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Traumtagebuecher

Traumtagebuecher

Titel: Traumtagebuecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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dass ICH es tue .«
    Beinahe war ich erleichtert, als Klaus endlich fort war. Und erst dann wurde mir bewusst, dass sowohl ich als auch David bewegungslos verharrt hatten. Ich sah ihn an, seine Augen genauso groß und gehetzt, wie meine. Lag es daran, dass Megs Verhalten schlimmer wurde? Soziopathischer?
    »Was meint sie?«
    David sah fort, aus dem Fenster, hinter dem sich nichts Interessantes befand. Natürlich nicht.
    »David!« Ich flehte beinahe. »Wovon spricht Meg?« Wenn nicht jetzt, wann hatte ich sonst die Chance etwas zu erfahren? »Was ist mit Klaus` erster Frau geschehen?«
    Mein Stiefbruder sah mich düster an. Vorbei war der kurze Moment des blinden Verständnisses und des Vertrauens. Wortlos legte er den Schraubenzieher auf mein Regal und verließ mein Zimmer. Super! Was hatte ich jetzt schon wieder gemacht?
    Ich starrte die Tür an, die er wieder hinter sich geschlossen hatte. Ich war nicht die Seltsame in dieser Familie. Echt nicht!
    Erst dann fiel mir ein, dass Klaus` erste Frau ja auch Davids Mutter war.
    Ich Depp!

    Das Frühstück war in eisigem Schweigen verlaufen. Ohne Klaus und das allmorgendliche Ritual der Friedenszeitung fühlte ich mich seltsam leer und im Stich gelassen. So langsam beschlich mich das Gefühl, dass er vielleicht der einzige in dieser Familie war, der keine Vollmeise hatte. Geheimnisse mit Sicherheit, aber keinen Vogel.
    Beinahe war ich erleichtert, als David endlich aufstand. Stumm nahm ich unsere Lunchpakete und folgte ihm nach draußen. Erst im Auto und nachdem er den Motor gestartet hatte, wagte ich es, etwas zu sagen.
    »Es tut mir leid, David. Ich habe eben nicht nachgedacht und …« Weil mir nichts einfiel, mit dem ich mein achtloses Verhalten erkläre oder wieder gutmachen konnte, fügte ich noch ein leises »Entschuldigung« hinzu. Es wurde beinahe vom Anfahrgeräusch übertönt.
    Die Lippen fest zusammengepresst, die Augen stur geradeaus, sah es einen Moment lang so aus, als wolle er nicht antworten. Selbst seine absichtlich ungestylt wirkenden, wirkungsvoll zerstrubbelten Blondhaare wirkten irgendwie wütend. Dann atmete er tief durch. »Entschuldigung akzeptiert.«
    Entschuldigung akzeptiert? Wer bitte sprach denn so? Und überhaupt, immer hatte ich die Schuld und wenn ich mich dann schon einmal entschuldigte, dann … Entgeistert starrte ich David an, doch immer noch hing sein Satz irgendwo in meinem Gehirn fest und selbst sein Grinsen konnte mich nicht wirklich davon überzeugen, dass ich richtig gehört hatte.
    »Jetzt guck nicht so!« Er stupste mich mit der Rechten kameradschaftlich gegen die Schulter, richtete seine Aufmerksamkeit aber sofort wieder auf die Straße. Wieder schlich sich ein schelmisches Lächeln auf seine Lippen. »Es ist ja nicht so, als würde ich nie Fehler machen.«
    Moment mal! War das so was wie eine Entschuldigung von ihm an mich?
    Ich sah ihn prüfend von der Seite an, konnte aber nicht feststellen, ob er es ernst meinte oder sich insgeheim über mich lustig machte – vielleicht von beidem ein bisschen.
    »Was habe ich denn jetzt schon wieder falsch gemacht?« Er riskierte einen kurzen Blick zu mir, bevor er in den Rückspiegel sah und den Blinker setzte.
    Ich benötigte einige Sekunden, um meine Gedanken unter Kontrolle zu bekommen, neue Informationen zu sondieren und mir etwas Kluges einfallen zu lassen. »Abgesehen davon, dass wir in die andere Richtung müssen, nichts.«
    »DU hast doch gesagt, dass mit Jonah etwas nicht stimmt …«
    »Und?«
    »Ich denke, dass sollten wir überprüfen.«
    »Häh?« Ich starrte geradeaus, konnte David aber nicht folgen. »Wieso der Sinneswandel?«
    »Wegen gestern Abend.«
    Ich schwieg, weil plötzlich Schmetterlinge in meinem Bauch tanzten und mir über das Kribbeln ihres Fluges hinweg nichts Kluges einfiel. Genaugenommen fiel mir auch nichts Dummes ein.
    »Er war im Theater.«
    Er war im Theater? … Moment mal … gab es hier ein Gedankenecho?
    »Du hast ihn doch auch gesehen, oder?« Wieder sah mich David von der Seite an. Seine kleinlaut vorgetragene Frage forderte mich förmlich dazu auf, zu Verneinen. Aber mein Unterbewusstsein HATTE Jonah gesehen. Deutlich erinnerte ich mich wieder an meinen Traum und an das zweite bekannte Gesicht. »Hast du noch jemanden gesehen?«
    »Es war noch jemand dort?« David klang angespannt und ein wenig entsetzt. Unter normalen Umständen hätte es mir ein tiefes Gefühl der Befriedigung gegeben, meinen Stiefbruder so zu hören. Leider waren dies keine

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