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Traumtagebuecher

Traumtagebuecher

Titel: Traumtagebuecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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Blick auf mich legte er die Boxhandschuhe wieder zurück in den Wagen. »Du bist ein SEHR merkwürdiger Mensch.«
    Es klang nicht wie eine Beleidigung, deswegen fühlte ich mich genötigt, einen draufzusetzen. »Welcher Pizza-Esstyp bist du eigentlich?«
    »Hä?«
    »Randschneider, Dreiecksschneider, Bissenesser, Belagtrenner, Zusammenroller oder Tellerdreher? Und lässt du eigentlich einen Anstandshappen auf dem Teller zurück?«
    Seltsamerweise immer noch grinsend, hakte sich David bei mir unter und bugsierte mich samt Einkaufswagen Richtung Kasse. Dabei strahlte er mich an, als hätten wir ein echtes Date und neckte: »Okay, JETZT giltst du bei mir als offiziell psychologengeschädigt.«
    Merkwürdig, dachte ich und sah zu Boden, damit er nicht erkennen konnte, was ich dachte. An DIESEN David könnte ich mich glatt wieder gewöhnen. Ein Gedanke, der mir mehr Angst einflößte als alle Albträume zusammen und einen kalten Schauder über meinen Rücken laufen ließ.

    Vier Stunden später hatte ich es immer noch nicht geschafft, Davids ausgelassene Stimmung zu zerstören. Nicht den kleinsten Streit, nicht die winzigste Missstimmung hatte ich provozieren können – und ich hatte mir wirklich Mühe gegeben und selbst vor Fragen zu Jonah, seinen persönlichen Umständen, seiner Familie und ihrer Freundschaft generell nicht zurückgeschreckt.
    Schließlich hatte mich David mehr verletzt, als es jeder andere in meinem Leben. Und die Narben, die er in meinem Inneren hinterlassen hatte, schmerzten immer noch. Selbst, wenn ich nur daran dachte, ihm wieder zu vertrauen, begann meine Seele zu zittern.
    Leider dachten meine Gefühle anders. Immer wieder hatte ich mich dabei erwischt, dass es mir gefiel. Die Situation und mit ihm zusammen zu sein. Ohne Wenn und Aber. Seine Blicke, die wie zufälligen Berührungen, der Charme, der sich über mich ergoss, und die Aufmerksamkeiten, mit denen er mich bedachte.
    Verdammt! Ich brauchte Normalität – und böse Menschen, auf die man sich verlassen konnte. Was nutzten mir die besten Feinde, wenn sie plötzlich ihre freundliche Seite zeigen?
    Immer noch ein wenig verärgert über meine eigene Willensschwäche betrat ich dicht hinter David das Haus. Sekunden später deutete er mir, leise zu sein. Willkommen in der Normalität. Wenigstens darauf konnte man sich verlassen. Klaus schlief auf der Wohnzimmercouch.
    Wort- und kommentarlos ging David nach oben, mit mir als Leiseschleicher als Anhängsel. Die vertraute Umgebung und sein vertrautes Verhalten wirkten wie eine ernüchternde Dusche. Trotzdem fühlte es sich merkwürdig an, nach einem tollen Tag mit einem netten, jungen Mann keinen Abschiedskuss zu bekommen.
    Dem netten, jungen Mann schien es nicht so zu gehen, denn er war durch seine Tür verschwunden, bevor ich eine dumme Bemerkung deswegen machen konnte.

    Der schöne – nein, der perfekte – Tag hatte seinen Preis. Und die Nacht bat zur Kasse. In meinen Albträumen war es nicht Jonah der zu David sagte »Es macht mehr Spaß, wenn sie mir vertraut«, es war mein Stiefbruder selbst. Mein Stiefbruder, der mit Rebecka, Jessica und Astrid lachte – über mich.
    Aber selbst in diesem Moment der absoluten Enttäuschung und meiner Scham, wusste ich, dass es nur ein Traum war … ein absolut normaler, verständlicher Teenageralbtraum, der sich wie auf Kommando veränderte und in eine romantische Szenerie überging. David und ich bei der Vorstellung, mit einem bombastischen »Oh fortuna« auf der Bühne, und händchenhaltend. Wieso händchenhaltend? War das Elijah vorne auf dem Podest? Jonah, der sich in der Pause hinter einem Paar versteckte und David und mich beobachtete? Elijah im Chor? Jonahs Wagen auf dem Parkplatz?
    Ich wachte schweißgebadet auf, und trotz des Lichtes benötigte ich einige Sekunden, um vollständig im Hier und Jetzt anzukommen, Träume, Albträume und Erinnerungen zu trennen.
    Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Sie waren dort gewesen. Alle beide. Ich hatte nur keine Ahnung, wieso.

Kapitel 11
    Ich wurde lange vor dem Schrillen meines Weckers wach. Überraschenderweise nicht durch einen weiteren Albtraum. Weniger überraschend jedoch war der Streit zwischen Meg und Klaus – der Grund warum ich um 5:30 Uhr quasi aus dem Bett fiel.
    »Du hast mich nie geliebt.«
    »Scheiße!« Ich zog mir das Kissen über den Kopf, aber es half nicht. Die lautstarken Stimmen waren immer noch zu hören, und würden es vermutlich auch noch eine lange Zeit bleiben.
    Mit

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