenn mir das »eines« ein Frösteln über den Rücken laufen ließ.
    Dessen ungeachtet löste sich Klaus von dem Schrank und griff in die Plastiktüte. »Herzlichen Glückwunsch!«
    Statt der Essensverpackungen befreite er eine kleine Topfpflanze und reichte sie mir. »Pfefferminz ist nicht sehr originell, aber du weißt ja … Pflanzen haben eine Bedeutung …«
    Und abgesehen von der lilafarbenen Vase fand ich das Geschenk auch wundervoll – auch wenn ich keine Pflanzen-Bedeutungen kannte. »Danke.« Ich strich über den Rand der Vase. Immerhin wird sie farblich in mein Zimmer passen. Verdammt!
    »Hast du sonst noch Wünsche zum Geburtstag?«
    »Ich … ja … mein Zimmer.« Doppelt verdammt! Musste ich denn wirklich jeden gottverdammten Gedanken laut aussprechen, wenn Klaus da war?
    »Was ist mit deinem Zimmer?« Der Mann meiner Tante wirkte mehr interessiert als pikiert und dank seiner Frage konnte ich jetzt ja schlecht eine Ausrede anführen. Also konnte ich auch gleich bei der Wahrheit bleiben. »Ich bin keine 10 mehr und eine Elfe bin ich nie gewesen.«
    Klaus lachte. Das erste Mal in meinem Leben, dass ich ihn lachen hörte. Holt den Notarzt.
    Mir kam ein Gedanke, der mein eigenes Lachen sofort erstickte. Klaus merkte es und verstummte ebenfalls. Aufmerksam sah er mich an, und ich begann mich zunehmend unwohler zu fühlen. Aber ich konnte nicht mehr. Noch einen Tag länger mit der Ungewissheit und der Angst und ich würde platzen.
    »Ich meinte … natürlich nur, wenn es sich überhaupt lohnt …« Das Gefühl, ich müsste ersticken, breitete sich in meinem Inneren aus und manifestierte sich in einem Kloß, der in meinem Hals steckte. Ich sollte keinen Kloß im Hals haben. Aber es war so verdammt schwer. Wie leicht ich es Meg und Klaus doch machte. Mein Onkel könnte mich einfach fortschicken und so weitermachen wie bisher. Affären, Liebschaften. Wer würde mir schon glauben, wenn ich eine aufgedeckte Liaison als Grund für meine zweite Abschiebung anführen würde?
    »Wie meinst du das?« Klaus stellte seine Tasse weg, sie knallte ein wenig zu fest auf den Tisch. Seine Stimme klang ungewohnt hart.
    »… wenn ich überhaupt bleiben darf …« Ich wagte nicht, ihn anzusehen. Zu groß war meine Angst davor, was ich in seinem Gesicht, in seiner Haltung, würde lesen können.
    »Natürlich darfst du bleiben.« Klaus klang ehrlich verwirrt und betroffen. Klar, wie kam ich bloß auf die abstruse und total weit hergeholte Idee, dass er mich loswerden wollte?
    »Oder WILLST du zurück?«
    Jetzt sah ich doch auf, nur um festzustellen, dass sein Gesichtsausdruck noch ernster und aufmerksamer war, als ich befürchtet hatte. Kurz war ich versucht »Ja« zu sagen. Wenn man nichts hatte, konnte einem auch nichts weggenommen werden. Im letzten Moment griff mein Verstand ein.
    »Um nichts in der Welt.« Ich krallte mich an meiner Teetasse fest und wünschte mir, sie wäre wärmer. Deutlich wärmer, um die Kälte in meinem Inneren zu vertreiben, und mit ihr die Angst.
    Klaus` Blick wanderte zu meinen Fingerknöcheln, die von meinem haltsuchenden Griff weiß geworden waren und seine Stimme war ungewohnt sanft und mitfühlend, als er wieder sprach. »Ich verspreche es dir.«
    Obwohl ich es nicht wollte, schöpfte ich Hoffnung. Dabei wollte ich doch gewappnet sein und knallhart bleiben können,

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