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Traumtagebuecher

Traumtagebuecher

Titel: Traumtagebuecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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vorher, die Stille war noch aufdringlicher – und die Bücher bedrohlicher. Ich schulterte meine Tasche und hielt mich an dem Gedanken fest, dass ich immerhin Jonah und Elijah entkommen war. Mit etwas Glück saß David tatsächlich noch in seinem Auto und wartete. Eine Bewegung schreckte mich auf. Aber es war nur das glitzernde Cover eines Buches. Kickboxen? Ein Kurs mit passender DVD. Ja, verdammt … Warum eigentlich nicht? Ich fühlte mich nach Kickboxen.
    Mit dem Buch in der Hand füllte ich das Ausleihformular aus und gab es der netten Frau am Schalter, bekam meinen Stempel und hatte die Bücherei verlassen, bevor ein potentieller Verfolger den Saal durchqueren konnte. Es war definitiv Zeit für eine weitere Kampfsportart.
    Drei Gänge weiter wusste ich, dass ich wirklich einen Verfolger hatte. Er war immer noch hinter mir, wirklich hinter mir her. Aber ich wollte weder fliehen noch schneller werden, obwohl mir meine Instinkte rieten, zumindest schnell die Treppe zu verlassen. Immerhin war ich die mit einem Kickbox-LehrgangsBuch in der Hand. Damit konnte ich ihn im Falle eines Falles K.O.schlagen.
    »Hei, bist du schon fertig?« David saß auf dem untersten Teil der Treppe und sah zu mir hoch. Anscheinend hatte er die Wartezeit dazu genutzt, seine Hausaufgaben über mehrere Stufen zu verteilen, statt sie abzuarbeiten. Ein echter Häufchenbilder vor Gott dem Herrn.
    »Ja, ging schneller, als geplant.«
    Ich ging an ihm vorbei und stoppte erst, als ich wieder ebenen Boden unter den Füßen hatte – und weit genug von der Treppe fort war, um einem Angreifer nicht den Vorteil einer erhöhten Position zu bieten. Aber es war niemand hinter mir.
    »Du wirkst nervös?!« Mit einem wischenden Handgriff bugsierte David seine Unterlagen und den darunterliegenden Dreck aus unzähligen Schuhsohlen und Tagen in seinen Rucksack.
    »War grade jemand hinter mir?«
    Einen Moment lang sah mich David an, als wolle er mir tatsächlich rote und blaue Pillen anbieten, oder zumindest eine Bemerkung über meine Paranoia machen. Dann zuckte er mit den Achseln. »Nein, hattest du jemanden erwartet?«
    Ohne meine Antwort abzuwarten, setzte er sich in Bewegung und ich musste mich beeilen, um wieder zu ihm aufzuschließen.
    »Danke, dass du gewartet hast.«
    Jetzt war er es, der nicht antwortete und mir dadurch überdeutlich mitteilte, warum er gewartet hatte. Nicht wegen mir, sondern wegen Klaus.
    Aber nicht einmal, als ich endlich in der Pseudo-Sicherheit seines Autos saß, brachte ich es über mich, wütend auf ihn zu werden. Zu dankbar war ich, weil er losfuhr und ich einer weiteren Konfrontation mit Jonah, der eben das Schulgebäude verließ, entkam.
    »Was ist?« David sah mich an, und einen Moment lang verhakten sich unsere Blick ineinander.
    »Jonah ist.«
    Doch als David anhielt und sich zum Schulgebäude drehte – ich mich natürlich auch – war niemand mehr zu sehen.
    »Da ist niemand.«
    »Natürlich nicht!«, gab ich zu. Aber wie hatte Jonah so schnell verschwinden können? Selbst die Schatten waren noch nicht tief genug, um eine wirkungsvolle Deckung zu bieten. »Aber er ist mir schon in der Bücherei nachgeschlichen und hat mich auch hinterher verfolgt … deswegen war ich auf der Treppe auch so nervös …« Ich starrte auf die Büsche und suchte nach einem Hinweis darauf, wohin mein Lieblingsfeind so schnell verschwunden war.
    »Liz? Du solltest deine Therapiestunden verdoppeln.« David wirkte ungewohnt ernst. »Ich glaube, dass du ernsthafte Probleme hast … Hier ist niemand – und hier WAR auch niemand.«
    Dass er seine Worte mit der notwendigen Dringlichkeit sagte und nicht nur aussprach, um mich zu nerven oder zu ärgern, machte mich wütend. Unglaublich wütend. Wie hatte ich auch nur für eine Sekunde glauben können, dass er mir glaubte?
    »Natürlich. Jonah hat mich ja damals, als du mich allein im Wald zurückgelassen hast, auch nicht eingesperrt und beinahe ertrinken lassen.« Ich starrte stur geradeaus, damit mein Stiefbruder nicht sehen konnte, wie sehr mich seine neuen Zweifel verletzt hatten. »Du hast mir ja nie geglaubt und bist nie für mich da gewesen. Nicht einmal, als ich dich um Hilfe angefleht habe. Da bist du einfach gegangen.« Hatte ich das Letzte laut gesagt? Vielleicht sollte ich damit einmal mit dem Slater reden: Über ungewollte Wahrheitssagerei … und darüber, dass ich vor Wut und unterdrückter Gefühle zitterte.
    Erst, als ich mir sicher war, nicht sofort auszurasten, sah ich zur

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